Bar Little Odessa München: Kulturkneipe mit Live-Events – München | ABC-Z

Es gibt Stammgäste, die jeden Tag am gleichen Platz sitzen und dasselbe Getränk bestellen. Sie stören sich nicht an der Monotonie, sondern schätzen die Routine. Die Stammgäste des „Little Odessa“ am Kapuzinerplatz müssen dagegen regelrechte Abenteurer sein. Hier ist kein Abend wie der andere. Mal spielt jemand Klavier, mal steht ein DJ am Plattenteller; mal fängt ein Türsteher die Gäste schon an der schallisolierten Tür ab und serviert ihnen bis zur nächsten Programmpause Getränke im Schanigarten.
Wanja Belagas neueste Kulturkneipe hält, was sie verspricht. Seit ihrer Eröffnung Anfang Oktober fanden hier unzählige Live-Konzerte und Comedy-Abende statt. Sein wöchentliches Kulturprogramm hat der Wirt, der selbst als Künstler und Musiker aktiv ist, wohl auch seinem Netzwerk zu verdanken, das er über die vergangenen Jahrzehnte in München aufgebaut hat. Denn das Little Odessa ist nicht sein erstes Projekt dieser Art.
Anfang der Nullerjahre war Belaga für den „Prager Frühling“ in Schwabing oder die „Monofaktur“ in der Sonnenstraße verantwortlich; später für das „Provisorium“, das nach sechs Jahren in der Lindwurmstraße in die frühere „Paris Bar“ nach Haidhausen umzog, und für den „Salon Irkutsk“ in der Isabellastraße, den Belaga 2011 mitgründete und später an Daniel Richter, einen seiner Barkeeper, übergab.
Die Einrichtung im Little Odessa erinnert zum Teil noch an Belagas frühere Lokale. Die bunt gemusterten Tapeten aus den Siebzigern zum Beispiel zierten schon die Wände des Prager Frühlings. Jeden Sonntag werden über ihnen neue Bilder von Münchner Künstlerinnen und Künstlern aufgehängt. Dazu machen Sitzpolster mit Tiger- und Leo-Prints an allen Tischen den Retro-Look komplett. Egal, ob am langen Biertisch oder am runden Bistrotisch, die Gäste werden vom freundlichen Servicepersonal so zufällig zusammengesetzt wie die Muster an der Wand.

Ähnlich wie im Salon Irkutsk stehen auf dem Bartresen mehrere große Glasbehälter, in denen Wodka aromatisiert, aktuell mit Meerrettich, Chili und Apfel-Orange. Neben Wodka stehen verschiedene Longdrinks (ab 8,50 Euro), Weine (0,2 Liter für 7,50 Euro) und Biere von Giesinger (Halbe Helles für 4,50 Euro) auf der Getränkekarte. Dem Gin Tonic ist außerdem eine eigene Seite gewidmet (ab 12 Euro). In Kombination mit den hochwertigen Tonics von Mistelhain aus Regensburg fällt er mal fruchtig, mal würzig aus.
Cocktails gibt es in groß (je 12,50 Euro) und klein als Shots (ab 4,50 Euro), allerdings nur, wenn Barmann Afridi im Dienst ist. Er ist der Cocktail-Beauftragte im Little Odessa und mischt auf Anfrage gängige Klassiker, darunter Sours (mit Aperol, Amaretto oder Pisco) und Mai Tais.
Dazu tischt Belaga für die richtige Grundlage Gerichte aus der ukrainischen und russischen Küche wie Borschtsch (14,50 Euro) und Wareniki (ab 17,50 Euro) auf, so wie er sie von seiner Mutter gelernt habe, sagt er. Die stamme aus Odessa und habe Anfang der 90er-Jahre im New Yorker Stadtteil Brighton Beach gelebt, der wegen seiner großen osteuropäischen Bevölkerung auch „Little Odessa“ genannt wird.
Little Odessa, Tumblingerstraße 16, 80337 München, Telefon: 0176/80176105, täglich geöffnet von 17 bis 1 Uhr, am Wochenende auch länger, jeden Montag Live-Musik, jeden Dienstag Comedy Open Mic, Eintritt frei