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Haar bei München: SPD-Fraktion spaltet sich – Landkreis München | ABC-Z

Der jüngsten Attacken gegen Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) haben für Martin und Nadine Metzger das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie haben die SPD-Fraktion verlassen und die neue Gruppierung „Unabhängige Bürger Haar“ (UBH) gegründet. Martin Metzger begründete den Bruch am Dienstag im Gemeinderat mit dem Konfrontationskurs, den ihr Fraktionskollege Peter Paul Gantzer gegen Bukowski fahre. Das Ziel müsse sein, „Blöcke aufzubrechen“, statt sich fortwährend zu streiten. Ohne die AfD zu nennen, sagte Metzger, davon profitierten nur Kräfte, „die wir hier nicht haben wollen“.

Zwischen Gantzer und Bukowski kracht es immer wieder. Die erste Zeit hatte der langjährige Landtagsabgeordnete der SPD, der in seinen alten Tagen noch in den Gemeinderat eingezogen ist, dem politischen Quereinsteiger genussvoll seine Unerfahrenheit hin gerieben. Nach gut vier Jahren im Amt stößt sich Gantzer mehr und mehr an dessen Amtsverständnis. So prangerte er an, einem Gastronomen und Parteifreund den Haarer Anger mitten im Ort allzu großzügig für ein Weinfest überlassen zu haben. Eine nachgeschobene Dienstaufsichtsbeschwerde wegen „Spezlwirtschaft“ entwickelte sich aber zum Bumerang. Die Rechtsaufsicht fand nichts Verwerfliches und rügte Gantzer wegen einer Vorverurteilung.

Nun führt die forsche Art des früheren Berufspolitikers dazu, dass die SPD-Fraktion von zehn auf acht Mitglieder schrumpft. Wobei Gantzer das Duo Metzger – Vater und Tochter sind aus Salmdorf – auffordert, ihre Mandate niederzulegen und für SPD-Nachrücker freizumachen. Beide kandidierten 2020 auf der SPD-Liste, ohne Parteimitglieder zu sein. Sie verpassten zunächst den Einzug und rückten später nach. Gantzer hält ihnen vor, die Partei habe damals die Kosten ihrer Kandidatur getragen und trotzdem hätten beide sich nach ihrem Einzug ins Gremium geweigert, Fraktionsabgaben zu zahlen. Sie hielten die Amtsführung des Bürgermeisters für korrekt, „nur weil die CSU das sagt“. Er lasse es sich nicht nehmen, diese kritisch zu hinterfragen. Er werde spannend, zu sehen, wie sich die UBH bei der Wahl 2026 positionierten oder auf welcher Liste die Metzgers dann antreten.

Vorerst haben die Unabhängigen im Gemeinderat zwischen Grünen und FDP ihren Platz gefunden. Martin Metzger ist deren Sprecher und sagt, er wolle keinen Anschein einer Nähe zu irgendwem. Die Dienstaufsichtsbeschwerde habe er als „völlig drüber“ erlebt. Der Gemeinderat müsse den Bürgermeister kontrollieren. Aber: „Wenn man solche Geschütze auffährt, wo geht das hin?“ Er wolle über Parteigrenzen hinweg etwas bewegen. „Der Bürger will das nicht“, sagt Metzger zu den Konflikten. Irgendwann sei das Klima „vergiftet“. Über die Zukunft der UBH will Metzger nicht spekulieren. Bisher gibt es im Haarer Gemeinderat weder Freie Wähler oder unabhängige Wählergruppierungen.

Bürgermeister Andreas Bukowski (von rechts) vereidigt Sarah Schottlaender (SPD) und Karl-Heinz Bitzer (CSU), der Andreas Schwarcz (Mitte) nachfolgt. (Foto: Janina Ruthenkolk)

Für die SPD ist der Bruch ein schmerzhafter Aderlass. Sie war über Jahrzehnte die bestimmende Kraft und agierte mit absoluter Mehrheit im Gemeinderat. Bei den Wahlen 2014 landete sie dann auf Augenhöhe mit der CSU. 2020 zog die CSU mit 13 Gemeinderäten sogar an der SPD mit zehn vorbei. Jetzt hat die SPD noch acht Mandatsträger. Das stehe nicht gerade für Aufbruch, räumt SPD-Fraktionschef Thomas Fäth ein. Die Entscheidung von Martin und Nadine Metzger könne er „nicht nachvollziehen“. Er hätte das gerne intern noch abgewendet. Die Fraktion habe entschieden, wegen des auch aus seiner Sicht problematischen Weinfests nachzuhaken. Aber die Dienstaufsichtsbeschwerde, sagt Fäth, habe Gantzer betrieben. Diese hätte es auch seiner Meinung nach nicht gebraucht.

Derweil dreht sich das Personalkarussell im Gemeinderat weiter. Bei der SPD nahm am Dienstag Barbara Lösch ihren Abschied und bei der CSU Andreas Schwarcz. Bürgermeister Andreas Bukowski vereidigte bei der SPD Sarah Schottlaender als Nachfolgerin und bei der CSU Karl-Heinz Bitzer. Damit haben sich acht von 30 Gemeinderatsmitgliedern innerhalb von viereinhalb Jahren aus dem Gremium verabschiedet: bei den Grünen einer, bei der CSU zwei und bei der SPD mittlerweile fünf.

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