China & Taiwan-Konflikt: Forscher enthüllen Schreckensszenario | ABC-Z

Xi Jinping hat wiederholt betont, dass eine Vereinigung Taiwans mit China unvermeidlich sei. Auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas stellte er klar, dass Peking zwar eine friedliche Lösung bevorzuge, sich aber das Recht vorbehält, notfalls Gewalt anzuwenden. Bereits 2013 warnte Xi, die Taiwan-Frage „sollte nicht von Generation zu Generation weitergegeben werden“. In jüngsten Reden wiederholte er, dass Taiwan früher oder später unter Pekings Kontrolle gebracht werden müsse.
Die australische Denkfabrik Australian Strategic Policy Institute (ASPI) hat in einer umfassenden Analyse vier Szenarien untersucht, wie China Taiwan unter Druck setzen oder kontrollieren könnte:
Szenario 1: Der Schattenkrieg
Ein Szenario orientiert sich an der historischen „fünften Kolonne“: Geheime Netzwerke innerhalb des Gegners sollen die Regierung destabilisieren. Laut einem ehemaligen Leiter des taiwanesischen Militärgeheimdienstes operieren über 5000 Personen in Taiwan im Auftrag Pekings. ASPI beschreibt, dass diese Kräfte Taipeis Fähigkeit zur Regierungsführung erheblich schwächen könnten: „Eine fünfte Kolonne könnte kritische Infrastrukturen angreifen und Stromnetze, Eisenbahnen, Flugsicherungen und Wasseraufbereitungsanlagen lahmlegen.“ Bombendrohungen, Brandanschläge und die Anstiftung zu Unruhen würden die Gesellschaft zusätzlich destabilisieren. In Kombination mit Chinas Cyberfähigkeiten könnte so Chaos und Spaltung erzeugt werden, während Peking jede Beteiligung leugnet.
Auch interessant
Szenario 2: Quarantäne
Eine weitere Variante ist die wirtschaftliche und logistische Isolation Taiwans. China könnte behaupten, nationale Sicherheitsbedenken – etwa Waffenlieferungen oder biologische Bedrohungen – machten Kontrollen aller Lieferungen erforderlich. Mit mehr als 150 Hochseeschiffen könnte die chinesische Küstenwache eine solche Quarantäne durchsetzen, unterstützt durch Cyberangriffe und Desinformationskampagnen. ASPI warnt: „Der kumulative Druck könnte Taipei dazu zwingen, zu Pekings Bedingungen zu verhandeln.“
Lesen Sie auch: China zieht Schiffe vor Taiwan zusammen – „für Invasion gebaut“
Szenario 3: Invasion
Die riskanteste Option wäre eine militärische Invasion. Laut dem US-Geheimdienst CIA hat Xi seine Streitkräfte angewiesen, bis 2027 bereit zu sein. Die Taiwanstraße trennt die Insel vom Festland, was eine Landung logistisch erschwert. ASPI skizziert, dass die ersten Tage massive Raketenangriffe auf Flugplätze, Radaranlagen und Häfen umfassen würden, begleitet von Luftangriffen und amphibischen Landungen. Ein Konflikt dieser Art würde enorme menschliche und strategische Kosten verursachen. Eine US-Intervention könnte die Welt schnell an den Rand eines globalen Krieges bringen.
Auch interessant

Szenario 4: Blockade
Für ASPI erscheint eine Blockade als die realistischste Option. Anders als eine Quarantäne wäre eine Blockade absolut: Sie würde den Zugang von Schiffen und Flugzeugen zu Taiwan verbieten. China könnte die Marine einsetzen, um Häfen zu schließen, die Luftwaffe den Flugverkehr stören und U-Boote sowie Raketenplattformen positionieren, um ausländische Interventionen abzuschrecken. Unterseekabel könnten gekappt, kritische Infrastruktur sabotiert werden. Die Folgen wären gravierend: Taiwan ist stark auf Häfen angewiesen, seine Energiereserven und Notvorräte an Lebensmitteln und Treibstoff sind begrenzt. ASPI prognostiziert: „Die Erdgasversorgung würde nach zehn Tagen erschöpft sein, Kohle und Öl innerhalb weniger Wochen. Fällt die Stromversorgung auf 20 Prozent, käme die Industrie zum Erliegen.“
Claudio Bozzi, Rechtswissenschaftler an der Deakin University, erläutert in einer eigenen aktuellen Analyse zum Thema, dass eine Blockade flexibel skaliert werden könne: China könnte gezielt Handelsschiffe angreifen oder die Insel einfach vollständig einkreisen. Die letzte Variante würde Taiwan wirtschaftlich und politisch isolieren, ohne dass es zu offenen Kampfhandlungen kommt.
Licht aus? Militärische Simulationen des CSIS zur Blockade Taiwans
Auch das in Washington ansässige Centre for Strategic and International Studies (CSIS) hat in einer aktuellen Studie 26 militärische Simulationen durchgeführt, um die Auswirkungen einer chinesischen Blockade Taiwans zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Blockade nicht nur Taiwans Energieversorgung erheblich gefährden würde, sondern auch das Risiko eines großflächigen militärischen Konfliktes birgt. Laut dem CSIS-Bericht „Lights Out? Wargaming a Chinese Blockade of Taiwan“ ist eine Blockade „kein kostengünstiges, risikoarmes Unterfangen“ für Peking. Die Studie warnt, dass jede Blockade eskalierende Spannungen erzeugen kann, die schwer zu kontrollieren sind und zu einem groß angelegten Krieg führen könnten.

Gleichzeitig verdeutlichen die Simulationen, dass Taiwan besonders anfällig für eine Blockade ist. Das Land ist stark auf maritime Lieferungen angewiesen, und eine Blockade könnte die Energieversorgung innerhalb weniger Tage lahmlegen. Das CSIS betont, Taiwan müsse dringend Maßnahmen ergreifen, um seine Widerstandsfähigkeit zu stärken und eine Abschreckung gegenüber Peking aufzubauen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
Denn: Taiwanesische und US-amerikanische Streitkräfte rüsten sich für eine kurze, entscheidende Schlacht um die Taiwanstraße, wie auch ASPI in einer seiner Analysen schlussfolgert. „Sie rüsten sich nicht für eine langwierige Seeblockade, die sich über Millionen Quadratkilometer einsamen Ozeans erstrecken könnte.“ Am alarmierendsten sei, dass die Amerikaner den Versuch „vermasselt“ hätten, eine große Flottille kostengünstiger Fregatten zu beschaffen, die sich ideal für Konvoi-Begleitdienste eignen würden – die Art von Dienst, der eine chinesische Blockade zu akzeptablen Kosten durchbrechen könnte.