Habeck verrät: Meine Frau riet mir zum Weitermachen, dann schießt er gegen Söder | ABC-Z
Nachdem Protestierende ihn Anfang Januar 2024 auf einer Fähre von Hallig Hooge blockiert und beschimpft haben, habe er erwogen und seiner Frau angeboten aufzuhören, sagte Habeck im Podcast des Nachrichtenportals „t-online“. „Sie hat gesagt: Jetzt erst recht. Jetzt ist kein Grund, in den Sack zu hauen und aufzugeben.“
In einem öffentlichen Amt in dieser herausfordernden Zeit „soll man nicht zimperlich sein“, sagte Habeck. „All die Demonstrationen, die Debatten, die Kritik, die im Zweifelsfall negativen Schlagzeilen, die muss man ertragen. Da darf man nicht dünnhäutig daherkommen. Ich hatte mir aber immer vorgenommen, einen Bereich zu schützen, nämlich den privaten Bereich. Meine Familie nicht in das öffentliche Licht zu zerren. Und der private Schutzraum ist natürlich zu Hause und Hallig Hooge ist quasi zu Hause bei mir vor der Haustür.“
Habeck: Union erlebt ihre eigene Zeitenwende
Außerdem kritisierte Habeck die Union erneut für ihre Wahlkampfversprechen. „Die Union merkt, glaube ich, gerade, dass sie ihre eigene Zeitenwende erlebt“, sagt Habeck im „t-online“-Podcast. Sie verwickle sich in ihre Widersprüche, weil ihr Programm 100 Milliarden Euro Defizit pro Jahr bedeute. „Ehrlicherweise weiß man gar nicht, wie man sich dazu verhalten soll, weil da steht viel Schönes oder auch nicht so Schönes drin, aber es ist einfach null gegenfinanziert.“
Die Union habe sich die letzten drei Jahre nur zurücklehnen müssen und sagen: „Guckt euch mal die Ampel an, die streiten immer, wir werden es besser machen.“ Jetzt sei die Ampel weg. „Dahinter kann sich keiner mehr verstecken“, sagte Habeck. „Jetzt gucken sich alle das Programm der Union an und siehe da, es hält noch nicht mal dem ersten Lackmustest stand. Ich kann mich dazu gar nicht verhalten, weil das einfach alles Wolkenkuckucksheim ist.“
Habeck schießt gegen CSU-Chef: „Müssen Sie Söders Psychotherapeuten fragen“
Gefragt danach, was Markus Söder zu den Angriffen auf ihn und die Grünen treibe, sagte Habeck: „Das müssen Sie Markus Söders Psychotherapeuten fragen.“ Söder Kritik habe wenig mit den Grünen zu tun, „sondern mit dem Versuch, den Wahlkampf der Union ein weiteres Mal zu torpedieren“. Markus Söder sei das Problem von Friedrich Merz. „Er hat 2021 den Wahlkampf von Armin Laschet bewusst torpediert“, sagte Habeck. „Und das wiederholt sich jetzt scheinbar.“
„Der Gedanke, dass jemand die Grünen nicht wählt, weil Markus Söder das sagt, ist natürlich absurd“, sagte Habeck. „Das kann er auch selber nicht glauben.“ Und: „Wer mit der Politik von Markus Söder nicht einverstanden ist, der wählt die Grünen.“
Habeck: Nicht genug getan, um aus Krise herauszukommen
Habeck bezeichnete es zudem als Fehler, in der Ampel nicht genug gegen die Wirtschaftskrise getan zu haben. Auf die Frage, welchen Anteil er als Wirtschaftsminister an der Lage habe, sagte Habeck „t-online“: „Nicht genug getan zu haben, aus der Krise herauszukommen, weil die Möglichkeiten dafür nicht da waren.“
Das sei „rückblickend einer der Fehler der Ampelregierung gewesen“, sagte Habeck auf die Nachfrage, ob er als Vizekanzler stärker darauf hätte drängen müssen. Natürlich habe man nicht gewusst, wie lange der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauern würde. „Aber ich habe ja am Anfang des Krieges einmal ausgesprochen: Dieser Krieg wird uns ärmer machen. Das war nicht so dahergesagt“, sagte Habeck. „Aber es folgte halt nichts oder nicht etwas, das groß genug war.“ Rückblickend sagte Habeck: „Wir hätten auf die konjunkturelle Schwäche, wie man es eigentlich in Krisen macht, mit einem Konjunkturpaket reagieren müssen.“
Habeck sagte in dem Interview außerdem, dass er „die Ampel immer als vertane Chance“ erinnern werde. „Man muss ehrlicherweise einräumen, dass diese Regierung dann irgendwann ihre Zukunft hinter sich hatte. Da war kein Staat mehr mit zu machen. Niemand wollte uns mehr und wir selber konnten uns auch nicht mehr gut ertragen“, sagte Habeck. „Aber der Ansatz, dass eine ökologische, eine liberale und eine sozialdemokratische Partei, dass gesellschaftlicher Ausgleich, ökologische Erneuerung und ein liberaler Rechtsstaat gut zusammenpassen, war eigentlich richtig erkannt. Aber dann aus verschiedenen Gründen schlecht gemacht.“