Gesundheitssystem: Streeck fordert Selbstbeteiligung von Patientinnen und Patienten | ABC-Z

Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat in der Debatte um die Kosten des Gesundheitswesens eine Selbstbeteiligung von Patientinnen und Patienten gefordert. “Hier kann eine moderate, sozialverträgliche Selbstbeteiligung helfen, Bagatellbesuche zu reduzieren”, sagte er der Rheinischen Post. Es gehe nicht darum, die Versorgung einzuschränken, sondern notwendige Leistungen zu sichern.
“Während Menschen in Dänemark im Schnitt viermal und in Frankreich fünfmal pro Jahr zum Arzt gehen, suchen Deutsche im Durchschnitt zehnmal pro Jahr eine Praxis auf. Das ist zu viel, oft unnötig – und es belastet das System enorm”, sagte Streeck. Man müsse sich deswegen “von einer unsolidarischen Vollkaskomentalität verabschieden”, sagte der CDU-Politiker und forderte klare Leitlinien für Behandlungen. Nicht alles, was medizinisch möglich ist, sei auch sinnvoll.
Die Zahlen der Krankenversicherung ließen keinen Raum für Beschönigung, sagte Streeck. Die gesetzliche Krankenversicherung habe ein Defizit in Milliardenhöhe, zugleich stiegen die Beitragssätze kontinuierlich. Aktuell liegen sie demnach bei mehr als 17 Prozent. “Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen drohen wir, die 20-Prozent-Marke zu überschreiten”, sagte Streeck, der auch Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist und als Virologe in der Coronapandemie bundesweit bekannt wurde.
Expertenkommission soll Vorschläge für Krankenkassen vorlegen
Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenkassen ist seit Jahren angespannt. Im vergangenen Jahr hatten die Kassen laut Schätzungen ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro eingefahren. Die Krankenkassen hoben deshalb zum Jahresanfang ihre Beitragssätze so kräftig an wie seit mindestens 50 Jahren nicht mehr.
Eine von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) berufene Expertenkommission soll 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Finanzen der GKV vorlegen. Die Kommission aus zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werde am 25. September die Arbeit aufnehmen, sagte Warken.