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Grafing: Schulhaus in der Rotter Straße 8 ist nicht mehr sanierbar – Ebersberg | ABC-Z

Die seit bald 16 Jahren andauernde Hängepartie um das alte Schulhaus in der Rotter Straße 8 könnte zu einem abrupten Ende kommen: Im Grafinger Rathaus hat man offenbar neue Erkenntnisse was eine Instandsetzung des seit Dezember 2008 wegen Brandschutzmängeln gesperrten ehemaligen VHS-Gebäudes betrifft: „Man muss es leider so sagen: Das Haus ist nicht mehr sanierungsfähig“, lässt sich Bürgermeister Christian Bauer (CSU) auf SZ-Nachfrage zitieren.

Als vor mehr als zehn Jahren die Sanierungsfähigkeit der Rotter Straße 8 überprüft worden war, gaben die Sachverständigen noch Entwarnung: Kein Zweifel, das alte Schulhaus könne saniert werden. Doch dem Bürgermeister zufolge verhindern Fehlböden, auch Blindböden genannt, eine Sanierung. Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise leichte Bodenkonstruktion mit dünner Tragschicht, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet worden waren, und eben auch beim in den 1890er-Jahren errichteten Schulhaus in der Rotter Straße 8.

„Das Problem ist, dass wir damit die heute geltenden Statikanforderungen nicht mehr nachweisen können“, erklärte der Bürgermeister. Und wo kein Statiknachweis, da auch keine Baugenehmigung mehr. Eine Art Bestandsschutz-Option gibt es laut Bauer in derartigen Fällen nicht. „Da wiegt der Sicherheitsaspekt einfach schwerer.“

Zudem hat sich die Bausubstanz des Gebäudes in den vergangenen Jahren sukzessive verschlechtert, sagt Bauer. Wie das eben ist, wenn in einem mehrstöckigen Haus nurmehr die Räume im Erdgeschoss genutzt und halbwegs in Schuss gehalten werden.

Erst in der vergangenen Stadtratssitzung mahnte Bauer einmal mehr Ausgabendisziplin an. Die Lage werde nicht besser, sondern schlechter. Stellt sich Bauers Einschätzung als zutreffend heraus, wird die Stadt auf absehbare Zeit keinen „Ro8“-Neubau aus eigenen Mitteln stemmen können. Damit bleiben für die Zukunft des Geländes nur noch zwei Optionen: Bürgermeister Bauers Plan einer Erholungsfläche, deren Kosten Bauer einst auf 3,5 Millionen Euro schätzte. Oder der Verkauf des Grundstücks an einen Immobilieninvestor.

Angesichts der Kassenlage scheint ein Verkauf des Grundstücks nicht unwahrscheinlich

Dass sich im Stadtrat für die erste Variante eine Mehrheit findet, scheint inzwischen immer fraglicher. Selbst aus Bauers CSU-Fraktion kommt der Verweis, dass sich doch mit dem Öxinger Platz nur ein paar Gehminuten weiter bereits eine Erholungsfläche befände. Zwar sind die Abrisskosten in Bauers Kalkulation schon einbezogen. Aber 3,5 Millionen Euro für weitere Erholungsfläche innerhalb von 200 Metern Rotter Straße?

Zur Einordnung: Laut laufendem Haushalt sind 3,5 Millionen Euro ungefähr jener Betrag, den die Stadt Grafing in diesem Jahr als Schulden aufnimmt, um den Etat überhaupt „ausgeglichen“ zu bekommen. Rücklagen, an denen man sich bedienen könnte, gibt es praktisch keine mehr.

Damit kommt nun wieder die Option ins Spiel, die vor rund zehn Jahren schon einmal kursierte: Das Rotter Straße 8-Grundstück auf den Markt zu bringen. Der Verkauf eines solchen Filetgrundstücks in unmittelbarer Marktplatznähe widerspricht zwar jedweder städtebaulichen Vernunft. Doch als der Stadtrat damals einen Verkauf mit ebendieser Begründung ablehnte, war die Finanzlage noch nicht so prekär.

Was, wenn dank eines Verkaufs zusätzliches Geld in die Stadtkasse fließt? Die Haushaltsdebatten der nächsten Jahre dürften deutlich entspannter verlaufen. Und im übernächsten Frühjahr stehen bekanntlich die Kommunalwahlen in den Kalendern.

Die Jugendinitiative Grafing (Jig) hat einen wasserdichten Nutzungsvertrag

Bislang befindet sich im Erdgeschoss der Rotter Straße 8 die Jugendinitiative Grafing (Jig) sowie ein Proberaum des Grafinger Jugendorchesters. Mit etwas Engagement und Willen müsste für das Orchester eine Probe-Alternative zu finden sein, ist von Stadträten zu hören.

Bei einem Auszug der Jugendinitiative handelt es sich um die deutlich größere Baustelle. Den Verein einfach so vor die „Ro8“-Tür zu setzen, gelingt nur über städtischen Vertragsbruch: Laut Nutzungsvertrag stehen den Jugendlichen im Falle eines Auszugs „mindestens gleichwertige Räumlichkeiten“ zu.

Bürgermeister Bauer sagt, sein Haus arbeite weiter an Plänen, das Kiermeierhaus für eine „mindestens gleichwertige“ Jig-Nutzung zu ertüchtigen. Zumindest im vergangenen Jahr war er optimistisch, dass sich dabei eine konzerttaugliche Raumhöhe umsetzen lässt. Auch für dieses Vorhaben wären nach einem Verkauf der Rotter Straße 8 womöglich entscheidende Devisen vorhanden.

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