Politik

Glosse – Das Streiflicht – Politik | ABC-Z

(SZ) Der Generationenkonflikt ist so etwas wie der Patriarch unter den Menschheitskonflikten. Das Kopfschütteln der Alten über die Jungen, das von denen wiederum mit einem bombastic sideeye quittiert wird, ist schließlich eine über die Jahrhunderte eingeübte Distinktionsübung à là: Wir gegen die! Als vorbildlicher, wenn auch leider nicht universell anwendbarer Lösungsansatz hat sich etabliert, das Problem à deux zu lösen: Dieter (71) und Carina Bohlen (41), Joschka Fischer (77) und Minu Barati (49), Heidi Klum (52) und Tom Kaulitz (36), Emmanuel (47) und Brigitte Macron (72), Catherine Zeta-Jones (56) und Michael Douglas (81), Donald (79) und Melania Trump (55): Sie alle gehen mit gutem Beispiel voran, im Zweifel sogar mehrfach.

Doch so charmant dieser Ansatz auch sein mag, er ist nicht beliebig skalierbar. Dabei ist die Not groß. Eine Studie der Krankenkasse DAK förderte kürzlich zutage, dass hierzulande rund jeder vierte Beschäftigte im Beruf Konflikte zwischen den Generationen erlebt. Am häufigsten betroffen fühlen sich dabei die unter Dreißigjährigen. Die Unionsfraktion hat das Problem natürlich längst erkannt. Der Kanzler soll dort kürzlich gesagt haben, man solle bitte nicht immer so auf der Generation Z herumhacken, die reagiere darauf „sensibel“. Fraktionschef Jens Spahn wurde währenddessen dabei beobachtet, wie er sich im DAK-Report die Stelle anstrich, in der es heißt, vor allem junge Beschäftigte, die in älteren Teams arbeiteten, fühlten sich betroffen. Im Chat der Jungen Gruppe soll er danach gepostet haben: „FM wieder … Rede!“, gefolgt von einem Augenroll-Emoji. Wer mit dem Jugendwort „Rede“ nicht vertraut ist, müsste das an dieser Stelle bitte kurz selbst googeln – das Streiflicht hat nur 71 Zeilen.

Von der Fraktion jedenfalls soll ein Arbeitsauftrag an CDU-Ministerin Karin Prien ergangen sein, weil die ja für Familien, Senioren, Frauen, Jugend und Bildung zuständig ist. Die zündende Idee kam ihrem Ministerium dann dank des Statistischen Bundesamts. Das nämlich hat ermittelt, dass Lautzenhausen im Rhein-Hunsrück-Kreis mit einem Durchschnittsalter von 33,7 Jahren die jüngste Gemeinde Deutschlands ist und dass die älteste Gemeinde mit 63 Jahren das nur eineinhalb Autostunden entfernte Welschenbach im Landkreis Mayen-Koblenz ist. Im Haushalt 2026 ist nun ein neues Programm eingestellt worden, das Bildungsreisen von Generation-Z-Besuchergruppen nach Welschenbach und Ü-63-Bustouren nach Lautzenhausen fördert – mit gemeinsamer Abschlussfeier im dortigen Gemeindehaus, wo laut Eigendarstellung auf der Website der Gemeinde eine Zapfanlage und eine Kühlzelle vorhanden sind. Der große Saal muss allerdings anschließend „besenrein und frei von Müll“ hinterlassen werden; auf Verstöße reagieren sie im Hunsrück generationenübergreifend: sensibel.

Back to top button