Max Verstappen düpiert Konkurrenz auf Nürburgring-Nordschleife | ABC-Z

Der „Barbarossa-Preis“ hat einen viel längeren Namen. Die Sponsoren mögen uns vergeben. Um den Rotbart und alles, was daran hängt, geht es in diesem Fall nicht. Sondern allein um die Frage, welchen Zusammenhang es zwischen Max Verstappen und dem Gewinn dieser Auszeichnung am Samstag gibt. Er hat ja oft genug gewonnen, der viermalige Formel-1-Weltmeister; nun zusammen mit seinem Teamkollegen Christopher Lulham einen vergleichsweise unbekannten Langstreckenwettbewerb über vier Stunden auf der weltweit bekannten wie gefürchteten Nordschleife des Nürburgrings. Warum darüber schreiben?
Weil der Red-Bull-Pilot im Ferrari (296 GT3) – ein Sakrileg – durch die Eifel schoss? Weil er eine Woche nach dem Erwerb des Führerscheins für diese Rennserie im Qualifying – trotz Verkehr – Dritter wurde und im Rennen, schwupps, gleich die Führung übernahm und den Vorsprung bei Übergabe des roten Boliden auf eine Minute ausgebaut hatte?
Oder weil er in einem identischen Auto, ohne größere Vorbereitung, ohne seine Red-Bull-Experten für Abstimmungsvarianten, Reifenberatung und Renntaktik auf Anhieb die Chefpiloten-Rolle einnahm? Alles gute Gründe. Zusammen ergeben sie ein Bild des Niederländers, wie es deutlicher nie zu erkennen war: das von seiner Unabhängigkeit.
Welcher Formel-1-Rennfahrer darf zwischen zwei Grands Prix innerhalb von zwei Wochen in die Eifel fliegen und auf einer der gefährlichsten Rennstrecken an einem Rennen teilnehmen? Und wer würde es wagen, wenn doch von jedem im Team die volle Konzentration auf das nächste Rennen gefordert wird? Noch dazu in der wichtigsten Phase: Mit dem letzten Sieg in Baku scheint Verstappen wieder zurückgekehrt in den Kampf um den WM-Titel. Schon saust er von Aserbaidschan über die Nürburg nach Singapur zum Großen Preis des Stadtstaates am Sonntag. Er macht, was er will.
Weil ihm niemand mehr zu widersprechen wagt bei Red Bull, nachdem Teamchef Christian Horner vor die Tür gesetzt wurde? Das mag sein angesichts seiner Bedeutung für die Existenz des Rennstalls. Ohne Verstappen käme Red Bull nicht über die Runden, wie die Leistung der kommenden und gehenden Teamkollegen zeigt. 255:20 steht es nach Punkten seit dem Saisonstart im „Duell“ des Champions gegen Yuki Tsunoda, der nach zwei Rennen ins Red-Bull-Team befördert wurde. Und doch führt erst die Vorfahrt im Ferrari unverkennbar vor Augen, was dahintersteckt: seine einzigartige Anpassungsfähigkeit.
Der Umstieg von einem Formel-Rennwagen in Autos mit Radkästen erschien manchem Weltmeister wie der (erfolglose) Auftritt in einer anderen Sportart. Verstappen wechselt reibungslos. Ob vom Red-Bull-Geschoss in die Sim-Car-Serie oder auf den Nürburgring. Das war’s noch nicht. Im Gegenteil. Der Rundenrekord ist noch nicht gebrochen. Er träumt vom Start im 24-Stunden-Rennen zusammen mit Profis und Amateuren. Die Größe von Verstappen lässt sich mit Blick auf die Größe der Formel 1 ablesen: Sie reicht ihm nicht mehr.





















