Gipfel in Südkorea: Trump senkt die Zölle und China die Exportrestriktionen | ABC-Z

Das Treffen der Staatschefs konnte freundlicher kaum sein. Selbst für ihre Verhältnisse strotzen Xi Jinping und Donald Trump mit Lobpreis für den anderen. Trump nennt Xi „einen guten Freund von mir, einen großartigen Führer, großartiges Land“ und fügt an: „Ich denke, wir werden über einen langen Zeitraum eine fantastische Beziehung haben.“ Der chinesische Staatschef schweigt und genießt. Dann sagt auch er, „es fühlt sich warm an, Sie wiederzusehen, weil es so viele Jahre her ist“. Gut anderthalb Stunden sprechen sie miteinander in dem kleinen Konferenzraum der südkoreanischen Luftwaffe auf dem Gimhae-Stützpunkt am Flughafen von Busan.
Im Kern haben sich Amerika und China auf ihrem Gipfel am Donnerstag auf eine taktische Pause im Macht- und Handelskonflikt geeinigt, ohne dass Peking an der strategischen Substanz viel verändert. China habe zugestimmt, seine Exportbeschränkungen für Seltene Erden für ein Jahr auszusetzen, sagte Trump auf dem Rückflug in der Air Force One. Zudem werde Peking den Abfluss von Stoffen zur Herstellung der Droge Fentanyl stoppen, die in den USA für Verheerungen sorgt.Im Gegenzug senke Amerika seine entsprechenden Zölle von zwanzig Prozent auf zehn Prozent. „Ziemlich bald“ werde Amerika mit China ein Handelsabkommen unterzeichnen, fügt Trump hinzu, das mindestens ein Jahr lang gelten werde. Im April werde er selbst nach China fliegen. Die chinesische Seite äußerte sich zu den Details nicht unmittelbar nach dem Treffen.
Taiwan war kein Thema
Der Krieg in der Ukraine sei „sehr intensiv“ zur Sprache gekommen „Wir werden beide zusammenarbeiten, um zu sehen, ob wir etwas erreichen können“, sagte Trump. Das Thema Taiwan hingegen „kam überhaupt nicht zur Sprache, es wurde nicht darüber gesprochen“.
Was China im Gegenzug von Amerika erhält, bleibt zunächst vage. Im Kern der Forderungen Pekings steht neben einer Reduzierung von Zöllen der Zugang zu modernen Chips. „Wir haben über Chips gesprochen, sie werden mit Nvidia und anderen über den Kauf von Chips verhandeln“, sagt Trump dazu. „Es ging dabei nicht um Blackwell-Chips.“
Vor dem Treffen mit Xi hatte Trump indes noch davon gesprochen, dass auch Nvidias modifizierter Blackwell B30A auf der Agenda stehen werden. Das hätte eine grobe Änderung des amerikanischen Exportkontrollregimes bedeutet: Dieser Chip gilt als zwölfmal stärker als die H20-Variante, deren Export nach China Amerika erlaubt hatte und den Peking derzeit nicht einführt. Weil es auf den stärkeren Chip hofft? Bis Donnerstagmittag schwieg das offizielle Peking dazu.
Eine 12 von 10, sagt Trump
„Auf einer Skala von eins bis zehn war das Treffen eine zwölf“, bilanziert Trump die Ergebnisse, die nach allem was bekannt ist vor allem chinesische Zugeständnisse in öffentlichkeitswirksamen Fragen betreffen – die Trump wichtig sind, aber für Peking keine Kerninteressen berühren. So nimmt China auch seinen bislang vollständig ausgesetzten Import von Sojabohnen aus Amerika zumindest teilweise wieder auf. Das Soja kommt aus US-Bundesstaaten, die überwiegend republikanisch wählen. Das ist ein taktischer Gewinn für Trump. China hingegen kehrt damit nur auf einen früheren Importstatus zurück, wenn überhaupt: In einer ersten Tranche hat China unmittelbar vor dem Gipfel 180.000 Tonnen Soja aus Amerika bestellt.
Auch ohne Details zeigt sich Peking bereits sichtbar zufrieden mit den Ergebnissen. Die Staatsmedien berichten am Donnerstag von „mehr Konsens“, den man mit Amerika erreicht habe. Außenminister Wang Yi pries die beiden Staatschefs schon vor dem Treffen als „Weltklasseführer“. So positiv äußert China sich öffentlich nur, wenn es einen klaren Gewinn für sich verbucht.
China und die USA als „großes Schiff“
Das betrifft vor allem auch seinen persönlichen Umgang mit Trump. So vergleicht Xi zu Beginn des Gesprächs mit Trump die Beziehungen beider Länder mit einem „großen Schiff“, das „Sie und ich, die wir am Ruder der Beziehungen zwischen China und den USA stehen“, auf dem „richtigen Kurs zu halten“.
Unausgesprochen bleibt, dass Peking nicht will, dass Trump auf chinakritische Figuren hört wie etwa den US-Außenminister und Nationalen Sicherheitsberater Marco Rubio. Auch deshalb laufen die Verhandlungen der Großmächte vornehmlich über die jeweiligen Handels- und Finanzbeauftragten und weniger mit dem amerikanischen Sicherheitsapparat. „Die Chinesen wissen, dass sie keinen freundlicheren Präsidenten als Trump bekommen werden“, sagte die Analystin Dan Wang von der Eurasia-Gruppe kurz vor dem Treffen. „Daher besteht in China Bereitschaft, in Trump zu investieren.“
Letztlich aber, so verschiedene Fachleute gegenüber der F.A.Z., gehe es klar und deutlich weiter in die Richtung einer strategischen Entflechtung von den USA. Ein unideologischer und rein taktisch denkender Präsident wie Trump komme für China nicht wieder, heißt es aus mehreren Quellen. Solange Trump im Amt ist, versucht Peking herauszuholen was möglich ist, bis der nächste US-Präsident wieder der Linie des außen- und sicherheitspolitischen Establishments in Amerika folgt. So verschafft der Handelsdeal von Südkorea den Chinesen auch Zeit, bei abgeschwächten Sanktionen und Zöllen technologisch weiter zu Amerika aufzuschließen und sich etwa auch um die inneren Probleme der Volksrepublik kümmern zu können.





















