Haimhausen: Drei Windräder sollen Strom für 10 000 Haushalte liefern – Dachau | ABC-Z

Seit November 2022 gilt die 10H-Regelung nicht mehr, die mit ihren großen Mindestabständen die Windkraft im Freistaat praktisch zum Erliegen gebracht hat. Jetzt, zwei Jahre später, tut sich wieder was: Am Freitagmorgen ist der Spatenstich für drei Anlagen im Nordwesten von Haimhausen gefeiert worden, mit Bürgermeister, Landrat, beteiligten Behörden und Firmen.
Sie alle erlebten schon beim letzten Stück der Anfahrt zu dem abgelegenen Waldstück, dass einiges an Infrastruktur nötig ist, damit der saubere Strom fließt. Statt des früheren Feldwegs gibt es jetzt eine feste Schotterstraße, im Wald sind große Flächen und Schneisen zu den drei Standorten abgeholzt worden. Damit sich die Räder den Wind nicht wegnehmen, müssen sie ein Stück auseinander liegen.
„Wir hätten die Windräder auch lieber an den Waldrand oder auf einen Acker gestellt“, versichert Vitus Hinterseher, Sprecher der Projektgesellschaft Windkraft Haimhausen. Doch die in Bayern geltenden Mindestabstände beziehen sich nun einmal vorwiegend auf Wälder, und so sind 4,5 Hektar gefallen. Zwei Drittel werden nach den Bauarbeiten wieder aufgeforstet.
Die Rotoren mit einem Durchmesser von 172 Metern überstreichen zwar jeweils eine Fläche von drei Fußballfeldern, allerdings bei einer Gesamthöhe von 261 Metern weit oben. Das restliche Drittel gefällten Waldes entsteht neu in der Nähe bei Kollbach.

Bernd Wust, zuständig für Rechtsfragen im Projektteam, wurde ein wenig politisch in seiner Ansprache. Er dankte den Anwesenden, vor allem der Genehmigungsbehörde im Landrasamt, dankte aber auch dem ehemaligen grünen Wirtschaftsminister Robert Habek. Er habe die 10H-Regelung gekippt und Windkraft auch in Bayern wieder ermöglicht.
Wust nutzte die Gelegenheit, um – so seine Worte – „eine kleine Predigt“ zu halten. Er appellierte, weniger konfrontativ zu kommunizieren und auch mal einzuräumen, dass der andere an der einen oder anderen Stelle Recht hat. Die Energiewende sei eine Systemwende, die eine Zusammenarbeit aller erfordere. Mit der neuen Wirtschaftsministerin dürfe es jetzt nicht wie bei Habek laufen, nur in umgekehrter Richtung: „Wenn wir so weitermachen, stärkt das nur die Ränder.“
Dass Haimhausen immer schon Vorreiter in Sachen Energie war, daran erinnerte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU). 2006 sei dort die erste Freiflächenphotovoltaikanlage in Bayern errichtet worden. „Wir brauchen die Energiewende, und eine unsichtbare Energiewende wird es nicht geben“, sagte er mit Blick auf den gerupften Wald. Allerdings werde es für Haimhausen laut dem Konzept des Regionalen Planungsverbands keine weiteren Windräder geben.
Felbermeier lobte an der vorliegenden Betriebsstruktur die Wertschöpfung vor Ort. Regionale Sparkassen, Tiefbaufirmen, Pachteinnahmen, Gewerbesteuer, alles bleibe in der Region. Dazu kämen über 200 Privatleute, die sich, wie das Haimhausener Kommunalunternehmen Energie, an der Finanzierung beteiligt haben. Dass es nicht bei den drei Rädern bleiben wird, prognostizierte Landrat Löwl (CSU): „In den nächsten zwei Jahren werden gut 30 Windkraftanlagen im Landkreis zumindest genehmigungstechnisch entstehen.“

„Eine Landschaft ohne Infrastruktur ist schöner, da sind wir uns alle einig“, sagte auch Vitus Hinterseher. Aber unsere Generation habe die Verantwortung für künftige Generationen, und dazu gehöre auch eine nachhaltige Energieversorgung.
Mehr als 37,5 Millionen Euro investiert die Windkraft Haimhausen in die drei Windräder, die Strom für 10 000 Vier-Personen-Haushalte erzeugen sollen. Läuft alles nach Plan, schon von Ende kommenden Jahres an.