Großer Polizeieinsatz nach Vorfall auf Paradeplatz | ABC-Z

In Mannheim ist am Rosenmontag ein Auto in eine Personengruppe in der Innenstadt gefahren. Dabei kam ein Mensch ums Leben, wie die Polizei am frühen Nachmittag mitteilte. Am Nachmittag berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Sicherheitskreise von einem zweiten Toten. Zwischen fünf und zehn Personen wurden laut dpa verletzt. Genauere Angaben zur Anzahl sowie zur Schwere der Verletzungen konnte die Polizei vorerst nicht machen.
Wie die Polizei weiter mitteilte, konnte ein Tatverdächtiger ermittelt und festgenommen werden. Laut dpa handelt es sich um einen deutschen Staatsbürger. Er sei mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Polizei gehe nicht davon aus, dass es weitere Mittäter gebe. Weitere, gesicherte Informationen gibt es laut Polizeiangaben vorerst nicht.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wolle sich am Nachmittag ein Bild der Lage vor Ort verschaffen, teilte ein Regierungssprecher mit.
Das Auto fuhr „sehr, sehr schnell“
Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben um 12.15 Uhr am zentralen Paradeplatz. Polizei und Rettungskräfte sind im Großeinsatz, schwer bewaffnete Polizisten riegelten den Paradeplatz und weite Teile der Innenstadt ab. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz.
Laut Medienberichten soll das Fahrzeug vom Friedrichsring in die Innenstadt in Richtung der Einkaufsstraße Planken gefahren sein. Dort findet noch bis Dienstag ein Fasnachtsmarkt statt. Ein Zeuge, der zum Tatzeitpunkt als Handwerker in der Nähe gearbeitet hat, sagte der F.A.Z., er habe das schwarze Auto vom Wasserturm in Richtung des Paradeplatzes fahren sehen. „Es war sehr, sehr schnell“, sagte er.
Weitere Gefahrenlage nicht ausgeschlossen
Die Lage ist nach Angaben der Polizei noch nicht geklärt. Man könne nicht ausschließen, dass eine weitere Gefahrenlage bestehe, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. Er rief die Bevölkerung auf, das Stadtgebiet zu meiden. Die Bürger sollten sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Der Innenstadtbereich sei weiträumig geräumt worden. Das baden-württembergische Innenministerium warnte unter anderem via Warnapp Katwarn die Bevölkerung vor einer „lebensbedrohlichen Lage“.
Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, sagte ein Polizeisprecher. Angaben zu einem möglichen Täter oder zu Hintergründen könne man noch nicht mitteilen. Ob der Autofahrer gezielt in die dort aufgebauten Buden und die Menschenmenge fuhr, war am frühen Nachmittag noch unklar.
Vor Ort soll eine psychologische Betreuung eingerichtet werden, teilte die Polizei weiter mit. Diese soll die unmittelbar Beteiligten versorgen. Man richte zudem ein Hinweistelefon ein und eine Zeugensammelstelle.
Die Stadtspitze und die Mannheimer Polizei werten die Lage zur Stunde in einem Krisengespräch aus. An den Gesprächen waren auch der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und Innenminister Thomas Strobl (beide CDU) beteiligt.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat wegen der Ereignisse ihre Teilnahme am Rosenmontagszug in Köln vorzeitig abgebrochen. Die Ministerin werde laufend unterrichtet, teilte ein Sprecher mit. „Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stehen jetzt im Vordergrund“, fügte er hinzu.
Uniklinik bereitet sich auf Massenunfall vor
Die Uniklinik hat sich nach eigenen Angaben für einen möglichen Massenunfall mit Verletzten vorbereitet. Im Klinikum sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
Nach dem Unfall oder Anschlag in der Mannheimer Innenstadt werden bislang insgesamt drei betroffene Menschen in der Universitätsklinik behandelt. Die zwei Erwachsenen und das Kind seien mit hoher medizinischer Dringlichkeit eingestuft worden und würden akutmedizinisch versorgt, teilte die Klinik mit.
„Verschiebbare Operationen, die noch nicht begonnen hatten, wurden umgehend vom Operationsplan genommen, um zusätzliche Operationskapazitäten zu schaffen“, hieß es weiter. Es seien auch die Kapazitäten auf den Intensivstationen verstärkt worden.
In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben.
Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.