Politik

Goldabbau: Auf der Spur des Goldes | ABC-Z

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 47/2024.

Der Wind der Rotoren peitscht den Schlamm auf, im Funkgerät knarzt es, sortez! Aussteigen! Raus aus dem Helikopter, ein Tritt auf die Kufen, dann knöcheltief in den Morast. Da warten bereits drei Soldaten der französischen Fremdenlegion und ein vierter Mann in Gendarmenuniform. Sie gestikulieren hektisch. Einer blickt sich nervös auf dieser Lichtung im Amazonaswald um, ein anderer schultert sein Sturmgewehr, eine Heckler und Koch HK416. Ringsherum stehen die Bäume dicht. Irgendwo dürften Beobachter sitzen, ganz sicher.

Amazonaswald, Französisch-Guayana

Es ist acht Uhr morgens, und Oberstleutnant Francis Bataillon, ein stämmiger Mann in durchnässter Kleidung, führt seine Leute über einen Trampelpfad. Er zieht ein GPS-Gerät aus der Hosentasche, beugt sich darüber und bringt die Männer auf Stand: Hier in der Nähe befinden sich rund 20 Goldgräbersiedlungen, entlang des Flusses sollen 200 garimpeiros, illegale Wäscher, tätig sein. Der Auftrag lautet, sie zu verjagen und ihre Siedlungen niederzubrennen. Motoren, Schläuche und Pumpen sind zu zerstören.

Soldaten der französischen Fremdenlegion suchen im Amazonaswald nach illegalen Goldgräbern. © Gerno Odang für DIE ZEIT

29 Tage lang werden Bataillon und seine Leute in diesem Regenwald unterwegs sein, im Auftrag der französischen Regierung. “Harpyie” heißt ihre Operation, die schon seit 2008 hier im Regenwald von Französisch-Guyana läuft, einem Übersee-Département Frankreichs an der Nordküste Südamerikas. Das Land besteht zum Großteil aus einem riesigen Nationalpark, dem Parc Nationale de Guyane, so groß wie die Schweiz. Operationen wie “Harpyie” finden derzeit an vielen Orten im Amazonasgebiet statt, auch in Kolumbien und Brasilien streifen polizeiliche Zerstörungskommandos durch die Wälder. Oft ist das die einzige Möglichkeit, dem illegalen Goldabbau im Regenwald etwas entgegenzusetzen.

Wo die Goldgräber einfallen, lösen sie Katastrophen für Mensch und Natur aus: Sie fällen Bäume, wühlen Flüsse auf, bringen Schnaps und Waffen mit, tragen Gewalt und Krankheiten in den Regenwald. Das Quecksilber, das beim Goldwaschen genutzt wird, vergiftet das Hauptnahrungsmittel der traditionellen Völker: den Fisch. Studien in Französisch-Guyana zeigen, dass bis zu 97 Prozent der Menschen, die in Bergbaugebieten leben – Indigene und Maroons, also die Nachfahren entlaufener Plantagensklaven –, viel zu hohe Quecksilberwerte im Blut haben. Das gilt auch für die Goldarbeiter, sie vergiften sich schleichend selbst.

Doch der Kampf des Oberstleutnants und seiner Männer ist ungleich, denn ihr eigentlicher Gegner ist der Weltmarkt. Der Goldpreis hat zuletzt immer wieder Rekorde gebrochen: Über die vergangenen zehn Jahre hat er sich mehr als verdoppelt, der Preis für ein Gramm betrug Anfang der Woche mehr als 80 Euro, und die Nachfrage reißt bisher nicht ab. Gold gilt Investoren in reichen Ländern als bombensichere Wertanlage, als Schutz vor Inflation, Bankenkrisen und Kriegen. Der chinesische Staat kauft massenhaft Gold, weil er vom Dollar unabhängiger werden will. Russland und der Iran schützen sich mit Gold vor Sanktionen. In Indien wird bei Hochzeiten kiloweise Gold als Mitgift um die Braut gehängt, und dort steigen die Bevölkerungszahlen, die Zahl der Vermählungen und der Wohlstand.

Deshalb hat es sich noch nie so gelohnt, nach Gold zu schürfen. Ein Fünftel des weltweit geförderten Edelmetalls kommt aus “handwerklichem Kleinbergbau”, 10 Millionen Menschen in 70 Ländern arbeiten darin. Der allergrößte Teil findet völlig unreguliert statt – auf so giftige, umweltzerstörende, gewalttätige Weise wie hier in Französisch-Guyana.



Werttransport auf Weltreise

1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem Altgold – das vielfach aber keines ist

4. Schweiz

Exportgold aus Dubai landet hier, aber ist die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei, geht an Juweliere, Industrie und Banken.

Werttransport auf Weltreise

1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren

in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es

ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem

Altgold – das vielfach aber keines ist

4. Schweiz

Exportgold aus Dubai landet hier, aber ist

die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei,

geht an Juweliere, Industrie und Banken.

Werttransport auf Weltreise

1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren

in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es

ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem

Altgold – das vielfach aber keines ist

4. Schweiz

Exportgold aus Dubai landet hier, aber ist

die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei,

geht an Juweliere, Industrie und Banken.

Werttransport auf Weltreise

1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem Altgold – das vielfach aber keines ist

4. Schweiz

Exportgold aus Dubai landet hier, aber ist die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei, geht an Juweliere, Industrie und Banken.

Werttransport auf Weltreise

1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren

in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es

ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem

Altgold – das vielfach aber keines ist

4. Schweiz

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die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei,

geht an Juweliere, Industrie und Banken.

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1. Französisch-Guayana

Illegal geschürftes Gold wird von Kurieren

in Rucksäcken durch den Wald getragen.

2. Suriname

Goldhändler kaufen das Gold, schmelzen es

ein, eine staatliche Anstalt vergibt Siegel.

3. Dubai

Weltzentrum für den Ankauf von angeblichem

Altgold – das vielfach aber keines ist

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die Herkunft immer klar?

5. Deutschland

Gold aus der Schweiz gilt als einwandfrei,

geht an Juweliere, Industrie und Banken.

Psst!, Oberfeldwebel Maherilaza Rakotdadralambo deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung einer Lichtung. Durchs Dickicht hindurch sieht man Holzbaracken. Er bedeutet dem Oberstleutnant, kurz in der Deckung zu warten, denn er, Maherilaza, ist hier für die kniffligen Situationen zuständig. Mit zwei weiteren Soldaten, einem jungen Moldawier und einem Slowaken, geht er voran. Maherilaza ist gebürtiger Madagasse, der Eintritt in die Fremdenlegion hat ihn zum Franzosen gemacht: jener ein Arm der französischen Armee, der seine eigenen Regeln hat und als besonders diszipliniert und zäh gilt. Hier im Regenwald sichern zwölf Fremdenlegionäre das Gelände, damit drei Gendarmen ihren Job machen können.

Der Oberfeldwebel Maherilaza Rakotdadralambo beobachtet, wie der Helikopter einen verletzten Kameraden abtransportiert. © Gerno Odang für DIE ZEIT

Der Moldawier pfeift aus der Ferne, Maherilaza pfeift zurück, es klingt wie ein Vogelzirpen. Dann geht es los, rasch muss es gehen, denn die aufgescheuchten Goldwäscher werden jetzt losrennen, ihr Material verstecken, Pumpmotoren in Wasserpfützen werfen, Generatoren die Hänge herabrutschen lassen. Alles besser, als wenn die Gendarmen es verbrennen. Maherilaza erspäht ein paar Männer, die in die Büsche flüchten, dünne, fast ausgezehrte Gestalten, in Gummistiefeln und Hoodies. Einer zieht einen schweren, schwarzen Müllsack hinter sich her, aber der Moldawier schneidet ihm den Weg ab. An einem Bach, der den Trampelpfad überflutet, steht er mit seinem Gewehr und befielt: Zurück ins Camp!

Minuten später sitzen alle Goldwäscher auf Baumstämmen und warten. Die Gendarmen nehmen die Personalien auf, so gut sie können. Keiner hat einen Ausweis. Einer, Edmilson, 51 Jahre alt, sagt, dass er schon seit 29 Jahren in diesen Wäldern arbeite. Er kann nicht Lesen und Schreiben, hat auch keinen Beruf erlernt. “Selbst, wenn sie mich einsperren”, sagt Edmilson, “ich bleibe hier.”

Bleibt er wohl auch. Die Gendarmerie kann nicht bei jedem Einsatz Hunderte Goldwäscher im Helikopter mitnehmen oder sie gar abschieben. Und selbst wenn einzelne festgenommen werden, werden sie zu Geldstrafen verurteilt und kehren kurze Zeit später wieder in die Camps zurück. “Dieselben Namen tauchen immer wieder auf”, sagt Bataillon. Immerhin, sagt er, würden die Polizeiaktionen die illegale Produktion etwas bremsen. Um die 15.000 Euro kostet es, eine improvisierte Goldmine wieder neu auszustatten. Andererseits sind 15.000 Euro an ein paar Tagen Arbeit schnell verdient.

Einer der Goldwäscher bei der Polizeikontrolle im Amazonaswald. © Gerno Odang für DIE ZEIT

In Französisch-Guayana operieren, außerhalb des Naturparks, auch legale Goldschürfunternehmen. Damit sie ihre Genehmigungen erhalten, müssen sie eine Menge Sozial- und Umweltauflagen einhalten: keine Quecksilbernutzung, Wiederaufforstung nach dem Verlassen der Schürfstätte, Bezahlung nach französischem Recht und so weiter. Im Lauf der Zeit siedeln sich aber rings um diese rechtmäßigen Goldschürfer Hunderte Illegaler an, Glückssucher, die mit den rechtmäßigen Unternehmern dann in engem Austausch stehen. Sie kaufen bei den legalen Unternehmern zum Beispiel Benzin, Werkzeug und Ersatzteile ein. Sie bezahlen mit Gold, das sie gewaschen haben.
Auf diese Weise landet bereits ein wenig vom illegalen Gold im Bestand der rechtmäßigen Unternehmen. Es ist der erste, direkteste Weg der Vermischung, aber es gibt noch viele weitere solcher Wege. Die Gendarmerie schätzt, dass rund acht Tonnen illegales Gold pro Jahr in Französisch-Guyana produziert werden – und nur eine Tonne legales.

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