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“Griffe in den Genitalbereich”: Löwen setzen sich nach Essen-Skandal zur Wehr | ABC-Z

München – Pfefferspray, Schlagstockeinsatz, Atemnot – das blaue Fan-Drama von Essen bei dem dutzende Löwen-Anhänger verletzt wurden, hat nun von 1860-Seite ein Nachspiel. Endlich! Denn eigentlich war ein offizielles Statement des Vereins zu den dramatischen Vorfällen rund um das Auswärtsspiel tief im Westen, bei dem der 3:0-Sieg hinterher schnell in den Hintergrund rückte, schon viel früher erwartet worden.

Nachdem die AZ mit Fanprojekt-Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt über die dramatischen Szenen gesprochen und dabei sogar von Schnittwunden und Kopfverletzungen völlig unbeteiligter Fans erfahren hatte, sah sich offenbar auch der TSV gezwungen zu reagieren.

Und tut dies nun nach intensiver Recherche im eigenen Fan-Umfeld auch ziemlich deutlich – mit zudem relativ unverblümter Kritik an Polizei und Ordnungskräften.

TSV 1860: “Intimsphäre mehrere Löwen-Fans verletzt”

So schildert der TSV die Einlass-Situation am Stadion an der Hafenstraße für die angereisten Löwen-Anhänger als teilweise extrem unangenehm und demütigend: “Bei der Einlasskontrolle im Stadion kam es zu Griffen in den Genitalbereich, bei denen die Intimsphäre mehrerer Löwen-Fans verletzt wurde.”

Solche Zustände sind bei den Ordnern in Essen scheinbar kein ganz neues Phänomen. Denn von ähnlichen entwürdigenden Vorfällen hatten im vergangenen Sommer bereits Fans von Arminia Bielefeld, bei deren Gastspiel in Essen berichtet.

1860 kritisiert Essen-Chefetage um Ex-Löwen-Boss Pfeifer

Durch diese Handgreiflichkeiten war die Situation bereits frühzeitig aufgeheizt. Das ist auch für die Löwen-Bosse nachvollziehbar, die neben den Ordnern deshalb auch die RWE-Chefetage um Sechzigs ehemaligen Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer kritisieren, wenn sie von einem “absolutem Desinteresse an den Beschwerden über diese Übergriffe des Sicherheitspersonals seitens der Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen” sprechen.

Nicht ganz so deutlich wie die Kollegen-Schelte, dafür umso überraschender für einen deutschen Profiklub fällt die Kritik an den Einsatzkräften vor Ort aus. Neben der obligatorischen Missbilligung von Gewalt gegenüber den Beamten (“Wer fremdes Eigentum zerstört oder gewalttätig wird, vertritt nicht die Werte des TSV 1860 München“) adressieren die Löwen in ihrem Statement auch ihr Unverständnis über den teilweise überharten Polizeieinsatz, indem sie schreiben: “Gleichzeitig mahnen wir auch die Einsatzkräfte zur Besonnenheit.”

Unbeteiligte Fans durch Reizstoff und Schlagstöcke verletzt

Ein deutlicher Hinweis, dass sich die Giesinger klar auf die Seite ihrer Fans stellen – und dabei vor allem die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes kritisiert. So bestätigt auch der TSV, dass mehrere an dieser Szene nicht beteiligte Personen durch die Verwendung von Reizstoffspray und Schlagstöcken verletzt worden seien. Wie die AZ von Augenzeugen geschildert bekam, hatten sich am Bahnhof dramatische Szenen abgespielt. Der ICE musste dann sogar in Duisburg einen längeren Aufenthalt einlegen, um dort verletzte Anhänger per Notarzteinsatz sofort zu behandeln.

Deren Wunden werden wohl bald verheilt sein, der Essen-Eklat könnte Sechzig und die Fans dagegen noch deutlich länger beschäftigen.

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