Giesings Trümmerberg: Beim TSV 1860 München läuft es nicht nur auf dem Platz nicht rund | ABC-Z
München – Manche Ereignisse sind trotz aller Macht nicht mehr positiv einzuordnen, da die Fakten eine zu deutliche Sprache sprechen. Diese leidvolle Erfahrung mussten jüngst zwei Organe der Löwen machen, als sie nach dem Heimspiel der Sechzger gegen den SC Verl in die Krisenanalyse gehen mussten.
“Es ist nicht immer einfach, die Ergebnisse zu analysieren. Wenn ihr schlechte Stimmung habt, ist das verständlich”, sagte Stadionsprecher Basti Schäch nach dem 0:4 des TSV 1860 am Samstag gegen den SC Verl im obligatorischen “Fantalk” im Herzen des Löwen-Kosmos in der VIP-Alm geknickt: “Es kommen auch wieder bessere Zeiten zuhause. Wir sind leider nicht die Macht, die wir uns wünschen.”
Verlaat nach Verl-Pleite: Die Entwicklung ist “für jeden sch***”
Schäch hatte einen Interviewgast geladen, der seinen Finger mehr in die Wunde legte als Trainer Arigrios Giannikis und seine Abwehrkollegen Max Reinthaler und Leroy Kwadwo zusammen: Jesper Verlaat. Der Kapitän versuchte sich zwar auch in einer Spielanalyse, die Sechzigs Rote Karte von Soichiro Kozuki und das 0:1 vor der Pause als doppelten “Genickschlag” einordnete. Der verletzte Verlaat wurde aber deutlicher: “Bis zum 2:0 war es kein Spiel, bei dem sich andeutet, dass man am Ende auf gut Deutsch gesagt 4:0 auf die Fresse bekommt.”
Angesichts des glasklaren Ergebnisses stellte er klar: “Da gibt es nichts schönzureden. Das ist für jeden emotional. Wir wissen in dieser Saison um die Heimschwäche, die sich durch die Saison wurmt. Das kannst du nicht schönreden, wenn du zuhause gegen Verl Viernull verlierst.” Die Stimmung in der Kabine sei “dementsprechend” – und diese Entwicklung “für jeden sch***!” Die vermeintliche Festung Grünwalder ist nur noch ein Giesinger Trümmerberg.
Rotsünder Kozuki für zwei Spiele gesperrt
“Natürlich hätten wir gerne die Konstanz, die wir auswärts haben, zuhause. Wir sind bestrebt, das wieder geradezurücken”, hatte Giannikis vor dem Duell erklärt. Was folgte, war eine anfangs uninspirierte, aber wenigstens kämpferische Leistung. Mit glatt Rot für Kozuki (für zwei Spiele gesperrt), dem Platzverweis für Sport-Boss Christian Werner und den nacheinander trotz anfänglichem Aufbäumen einschlagenden Gegentreffern nach das Schicksal der sechsten Heimniederlage Stück für Stück Gestalt an.
Nur sieben Punkte in neun Spielen, 12:18 Tore – kein Drittliga-Team hat weniger Zähler geholt, nur Aufsteiger Hannover 96 II ist um drei Törchen schlechter. Wo ist er hin, der Nimbus der uneinnehmbaren Festung Giesing?
Als wäre die sportliche Entwicklung nicht alarmierend genug, zeichnet sich immer mehr ab: Einen Ausbau des Sechzgerstadions im größeren Stil, von dem manche Giesinger träumen, wird es nicht geben. OB Dieter Reiter hat 1860 kürzlich im AZ-Interview ein Ultimatum für 2025 gestellt, die Stellungnahmen verschiedener Fan-Gruppierungen zeigen, wie gespalten der TSV in dieser Frage ist.
TSV 1860: Die Stadionfrage spaltet mal wieder den Verein
Die Machthaber des Vereins, gestützt von den Strömungen wie “Pro1860” und den “Freunden des Sechzgerstadions” im Hintergrund wollen einen Ausbau forcieren, die neue Initiative “Weiss und blau für den TSV” fordert endlich Klarheit und eine Online-Umfrage unter allen Mitgliedern, die auf einen Stadionneubau mit 30.000 plus X Zuschauern hinauslaufen soll.
Als wäre die Lage nicht kompliziert genug, schafft es dieser Klub mit den polarisierenden Gesellschaftervertretern Hasan Ismaik und Robert Reisinger seit Wochen nicht, sich auf einen neuen Finanz-Boss zu einigen. Gibt’s in diesem Trümmerhaufen noch was schönzureden?