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Golf und Politik: Merz am Tegernsee – Gesellschaft | ABC-Z

Leicht erhöht und in verdächtig unökologisch aussehendem, sattem Grün liegt sie da, die neue 18-Loch-Machtzentrale der Republik am Tegernsee. Als so ein dunkler Ort mächtiger Spieler wurde der Golfplatz in Bad Wiessee dieser Tage medial teilweise dargestellt, nur weil dort der vermutlich zukünftige Bundeskanzler Friedrich Merz das ein oder andere Mal beim Golfspiel beobachtet wurde. Allein war er nicht unterwegs, Bekanntschaften sind in dieser Zeit entstanden und haben sich vertieft, was natürlich besonders schlimm ist. Manch eine Runde endete sogar in einem Amt als Kulturstaatsminister, wie im Fall von Wolfram Weimer, der ebenfalls am Tegernsee Golf spielt. Und würde die kleingeistige, deutsche Neidkultur nicht immer dann so über sich hinauswachsen, wenn irgendjemand zu Driver und Putter greift, könnte man über die Tatsache fast mit den Achseln zucken, dass solche Ämter nicht in Sitzungssälen, sondern auf Golfplätzen vergeben wurden.

Das ist aber nun einmal nicht der Fall, weshalb es bei all der Empörung vielleicht einer kurzen Einordnung bedarf, in einen globalen Kontext. Die unbequeme Realität für alle Golfverächter nämlich lautet: Dass die Herren Merz und Weimer den Unterschied zwischen einem Sandwedge und einem Sandwich kennen, ist außenpolitisch gesehen eine große Hilfe.

Man kann die reaktive Energie, die derzeit rund um den Globus von der Rückkehr zur Starke-Männer-Diplomatie ausgeht, durchaus ablehnen, an ihrer Existenz ändern wird sich dadurch aber kurzfristig leider nichts. Und weil im Epizentrum dieser alten, neuen Welt Donald Trump beheimatet ist, spielt die Weltpolitik nun eben Golf, auch wenn manche immer noch lieber auf dem Trampolin herumspringen würden. Sein gesamtes Business- und Fernsehstar-Leben hat Trump einst auf seine Golfplätze verlagert, nun folgen ihm auch die Politiker der Welt. In seiner ersten Amtszeit etwa schenkte der inzwischen verstorbene japanische Premierminister Shinzo Abe ihm einen goldenen Putter und wurde so zu einem engen Freund, so leicht ging das.

Daran orientierte sich zuletzt auch der finnische Präsident Alexander Stubb, der mit Trump zusammen im Duo bei einem Turnier in Palm Beach antrat. Sie freundeten sich an und gewannen natürlich, im Golf hat Trump bereits erfolgreich ein Regime etabliert, das in seinem triumphalen Totalitarismus inzwischen nur noch vom einstigen nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il übertroffen wird, dem einst bei seiner ersten Golfrunde legendäre elf Hole-in-ones gelangen.

Ein Kanzler Merz wird Trump auf dem Golfplatz also wohl nicht besiegen, vermutlich nicht einmal, wenn er eines Tages seine Kenntnis auf den Grüns in Bad Wiessee ausspielen sollte. Vielleicht könnte ihm aber das Kunststück gelingen, sich in dieser eigenartigen Welt zurechtzufinden, in der ein kleiner, weißer Ball globale Wirkung entfalten kann.

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