Grüne: Katharina Schulze wird 40 – und dürfte Ministerpräsidentin werden, theoretisch – Bayern | ABC-Z

Zum 40. Geburtstag verschenken garstige Leute gerne mal Glückwunschkarten, die maximal uncharmant auf das Alter anspielen. „Als Whiskey wärst du ein echt edler Tropfen“, solche Sprüche sind noch die mildere Variante. Für Seriosität sorgt da zumindest die künstliche Intelligenz, sie teilt auf Nachfrage mit: „Zum 40. Geburtstag werden oft Meilensteine im Leben reflektiert und neue Wege in Betracht gezogen.“
Womit man schon bei Katharina Schulze wäre, der Fraktionschefin der Grünen im Landtag. Sie wird an diesem Freitag 40 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, na klar! Aber ist das wirklich eine Betrachtung wert? Nun, diese Zahl gerade bei dieser Person ist schon etwas, was landespolitische Connaisseure aufhorchen lässt. Oder besser gesagt: aufhorchen ließ.
Mit 40 Jahren, so sieht es die Bayerische Verfassung vor, darf man Ministerpräsident werden. Die Grünen hatten auch im Freistaat mal bessere Zeiten, vor vier, fünf Jahren waren Umfragewerte von 20 Prozent oder mehr drin. Das war, sagen wir mal, eine Grundlage für legitime Träumereien der Partei. Und dazu zog auch ein handfester Disput auf: Die Grünen wollten die Altersgrenze ändern, Schulze war ja unmittelbar von der Hürde betroffen. Obwohl sie neben Ludwig Hartmann Spitzenkandidatin zur Landtagswahl 2023 war, hätte sie nicht Ministerpräsidentin werden dürfen. „Altersdiskriminierung“, so lautete der Vorwurf, diesmal halt in umgekehrter Richtung.
Bereits im Sommer 2022 hatten die Grünen versucht, die Regel über eine Gesetzesänderung zu kippen. Die CSU habe „Angst vor Katharina Schulze“, orakelte da der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher. Schmarrn, konterten sie in der CSU, es brauche einfach „eine gewisse Lebenserfahrung“ fürs Amt. Gestritten wurde auch darüber, was 2018 wirklich passiert war. Damals erwog Markus Söder eine Amtszeit-Begrenzung für Ministerpräsidenten. Die Grünen sperrten sich gegen die Verfassungsänderung. Ob intern die Altersregel als Teil der Reform angeboten wurde – die CSU sagte so, die Grünen so.
Die nächste Landtagswahl ist erst 2028 angesetzt
All der Streit löst sich jetzt ganz natürlich auf, mit dem runden Geburtstag. Nur ist Schulze derzeit von Söders Job weiter weg als je zuvor. Und das mit der „Angst“, seinerzeit ein Körnchen Wahrheit in sich tragend, taugt in der CSU heute als echter Schenkelklopfer. Bei der Landtagswahl waren es am Ende nur 14,4 Prozent für die Grünen; und die jüngste Bundestagswahl ging noch schlechter aus.
Die Frage stellt sich also nicht akut. Hinzu kommt: Die nächste Landtagswahl ist regulär 2028 angesetzt. Und doch deutet vieles darauf hin, dass sich Schulze für diesen Termin ganz langsam warmläuft, um dann die Rolle als Herausforderin auszufüllen: Inzwischen führt sie ihre Fraktion alleine, als Solo-Spitze. Und kaum ein Thema gibt es, zu dem sie nicht ergänzend zu den Fachpolitikern Stellung nimmt. Dass sie mit Abstand das bekannteste Gesicht der bayerischen Grünen ist und erst mal bleiben wird – damit übrigens auch Zielscheibe von Hass und Häme –, ist ohnehin unbestreitbar.