Cinja Tillmann und Svenja Müller gewinnen Bronze bei der Beachvolleyball-EM | ABC-Z

Das Lob prasselte auf die Gastgeber nieder wie der Regen auf die Sandplätze des Düsseldorfer Rochusclubs. „Deutschland weiß, wie man Sport-Events ausrichtet“, sagte Viertelfinalteilnehmer Arnaud Gauthier-Rat aus Frankreich, der im Vorjahr immerhin die epischen Olympischen Spielen von Paris als Aktiver miterlebte. „Wir genießen die Atmosphäre“, erklärten die norwegischen Weltklassespieler Anders Mol und Christian Sørum und verbeugten sich vor dem ebenso fachkundigen wie begeisterungsfähigen Publikum bei dieser Europameisterschaft: „Die Deutschen kennen sich aus im Beachvolleyball.“ Sie waren laut und eindeutig parteiisch, die Zuschauer im Rheinland – zugleich aber fair gegenüber den Gästen, was von Spielern aller Länder ausdrücklich honoriert wurde.
Die einheimischen Teilnehmer zeigten sich ebenfalls als gute Gastgeber. Immerhin zwölf deutsche Teams durften dank der großzügigen Wildcard-Vergabe durch den Europäischen Volleyball-Verband antreten. Somit standen an den ersten beiden EM-Tagen bei fast jeder Partie deutsche Spieler auf dem Center Court, was die Stimmung in der zumeist ausverkauften Arena mit jeweils 3500 Zuschauern zusätzlich anheizte. Doch außer Sympathiepunkten konnten sie in der Endabrechnung nicht allzu viel mitnehmen. Die Deutschen waren an 40 der 112 EM-Partien beteiligt, gewannen aber nur 18.
Überraschungs-Gold für die Ukraine
Als es am Sonntag um die Medaillen ging, waren nur noch Cinja Tillmann und Svenja Müller mit von der Partie. Und auch die Europameisterinnen des Vorjahres durften nicht in ihrer Wunschbegegnung spielen, sondern mussten eine gute Stunde vor dem Finale antreten. Im Spiel um Platz drei setzten sie sich dann knapp, aber verdient mit 2:0 Sätzen (21:18, 21:19) gegen die Spanierinnen Daniela Alvarez Mendoza und Tania Moreno durch. Müller/Tillmann belohnten sich damit für ihr insgesamt starkes Turnier und gewannen die erhoffte Medaille für den Deutschen Volleyball-Verband (DVV).
Am Vortag waren die deutsche Spitzenspielerinnen noch an ihren Erwartungen gescheitert und hatten ihr Halbfinale gegen Clemence Vieira und Aline Chamereau überraschend 0:2 verloren. Die Französinnen unterlagen dann im sonnigen Finale mit 1:2 (23:21, 18:21, 14:16) den Ukrainerinnen Maryna Hladun und Tetiana Lasarenko. Es war eine unerwartete Finalbegegnung mit der kein Experte gerechnet hätte, wie Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink einräumte, der die EM für „Sportdeutschland.tv“ kommentierte.
Bei den Männern kam es dagegen zum Endspiel zwischen zwei Top-Teams aus Skandinavien. Die Olympiasieger von 2024 – David Ahman und Jonatan Hellvig aus Schweden – trafen auf jene von 2021: die Norweger Anders Mol und Christian Sörum.
„Planbar ist alles außer Erfolg und Wetter“
Das beste deutsche Duo, Nils Ehlers und Clemens Wickler hatte dagegen im Viertelfinale am Samstag wie schon im Olympiafinale vom Paris das Nachsehen gegenüber Ahman/Hellvig. Zwei weitere deutsche Nationalteams mit Perspektive für Olympia 2028, die Brüder Jonas und Benedikt Sagstetter sowie Paul Henning und Lui Wüst, scheiterten im EM-Achtelfinale.
Auch bei den Frauen trennten sich in der Runde der besten 16 die Hoffnungsvollen von den Erfolgreichen: Louisa Lippmann und Linda Bock, Karla Borger und Hanna-Marie Schieder sowie Sandra Ittlinger und Anna-Lena Grüne hatten in den Vorrunden mit jeweils zwei Siegen bei einer Niederlage durchaus überzeugt, kamen aber in der entscheidenden Turnierphase nicht über das Minimalziel hinaus. Fünf weitere deutsche Teams nutzten die EM vor allem, um Erfahrungen zu sammeln – schieden aber erwartungsgemäß nach der Vorrunde aus
DVV-Präsident Markus Dieckmann, als Aktiver selbst Europameister 2002 und 2004, ist auch als Funktionär durchaus ehrgeizig, wollte Erfolg und Misserfolg der Veranstaltung aber nicht ausschließlich vom Erringen von Medaillen abhängig machen. „Unser Ziel war, die Sichtbarkeit der Sportart zu erhöhen“, sagte Dieckmann. Und das sei mit dieser EM voll gelungen. „Planbar ist alles“, so Dieckmanns Fazit – „außer Erfolg und Wetter“.