Grönlandwale: Tiere können ihre DNA schützen – profitieren davon auch Menschen? – Wissen | ABC-Z

Sie wiegen rund tausendmal so viel wie wir Menschen und leben oft mehr als doppelt so lange: Die außergewöhnliche Langlebigkeit von Grönlandwalen könnte einer Studie zufolge mit einer besonderen Fähigkeit zusammenhängen, Zellveränderungen zu reparieren und sich damit vor Erkrankungen zu schützen. Dies beschreibt ein Team des Albert Einstein College of Medicine in New York im Fachblatt Nature – und sieht in dieser Erkenntnis über die langlebigsten Säugetiere auch Potenzial für den Menschen.
Mit ihrem Gewicht von bis zu einhundert Tonnen bei Kühen und ihrer langen Lebensdauer von teils mehr als 200 Jahren müssten die Tiere gemäß gängigen Annahmen eigentlich ein hohes Krebsrisiko haben, schreiben die Autoren um Jan Vijg und Vera Gorbunova – doch dies sei nicht der Fall. Obwohl große Säugetiere enorm viele Körperzellen besitzen, erkranken sie seltener an Krebs als zu erwarten wäre – dieses Rätsel nennt man Petos Paradoxon.
Rätselhafte Resistenz: Warum Grönlandwale dem Krebs trotzen
Das New Yorker Team hat bei Grönlandwalen untersucht, wie stark krebserregende Reize wie UV-Strahlung die Entartung von Zellen begünstigen. Sie verglichen dies mit Veränderungen in menschlichen Fibroblasten, also Zellen, die Bindegewebe bilden. Das Ergebnis: Im Labor reichten bei Walzellen weniger gezielte Gen-Veränderungen aus, damit sie krebsartig wuchsen. Allerdings wiesen die Zellen der Grönlandwale insgesamt weniger Mutationen auf als die menschlichen Zellen.
Dies erklären die Forschenden damit, dass die Wale ihre DNA besonders erfolgreich reparieren. Analysen der Reparaturprozesse zeigten, dass bei bestimmten DNA-Schäden solche Reparaturen nicht nur häufiger stattfanden, sondern auch eine höhere Qualität hatten als beim Menschen.
Das untersuchte Gewebe stammte von ausgewachsenen Grönlandwalen vor Alaska, die indigene Gruppen zwischen 2014 und 2021 zum eigenen Verzehr gejagt hatten. In Kooperation mit den lokalen Organisationen vor Ort konnten direkt nach dem Anlanden der Wale an der Küste Gewebeproben entnommen werden, die später analysiert wurden.
Dass Wale offenbar besonders erfolgreich veränderte Zellen reparieren, liefert aus Sicht des Forschungsteams Ansätze für die weitere Entwicklung von Krebstherapien bei Menschen. Derzeit gebe es keine zugelassenen Therapien, die darauf abzielen, die Reparatur von DNA zur Vorbeugung von Krebs oder altersbedingtem Verfall zu stärken, schreibt das Team.
Als eine Einschränkung führen die Wissenschaftler an, dass beim Vergleich zum Menschen Fibroblasten betrachtet wurden – und nicht sogenannte Epithelzellen, in denen häufig Krebs entsteht.





















