Gesundheitssystem: Wirtschaftsweise fordert mehr Selbstbeteiligung für Kassenpatienten | ABC-Z

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer plädiert angesichts steigender Kosten im Gesundheitssystem für mehr Selbstbeteiligung von Kassenpatienten. “Deutschland ist Weltmeister bei Arzt- und Klinikbesuchen”, sagte sie der Rheinischen Post. “Wir müssen die Prävention stärken. Aber wir werden auch die Selbstbeteiligung erhöhen müssen.”
Als Beispiel nannte sie die Praxisgebühr für Arztbesuche. “Eine Praxisgebühr ist sinnvoll, wenn es gelingt, sie bürokratiearm einzuziehen”, sagte Schnitzer. “Statt die Ärzte damit zu belasten, könnten die Krankenkassen sie einziehen.”
Ein Sprecher des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) kritisierte, die Forderung nach der Wiedereinführung einer Praxisgebühr lenke von den “grundlegenden Problemen in unserem Gesundheitssystem ab”. Die GKV-Ausgaben für höhere Honorare, für Kliniken, Medikamente und insgesamt mehr Leistungen würden im kommenden Jahr um rund 23 Milliarden Euro auf rund 370 Milliarden Euro steigen. “Gegen diese Ausgabendynamik hilft keine Praxisgebühr”, sagte der Sprecher. Stattdessen brauche es “grundlegende Strukturreformen”.
Schnitzer fordert Überprüfung von Kassenleistungen
Auch Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, mahnte Reformen an. Ansonsten drohe der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung auf 25 Prozent zu steigen, warnte sie. Die Wirtschaftsweise forderte allgemein: “Das Gesundheitssystem muss effizienter werden.” So könnten beispielsweise Leistungen wie Homöopathie und “andere Kassenleistungen ohne Evidenz” gestrichen werden.
Außerdem regte die Wirtschaftsweise eine Debatte über Therapien im hohen Alter an. “Zugleich muss man fragen, ob alles medizinisch Mögliche auch sinnvoll für den Einzelnen ist”, sagte Schnitzer. “Wir werden immer älter und gerade im ganz hohen Alter steigen die Gesundheitskosten enorm an. Wir müssen diskutieren, ob es in einem solch hohen Alter sinnvoll ist, alle verfügbaren, aber häufig auch sehr belastenden Therapien anzuwenden.”
Eine Debatte darüber hatte kürzlich auch der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck gefordert. Nicht alles, was medizinisch möglich sei, sei auch “menschlich vertretbar”, schrieb er Mitte November in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post. Er forderte, in Strukturen zu investieren, “die Würde ermöglichen – statt in Eingriffe, die Erlöse bringen, aber keine Lebenszeit“.





















