Gilchinger „Aktion Silberlocke“ – Starnberg – SZ.de | ABC-Z

Seine ganz persönliche „Aktion Silberlocke“ hat der Gilchinger Direktkandidat der Partei „Die Linke“ für den Wahlkreis Starnberg – Landsberg am Lech, Bernhard Feilzer, ausgerufen. Er sagt das im Scherz. Klar, vom Alter her könnte er locker mithalten mit dem offiziellen Silberlocken-Trio – bestehend aus Gregor Gysi, 76, Bodo Ramelow, 68, und Dietmar Bartsch, 66 – das über Direktmandate in den Bundestag einziehen will, selbst wenn die Linke an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte. Feilzer ist immerhin 75 und fühlt sich, ebenso wie sie, jung genug, im Falle des Falles nach Berlin zu pendeln und dort Politik mitzugestalten. Allerdings weiß er wohl, dass sein Bekanntheitsgrad für das Direktmandat im Wahlkreis kaum ausreichen wird.
Der Versicherungsberater, der in seinem Privathaus in Gilching eine eigene Agentur betreibt, steht auf Platz 18 der bayerischen Landesliste seiner Partei. Bei der Bundestagswahl 2017 hat er schon einmal für die Linke im Wahlkreis kandidiert und mehr als fünf Prozent der Stimmen geholt. Das freut ihn heute noch. Geboren wurde Feilzer in Oberaudorf am Inn. Später zog es ihn nach München. Er lebte in Pasing und Aubing, lernte in der Landeshauptstadt auch seine Ehefrau Christa kennen. 1983 zogen die Eheleute nach Gilching. Einer der beiden erwachsenen Enkel lebt heute bei den Großeltern im Haus.
Feilzer ist ein durch und durch politisch denkender Mensch. Das hat bereits 1968 angefangen, verrät er, mit der Einführung der Notstandsgesetze. „Das hat mich politisiert.“ Seit mehr als 55 Jahren ist er „schon politisch links aktiv – gegen den Vietnamkrieg, gegen die Aufrüstung und gegen einen Rechtstrend“, wie er erzählt. 2014 ist Feilzer dann offiziell bei den Linken eingetreten. Der Vorstand der Linken besteht im Landkreis derzeit übrigens nur aus drei Personen – aus Kreissprecher Michael Riesch, Schatzmeister Michael Seiler und aus Bernhard Feilzer, der sich um Kampagnen und Bündnisse kümmert. Laut Feilzer hat der Kreisverband der Partei „mehr als 30 Mitglieder“. Lediglich drei Mitglieder habe der Verband durch die Abspaltung von Sahra Wagenknecht verloren, dafür seien „etliche junge Mitglieder hinzugekommen“, sagt er.
Und gerade auf den Jungen ruhen seine Hoffnungen. Sie sind auch der Grund, warum er noch einmal angetreten ist. Er hofft, durch seine lange politische Arbeit junge Mitglieder für die Ziele der Linken begeistern zu können – für Friedensinitiativen, Diplomatie und Abrüstung und gegen Waffenexporte, neue Spannungen und daraus resultierend auch neue Fluchtbewegungen. Da verwundert es nicht, dass Feilzer seit vielen Jahren im Helferkreis Asyl in Gilching tätig ist. Er findet, dass der russische Einmarsch in die Ukraine ein Verbrechen am ukrainischen Volk war. Doch jetzt hofft er auf Verhandlungen und darauf, dass die Ukraine politisch neutral wird und sich die Russen bis an den Donbas zurückziehen, Kriegsschadenszahlungen leisten und für den Wiederaufbau einstehen. Er glaubt, all dies müsse auch im Interesse der Weltöffentlichkeit sein.
Ein weiteres Thema bewegt den Linken-Kandidaten im reichen und teuren Landkreis Starnberg besonders: der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. So tritt Feilzer nicht nur für die Deckelung von Mieten ein, sondern auch dafür, die Mietpreise zu senken. Nicht nur Neubauten seien das Mittel der Wahl, findet er, sondern auch Erhaltungssatzungen in den einzelnen Kommunen sowie sozialer und geförderter Wohnungsbau.
In Sachen Rentenvorsorge, findet Feilzer, dass gerade große Unternehmen, die immer mehr Technik einführen und deshalb Angestellte entlassen, eine Extraabgabe in die Sozialsysteme entrichten müssten – quasi als Ausgleich für entgangene Beschäftigungsbeiträge. Schließlich fehlten all diese Abgaben jetzt bei Renten-, Pflege- und Krankenversicherungen.
Als „Nature Guide“ im Einsatz
Feilzer, der leidenschaftlich gerne Bus fährt, tritt für den Ausbau der Ortsbusse ein. Diese seien gerade für ältere Menschen immens wichtig, um sich die Selbstständigkeit zu bewahren. Seit vielen Jahren gehört Feilzer auch dem Gilchinger Seniorenbeirat an und ist dessen stellvertretender Vorsitzender. Gemeinsam mit Seniorenbeiräten in anderen Gemeinden will er versuchen, die Belange älterer Mitbürger generell stärker in den Fokus zu rücken.
Seit vielen Jahren setzt sich der leidenschaftliche Bergsteiger Feilzer über den Alpenverein auch für den Schutz der Bergwälder und Berge ein. Er gehört auch dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) an und ist ehrenamtlicher „Nature Guide“. Als solcher versucht er, die Besucher des Landkreises Starnberg für einen umsichtigen Umgang mit der Natur in Schutzgebieten zu sensibilisieren. Damit diese beispielsweise auf gekennzeichneten Wegen radeln, in Naturschutzgebieten keine Blumen pflücken und ihre Hunde anleinen.
Ob bei Podiumsdebatten oder an Infoständen, Bernhard Feilzer will mit den Bürgern ins Gespräch kommen, ihnen seine Sicht der Dinge erläutern – sei es in Rentenfragen oder in Sachen Natur- und Landschaftsschutz. Seine persönliche „Aktion Silberlocke“ hat er ohnehin längst gestartet.