Politik

Grönland: Was will Donald Trump mit Grönland? | ABC-Z

Der designierte US-Präsident will Grönland in die USA eingliedern. Wie realistisch ist das und warum ist das Land für ihn so interessant? Eine Übersicht



185
Kommentare

Der Sohn des designierten US-Präsidenten, Donald Trump Jr., besuchte vor wenigen Tagen bereits Grönland.
© Emil Stach/​Ritzau Scanpix/​Reuters

Der designierte US-Präsident Donald Trump sorgte am Dienstag für Aufruhr mit seiner Ankündigung, Grönland kaufen zu wollen. Er drohte damit, wirtschaftlich und womöglich militärisch Druck auf die Insel auszuüben. Was hat es mit diesen Plänen auf sich? Die wichtigsten Antworten im Überblick:

Was macht Grönland wirtschaftlich so interessant?

Unter den dicken Eisschichten Grönlands liegen wertvolle Bodenschätze. Darunter sind Öl und Gas, aber auch Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei. Ebenso gibt es in Grönland hohe Vorkommen an sogenannten Seltenen Erden. Das sind wertvolle Metalle, die unter anderem in Smartphones, Computern und Elektromotoren verbaut werden. Laut der Europäischen Kommission finden sich 25 der 34 “kritischen Rohstoffe”, die für Europas Zukunft als essenziell gelten, in Grönland. Durch den Klimawandel schmelzen die Eisschichten der Insel, dadurch sind viele dieser Ressourcen leichter erreichbar. Auch vor Grönlands Küste werden Rohstoffe vermutet. Die grönländische Regierung verbietet die Offshore-Förderung von Öl und Gas derzeit jedoch aus Umweltschutzgründen. Dass eine Trump-Regierung darauf Rücksicht nehmen würde, ist unwahrscheinlich. 

Welche Rolle spielt Grönland geopolitisch?

Die Insel ist das Tor zur Arktis und wird durch den Klimawandel immer wichtiger. Weil das ewige Eis immer weiter schmilzt, werden neue potenzielle Handelsrouten frei. Das gilt etwa für die Nordwestpassage, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Auch China hat ein Interesse an der Region und erhofft sich eine “arktische Seidenstraße” nach Nordamerika und Europa. Russland ist ebenso in der Region aktiv.  

Die Beziehungen zwischen Russland sowie China und den USA sind so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Würde Donald Trump Grönland kontrollieren, stiege sein Einfluss auf die konkurrierenden Weltmächte. Die Insel ist zudem militärisch wichtig für die USA. Auf Grönland liegt die Pituffik Space Base. Hier befindet sich ein Frühwarnsystem für ballistische Raketen, denn die Insel liegt auf der kürzesten Verbindung zwischen Europa und den USA.  

Wem gehört Grönland?

Grönland ist ein autonomes Territorium, gehört jedoch zu Dänemark. Das hängt mit der kolonialen Vergangenheit der Insel zusammen. Seit 1979 ist Grönland selbstverwaltet, jedoch finanziell stark abhängig von Dänemark. Dennoch gibt es in Grönland Debatten darüber, sich vollständig von der Kontrolle der Regierung in Kopenhagen loszusagen. Verstärkt haben sich diese Diskussionen seit einigen Wochen, als der grönländische Premierminister Múte Egede Dänemark Völkermord und Zwangssterilisationspraktiken in den Sechziger- und Siebzigerjahren vorwarf. Die Beziehung zwischen den Regierungen in Nuuk und Kopenhagen ist dementsprechend angespannt. Egede ist Befürworter der Unabhängigkeit von Dänemark. Im Frühjahr wird auf der Insel ein neues Parlament gewählt, die Loslösung von Kopenhagen ist ein wichtiges Thema im Wahlkampf. Laut Umfragen ist eine Mehrheit der Bevölkerung für die Unabhängigkeit, allerdings gibt es unterschiedliche Meinungen zum Zeitpunkt und den erwarteten Auswirkungen. 

Wie könnte Trump sein Ziel erreichen?

Trumps Idee ist es, die Insel einfach zu kaufen. Dazu gibt es ein historisches Vorbild: 1867 kauften die USA Alaska von Russland. In einem solchen Szenario müsste allerdings Dänemark zustimmen, was das Land in der Vergangenheit strikt abgelehnt hat. Stattdessen könnte Trump die Unabhängigkeitsbestrebungen der Grönländer unterstützen, um anschließend wirtschaftlich und politisch Druck auszuüben, sodass das Land sich in die Vereinigten Staaten eingliedert.  

Für den Fall, dass das nicht gelingt, hat Trump bereits mit militärischen Mitteln gedroht – er könnte die Insel besetzen. Das würde jedoch mit internationalem Widerstand und erheblichen Konsequenzen für die US-amerikanischen Beziehungen zur Nato und Europa einhergehen. In allen Fällen wäre eine solche Übernahme umstritten bis illegal. 

Wie realistisch sind die Pläne?

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen betonte, nur Grönland könne über seine Zukunft bestimmen. Grönlands Regierungschef Egede bekräftigte das und stellte klar: “Grönland gehört den Grönländern.” Dennoch herrscht Krisenstimmung. Die dänische Regierung ist besorgt wegen der Unabhängigkeitspläne Grönlands. Sie will, dass die Insel Teil des Königreichs bleibt. Die dänischen Medien sprechen schon von einem “Kampf um Grönland”. Es ist möglich, dass Trump wirtschaftlichen und diplomatischen Druck auf Dänemark ausüben wird. So könnte er hohe Zölle gegen das Land verhängen, mit dem die USA eigentlich seit Langem eng verbündet sind. 

Trotz der kampflustigen Worte von Trump gilt es als unwahrscheinlich, dass er tatsächlich militärische Gewalt einsetzt, um Grönland zu besetzen. Sollten die USA Grönland angreifen, würde die Verteidigungsklausel der EU-Mitgliedsstaaten greifen. Das stellte die Sprecherin der EU-Kommission, Paula Pinho, klar. Auch Bundeskanzler Scholz betonte die Unverletzlichkeit des Völkerrechts: “Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden.” Dass sich jedoch hochrangige internationale Politiker bereits öffentlich dazu geäußert haben, zeigt, dass sie die Drohungen ernst nehmen. Zumal Donald Trump sie nicht zum ersten Mal äußert: Die Idee, Grönland zu kaufen, hat er bereits in seiner ersten Amtszeit ausgesprochen.   

Back to top button