Geretsried: Trinkwasser soll auch für die rasante Entwicklung reichen – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Geretsried ist mit circa 26 000 Einwohnern (Stand Ende Dezember 2023) nicht nur die einwohnerstärkste Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, sondern hat auch die dynamischste Entwicklung aller Kommunen. Das neu entstehende Lorenzareal soll etwa 1800 Menschen Wohnraum bieten, wenn es fertiggestellt ist. Auch existieren Planungen, die Böhmwiese zu erschließen, sobald die S-Bahn-Linie 7 verlängert ist. Mit derlei Wachstum muss aber auch die kritische Infrastruktur mithalten. Und so war zuletzt auch die Frage aufgekommen, ob denn das Wasser für alle reicht. Befürchtungen, dass die Trinkwasserversorgung in Zukunft überlastet werden könnte, traten Bürgermeister Michael Müller (CSU) und der Leiter der Geretsrieder Stadtwerke Jan Dühring am Dienstag bei einem Pressegespräch jedoch entgegen. „Das Wasser ist sicher“, erklärte Müller am Haus der Ultrafiltrationsanlage. „Wir haben keine Probleme mit der Versorgung.“
Das gelte auch, wenn das Neubaugebiet des Lorenzareals fertiggestellt sei, betonte der Rathauschef. Es sei jedoch eine „Gemeinschaftsaufgabe“, der aktuellen und den künftigen Generationen ausreichend qualitativ hochwertiges Wasser bereitzustellen, sagte Müller. „Jeder Tropfen zählt.“ Deshalb seien auch die Bürger aufgefordert, verantwortungsvoll mit der Ressource Trinkwasser umzugehen.
Auch plane die Stadt ihre Entwicklung mit „äußerst viel Bedacht“, sagte der Bürgermeister. Verschiedenen Wachstumsszenarien lege die Verwaltung die Prognosedaten amtlicher Behörden wie dem Landesamt für Statistik zugrunde. Entsprechende Sicherheitspuffer bei der Versorgung seien inkludiert, so Müller. Kommune und Stadtwerke arbeiteten daran, die Infrastuktur der Trinkwasserversorgung zu erhalten, auszubauen und zu verbessern, indem etwa Verluste durch Lecks minimiert würden. Das sei wichtig, vor allem wenn es darum gehe, neue Betriebe anzusiedeln. Geretsried werde weiterhin Unternehmen an, erklärte der Bürgermeister – allerdings nur solche, deren Produktionsprozesse keinen hohen Wasserbedarf hätten.
Im Schutzgebiet darf Geretsried jährlich 1,85 Millionen Kubikmeter Wasser entnehmen
Im Wasserschutzgebiet darf die Stadt Geretsried laut Dühring jährlich 1,85 Millionen Kubikmeter Trinkwasser entnehmen, aus ihren beiden Brunnen auf Königsdorfer Flur in zehn und 13 Meter Tiefe. Tatsächlich gefördert würden etwa 1,65 Millionen Kubikmeter. Damit bliebe eine Restfördermenge von bis zu 200 000 Kubikmetern, die ohne weitergehende Maßnahmen oder Investitionen verfügbar wäre.
Parallel halte die Stadt jedoch nach weiteren Quellen für die Trinkwasserversorgung Ausschau, ergänzte Bürgermeister Müller. „Es ist aber ein schwieriges Thema, in einem dicht besiedelten Gebiet weitere Schutzgebiete auszuweisen“, schränkte er ein. Die bestehende Quelle sei jedenfalls gut geschützt. „Qualitativ hochwertiges Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, dafür steht die Ultrafiltrationsanlage.“

Diese betreiben die Stadt Geretsried und die Nachbarkommune Königsdorf, die ihren Brunnen in der Nähe hat, gemeinsam. Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte der damalige Leiter des Gesundheitsamts im Landkreis deren Bau gefordert, nachdem im Trinkwasser Keime gefunden worden waren. Die Kommunen mussten ihr Wasser länger chloren. Klagen der Gemeinden gegen die Bescheide des Landratsamts lehnte das Verwaltungsgericht München schließlich ab.
Die um die 4,6 Millionen Euro teure Ultrafiltrationsanlage ging Ende März 2017 in Betrieb. Seitdem wird darin das Trinkwasser für Geretsried und Königsdorf gereinigt. Die Nachbarkommune hat sich anteilig an den Investitionskosten beteiligt und trägt auch einen Teil der Betriebskosten. Federführend seien aber die Geretsrieder Stadtwerke, sagt Dühring.
Die Membranen der Ultrafiltrationsanlage halten Viren und Bakterien zurück
In der Anlage wird das aus den Brunnen geförderte Trinkwasser durch superfeine Filtermembranen aus Kunststoff geleitet. Die sind mit einer Weite von 20 Nanometern so filigran, dass laut Dühring keinerlei Mikroorganismen oder Partikel wie Bakterien und Viren hindurchkommen. Drei Filtrationsstraßen sind im Anlagengebäude installiert, die jeweils 40 Liter pro Sekunde filtern können, insgesamt also 120 Liter pro Sekunde. Bei Bedarf könnte die Anlage noch erweitert werden, so der Stadtwerke-Leiter.
Mit Wasser aus einem Druckbehälter werden die Membranen dann gespült, die, wie Dühring erklärte, auch regelmäßig chemisch gereinigt werden. Damit die Anlage inklusive der Netzpumpen auch bei Stromausfällen in Betrieb bleibt, gibt es in einem Nebenraum ein Notstromaggregat. Nach der Ultrafiltration wird das Trinkwasser obendrein mit UV-Licht bestrahlt, erklärte Dühring – so wie es in Geretsried bereits seit den 1990er-Jahren üblich sei. Ein „zusätzlicher Sicherheitsfaktor für sauberes Trinkwasser“, so der Stadtwerke-Leiter.
Dass der Pegel der Brunnen auch schnell sinken können, etwa bei langen Trockenperioden wie im Spätwinter und Frühjahr 2025, räumte Dühring auf Nachfrage ein. Dieser steige aber auch rasch wieder, wenn Niederschläge kämen, so der Stadtwerke-Leiter. Befürchtungen, dass das Wasser grundsätzlich für die Zukunft nicht reichen könnte, seien aber unbegründet. „Ich kann immer ein Entwicklungsszenario aufbauen, wo die Versorgung endlich ist.“