Grüne in Berlin-Pankow wählen Direktkandidaten ab | ABC-Z
Sechseinhalb Wochen vor der Bundestagswahl haben die Grünen im Berliner Bezirk Pankow ihren Direktkandidaten für den gleichnamigen Wahlkreis ausgetauscht. Bei einer Versammlung am Abend beschlossen sie, am 23. Februar statt des Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar die Landesabgeordnete Julia Schneider ins Rennen zu schicken. Hintergrund für die Entscheidung sind Belästigungsvorwürfe gegen Gelbhaar, die der Politiker zurückweist, als „Lüge“ bezeichnet und gegen die er sich juristisch wehrt.
Bei der Wahlversammlung kandidierten drei Bewerber, darunter Gelbhaar selbst. Am Ende setzte sich Schneider mit 74,3 Prozent durch. Mitte November war noch Gelbhaar mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten der Grünen für Pankow gewählt worden. Er sitzt seit 2017 im Bundestag und hatte bei der Wahl 2021 das Direktmandat gewonnen. Seine Karriere im Parlament steht damit vor dem Ende, da er nicht auf der Landesliste seiner Partei steht.
„Das sind Lügen. Das kann ich auch belegen“
Gegen Gelbhaar wurden mehrere Belästigungsvorwürfe laut, er habe Frauen sexuell belästigt. So wird ihm von anonymer Stelle vorgeworfen, etwa am 6. November 2023 einer Frau in ihrem Zuhause K.O.-Tropfen verabreicht zu haben. Gegenüber dem Portal „Business Insider“ stritt er jegliche Vorwürfe ab. „Das sind Lügen. Das kann ich auch belegen“, sagte er.
An jenem 6. November sei er auf einer Abendveranstaltung gewesen. „Das ist mit einem Tonmitschnitt und Fotos gut belegt. Mich haben auch viele Leute gesehen, da ich auf dem Podium saß, über zwei Stunden lang. Danach bin ich mit mehreren Menschen gemeinsam von dieser Veranstaltung nach Hause gefahren, war also auch nichts trinken. Gleich mehrere Menschen haben dafür eidesstattliche Versicherungen abgegeben.“ Auch andere Vorwürfe weist er vehement zurück, versicherte er.
Bis heute sei er von der Ombudsstelle der Grünen nicht über die konkreten Vorwürfe informiert worden, heißt es in dem Bericht weiter. „Die Ombudsstelle hat gesagt, es gebe Meldungen. Konkret wurde es nicht.“ Er habe inzwischen Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung gestellt, erklärt er. Gegen ihn liegen bislang keine Strafanzeigen vor, bestätigt die Berliner Staatsanwaltschaft auf Anfrage des Portals.
Die Wahl in Pankow hatte sich am Abend in die Länge gezogen. Berichtet wurde, dass der Saal für die Wahlversammlung vollständig ausgelastet gewesen sei.