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„Goldkind“ oder „Sündenbock“? Was Narzissten antreibt, Kinder in Rollen zu pressen | ABC-Z

Expertin Chris Oeuvray: „Goldkind“ oder „Sündenbock“? Was Narzissten antreibt, Kinder in Rollen zu pressen

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Donnerstag, 20.02.2025, 23:29

Kinder in den Fängen narzisstischer Eltern – eine versteckte Krise. Die Expertin für Narzissmus, Chris Oeuvray, deckt auf, wie diese Dynamik die Entwicklung von Kindern prägt. Und was der Weg zur Befreiung ist.



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Wieso drängen Narzissten ihre Kinder in Rollen? Solche Eltern tendieren dazu, ihre Kinder nicht als unabhängige Individuen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu betrachten, sondern eher als Erweiterungen ihres eigenen Egos. Das dient dazu, ihre eigene Überlegenheit, Kontrolle und emotionale Stabilität zu gewährleisten, indem sie ihren Kindern spezifische Rollen zuweisen. Die Hauptgründe für dieses Verhalten sind vielfältig.

Zum einen geht es darum, die Kontrolle aufrechtzuerhalten. Durch das Zuweisen von Rollen können narzisstische Eltern ihre Kinder leichter manipulieren und kontrollieren. Darüber hinaus dient es zur Aufrechterhaltung der emotionalen Stabilität der Eltern. Sie projizieren ihre eigenen ungelösten emotionalen Konflikte auf ihre Kinder, um ihre innere Unsicherheit auszugleichen.

„Goldkinder“ werden idealisiert, „Sündenbock-Kinder“ abgewertet

Ein weiterer Grund ist die Stärkung des Selbstwertgefühls der Eltern. Sie idealisieren das „Goldkind“, um ihren eigenen Wert zu erhöhen, während sie das „Sündenbock-Kind“ abwerten, um sich überlegen zu fühlen.

Schließlich dient dieses Verhalten auch dazu, Verantwortung zu vermeiden. Narzisstische Eltern neigen dazu, dem Sündenbock-Kind die Schuld für familiäre Probleme zuzuschreiben, um sich selbst von jeglicher Verantwortung zu entlasten.

Das Ergebnis dieser Dynamik ist schädlich für die Kinder. Sie passen sich diesen Rollen an und opfern dabei ihre eigene Identität und ihr emotionales Wohlbefinden, um Liebe, Anerkennung und Sicherheit von ihren Eltern zu erhalten.

Das „Goldkind“: Der perfekte Spiegel des Narzissten 

Das „Goldkind“ ist eine Bezeichnung für das idealisierte Lieblingskind, das in den Augen eines narzisstischen Elternteils alle Erwartungen und Wünsche erfüllen soll. Dieses Kind wird als Verlängerung des Egos des Narzissten gesehen und muss perfekt sein, um Bewunderung zu erzeugen und den Selbstwert des Narzissten zu bestätigen. Es gibt typische Merkmale, die ein „Goldkind“ kennzeichnen.

Dazu gehören Perfektion und Idealisierung, da das Kind ständig gelobt wird, solange es den Erwartungen entspricht. Es soll auch die unerfüllten Träume und Wünsche des Narzissten erfüllen, was oft mit extremem Leistungsdruck einhergeht.

Emotional ist das „Goldkind“ an den Narzissten gebunden und lernt, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, um die Zuneigung nicht zu verlieren.

Über Chris Oeuvray

Chris Oeuvray hat als langjährige psychologische Beraterin tiefen Einblick und umfangreiche Fachkenntnis zu Herausforderungen und Konflikten.

Ihre Schwerpunkte sind Narzissmus und Mobbing. Ihr Ratgeber „Narzissmus – ohne mich“ hilft Betroffenen von narzisstischem Missbrauch mit einem 28-Tage-Plan.

In ihrem Thriller „Tödlich verliebt“ und dem Roman „Teufelsweib“ verbindet sie Literatur mit Lebenshilfe.  Sie ist 1967 geboren und lebt mit Partner und Sohn in Zug (Schweiz). www.ch-oeuvray.ch

Eine eigene Meinung darf das „Goldkind“ nicht haben und wird dafür belohnt, das Leben und die Ansichten des Narzissten zu spiegeln. Überhöhte Erwartungen und Perfektionismus sind ebenfalls charakteristisch – es muss in allem perfekt sein, von der Schule über den Beruf bis hin zum sozialen Ansehen.

Die langfristigen Folgen für ein „Goldkind“ sind schwerwiegend. Oft führt dies zu Identitätsverlust und Leistungsdruck, da sich das Kind nur durch die Erfüllung fremder Erwartungen definiert. Es entwickelt extreme Angst vor Fehlern, da diese mit Liebesentzug bestraft werden.

Darüber hinaus fühlt sich das „Goldkind“ schuldig, wenn es den Erwartungen nicht gerecht wird. Es entwickelt eine emotionale Abhängigkeit vom narzisstischen Elternteil.

Der „Sündenbock“ ist der emotionale Prügelknabe 

In einer familiären Dynamik nimmt das Kind, das als „Sündenbock“ bezeichnet wird, hingegen die Rolle ein, auf das alle Fehler und Probleme der Familie projiziert werden. Dieses Kind dient als Projektionsfläche für die Schwächen und negativen Emotionen eines narzisstischen Familienmitglieds.

Der „Sündenbock“ wird systematisch abgewertet, kritisiert und beschuldigt, um den Narzissten von jeglicher Verantwortung zu befreien. Einige typische Merkmale dieser Dynamik sind ständige Kritik und Abwertung des „Sündenbocks“, unabhängig von dessen Bemühungen.

Der „Sündenbock“ neigt zu selbstschädigendem Verhalten

Der „Sündenbock“ dient als Projektionsfläche für Schuld und Versagen, wodurch alle familiären Probleme und Konflikte auf ihn übertragen werden. Oft wird das Kind emotional isoliert und in der Familie ausgeschlossen. Es erlebt emotionale Misshandlungen und Schuldzuweisungen, die dazu dienen, sein Selbstwertgefühl zu zerstören.

Im Vergleich zu anderen Geschwistern, insbesondere dem „Goldkind“, wird der „Sündenbock“ benachteiligt und abgewertet. Langfristig hat diese Dynamik erhebliche Auswirkungen auf ihn. Das Kind entwickelt ein geringes Selbstwertgefühl und Schuldgefühle, da es ständig als Problem dargestellt wird.

Aufgrund der emotionalen Misshandlung fällt es ihm schwer, anderen Menschen zu vertrauen und gesunde Bindungen einzugehen. Um den Schmerz zu betäuben, neigt der „Sündenbock“ häufig zu selbstschädigendem Verhalten und destruktiven Beziehungen.

Das unsichtbare Kind: Der emotionale Fluchthelfer 

In dysfunktionalen Familienverhältnissen kann sich das Phänomen des „unsichtbaren Kindes“ entwickeln. Dieses Kind versucht, zu überleben, indem es sich anpasst und unsichtbar macht. Es vermeidet, Ärger zu verursachen oder Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um emotionale Angriffe abzuwehren. Zu den typischen Merkmalen des „unsichtbaren Kindes“ gehören bedingungslose Anpassung und Unterordnung. Es vermeidet jeglichen Konflikt oder Aufsehen und unterdrückt seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse, um keinen Ärger zu verursachen.

Emotionaler und sozialer Rückzug sind ebenfalls charakteristisch: Das Kind zieht sich zurück und meidet Nähe, um sich vor Verletzungen zu schützen. Perfektionismus und Leistungsdruck sind weitere Merkmale – das Kind versucht, fehlerlos zu sein, um nicht kritisiert zu werden.

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Unauffälligkeit und Anpassung sind ebenfalls typisch: Das Kind passt sich jeder Situation an und richtet sich nach den Launen des Narzissten, um Konflikte zu vermeiden. Die langfristigen Folgen dieser Überlebensstrategie sind gravierend.

Das „unsichtbare Kind“ kann seine eigene Identität verlieren und emotionale Taubheit entwickeln, um mit dem Schmerz fertig zu werden. Soziale Isolation und Bindungsprobleme treten aufgrund des Rückzugs auf: Das Kind hat Schwierigkeiten, gesunde Bindungen einzugehen und Nähe zuzulassen.

Darüber hinaus entwickelt es eine Angst vor Aufmerksamkeit und Konflikten, und Angst wieder emotional verletzt zu werden.

Wie Sie sich von diesen Rollen befreien können 

Die Befreiung von bestimmten Rollen ist ein Prozess, der in drei Schritten erfolgt: das Erkennen und Benennen der Rollen, die Entwicklung der eigenen Identität und schließlich die Abgrenzung und Heilung.

Zunächst ist es wichtig, Ihre Rolle in der Familie zu reflektieren und zu erkennen, wie sie Ihr Selbstbild und Ihre Beziehungen geprägt hat. Dieser Prozess erfordert Akzeptanz. Sie müssen anerkennen, dass diese Rolle Ihnen einst geholfen hat, aber jetzt nicht mehr nötig ist.

Der zweite Schritt besteht darin, herauszufinden, wer Sie wirklich sind, unabhängig von den Erwartungen und Rollen in Ihrer Familie. Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu haben, ohne Schuldgefühle oder Angst vor Ablehnung.

Der letzte Schritt auf dem Weg zur Befreiung von diesen Rollen ist die Abgrenzung und Heilung. Setzen Sie klare Grenzen zu toxischen Familienmitgliedern, um sich zu schützen und emotional zu heilen. Suchen Sie Unterstützung bei Therapeuten, Selbsthilfegruppen oder engen Freunden, um die alten Muster zu durchbrechen.

Dieser Prozess kann schwierig sein, aber mit der richtigen Unterstützung können Sie beginnen, sich von den Rollen zu befreien, die Ihnen nicht länger dienen.

Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

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