München: Grüne weiter uneinig über Olympia-Bewerbung – München | ABC-Z

Wer am Montagabend zur Diskussionsveranstaltung des Grünen-Ortsverbands Berg am Laim/Trudering/Riem wollte, musste an einer Art Ampel vorbei, an einem grünen, einem gelben und einem roten Plakat. Darüber stand die Frage des Abends, „Olympia in München?“, und am Eingang bekam jeder Besucher, jede Besucherin einen schwarzen Punkt, den er oder sie dann auf die Plakate kleben konnte: auf das grüne für „ja“, auf das gelbe für „weiß nicht“, auf das rote für „nein“.
Bevor die Münchnerinnen und Münchner am 26. Oktober beim Bürgerentscheid lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ darüber abstimmen können, ob sich die Stadt noch einmal um die Ausrichtung von Olympischen Sommerspielen bemühen soll, wollten die Grünen ihren Mitgliedern die Möglichkeit zur Meinungsbildung geben. Also lieferten sich Stadtrat Beppo Brem und Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann in einer Gaststätte am Ostpark knapp zwei Stunden einen verbalen Schlagabtausch: Brem argumentierte für eine Olympiabewerbung, Hartmann hielt dagegen.
Am Ende gab es einen knappen Punktsieg: Auf dem grünen Plakat klebten 36 Punkte, auf dem roten 32. Dazwischen waren 21 noch Unentschiedene.
Das lässt Spielraum, damit beide Seiten das Ergebnis als Erfolg für sich reklamieren können. Die Befürworter, weil sie ja in absoluten Zahlen vorn lagen; die Gegner, weil sie bestätigt bekamen, dass die Basis der Grünen längst nicht so überzeugt ist vom Olympia-Projekt wie die Parteispitze. Die Landtagsfraktion hatte sich noch eindeutig für die Unterstützung einer Bewerbung ausgesprochen, bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme (der von Hartmann).
In der Stadtratsfraktion war die Mehrheit etwas geringer, da lautete das Stimmenverhältnis 17:7, wie Brem sagte. Als sich dann beim Stadtparteitag im Juli Widerstand der Mitglieder-Masse abzeichnete, verzichteten die Münchner Grünen auf eine klare Positionierung bei der Olympia-Frage – als einzige der im Stadtrat vertretenen Parteien.
Beim Thema Olympia sind die Münchner Grünen also hin- und hergerissen, das wurde auch in der Debatte zwischen Brem und Hartmann deutlich. Sie gingen sehr oft vom gleichen Ausgangspunkt aus, dann aber in unterschiedliche Richtungen. Zum Beispiel bei den von Hartmann diagnostizierten „Wachstumsschmerzen“ der Stadt. Die spürt Brem ja genauso: „Die Stadt wächst schneller, als jede Infrastruktur mitwachsen kann.“
Aber während er optimistisch ist, dass durch Olympia „vieles beschleunigt werden kann, was grüne Politik ist“, warnt Hartmann, „dass alle glauben, mit Olympia würden alle Probleme gelöst. Da ist mir zu viel Wunschdenken dabei“. Er findet jedenfalls, die Stadt müsste ihre Herausforderungen unabhängig von Olympia bewältigen: Wohnungsbau, öffentlicher Nahverkehr, Breitensportförderung.
:Kritiker drohen mit Klage
Die Stadt München verschickt mit den Wahlunterlagen für den Ratsentscheid zur Sommerspiele-Bewerbung eine Broschüre, die für das Sport-Spektakel wirbt. Die Gegner fühlen sich benachteiligt und schicken Juristen an den Start.
Bei den Wortmeldungen aus dem Publikum wurde indes deutlich, dass die Basis auch andere Fragen bewegen als die bekannten Aspekte. Zum Beispiel, wie es sich mit grüner Politik vereinbaren lasse, dass möglicherweise Tausende Menschen wegen Olympia nach München fliegen; ob im Rahmen von Sicherheitsmaßnahmen nicht der Weg zur Massenüberwachung geebnet werde. Oder ob die erhofften Geldströme des Bundes für Olympia nicht lieber in andere Regionen fließen sollten. Woher das ganze Geld kommen soll, wurde im Übrigen auch an diesem Abend gefragt.
In Beppo Brems Argumentation ließ sich immerhin erkennen, dass es den Münchner Grünen auch darum geht, nicht als Verhinderer oder Blockierer wahrgenommen zu werden. „Wir sehen eher die Chancen“, versicherte er: „Wenn wir immer nur alles schlechtreden, werden wir diese Stadt nie in unserem Sinne gestalten.“ Brem bekräftigte, dass seine Partei München nach der Kommunalwahl im März 2026 weiter regieren und prägen wolle.
Eine Zustimmung zur Olympiabewerbung helfe da sicher beim Gestaltungsspielraum, „aber wenn München ‚Nein‘ sagt, geht meine Welt nicht unter“, sagte Brem, „dann bin ich nur ein bisschen traurig“.





















