Berlin

Gesuchter Linksextremist aus dem Umfeld von Lina E. gefasst | ABC-Z

Festnahme in Berlin-Kreuzberg

Gesuchter Linksextremist aus dem Umfeld von Lina E. gefasst


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Audio: rbb88.8 | 22.10.2024 | Anna Klühspies | Bild: rbb

In Berlin haben Fahnder des sächsischen Landeskriminalamtes einen mutmaßlichen Linksextremisten aus dem Umfeld der verurteilten Leipziger Studentin Lina E. festgenommen. Er galt seit über einem Jahr als untergetaucht.

  • mutmaßlicher Linksextremist wurde seit einem Jahr per Haftbefehl gesucht – Montag in Berlin-Kreuzberg gefasst
  • Verdächtiger soll Mitglied einer kriminellen Vereinigung sein, die Angriffe auf Rechtsextreme verübt haben soll
  • Verdächtiger soll in Syrien Ausbildung zum Scharfschützen erhalten haben

Ein europaweit gesuchter Linksextremist ist am Montag in Berlin festgenommen worden. Das hat eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Dienstag bestätigt. Zuvor hatte auch die “Tagesschau” berichtet.

Noch am Dienstag soll entschieden werden, ob er in Untersuchungshaft kommt. Der Mann stammt gebürtig aus Königs Wusterhausen und wurde seit mehr als einem Jahr per Haftbefehl gesucht. Am Dienstagnachmittag durchsuchte die Polizei außerdem eine Wohnung in der Nähe des Kottbusser Tors in Berlin-Kreuzberg. Die Durchsuchung steht nach rbb-Informationen im Zusammenhang mit der Festnahme am Montag.

Thomas J. soll Mitglied einer kriminellen Vereinigung gewesen sein. Laut Bundesanwaltschaft hat er der Gruppe um die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. angehört. Die Leipziger Studentin war im Mai 2023 vom Oberlandesgericht Dresden wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, mehrfacher gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, Urkundenfälschung, Diebstahl und Nötigung zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Wer ist Lina E.?

Das Oberlandesgericht Dresden hatte Lina E. im Mai 2023 wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Trotzdem kam sie nach 2,5 Jahren in Untersuchungshaft zunächst frei. Der Haftbefehl wurde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Reststrafe muss die junge Frau erst verbüßen, falls das Urteil rechtskräftig ist. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe wird sich am 6. Februar
damit befassen. Ob noch am selben Tag ein Urteil gefällt wird, ist unklar.

Die Bundesanwaltschaft warf E. und ihren Mitangeklagten vor, zwischen 2018 und 2020 tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der rechten Szene in Leipzig, Wurzen und Eisenach brutal zusammengeschlagen zu haben. E. gilt bei der Anklagevertretung als Kopf dieser Gruppe. Laut Anklage wurden 13 Menschen verletzt, zwei davon potenziell lebensbedrohlich.(Stand: Oktober 2024)

“Logistiker und Kampfsporttrainer”

Zielfahnder des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) und Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) nahmen Thomas J. am Montagnachmittag fest, als dieser gerade mit seinem Fahrrad unterwegs war. Er soll sich als Logistiker und Kampfsporttrainer in dem linksradikalen Netzwerk um Lina E. hervorgetan haben. In dieser Funktion soll er laut Angaben der Bundesanwaltschaft mindestens ein Kampfsporttraining für Gruppenmitglieder und gleichgesinnte militant eingestellte Linksextremisten veranstaltet haben.

Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen den 48-Jährigen wegen des Verdachts der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung sowie wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.

J. war mutmaßlich an Angriff auf Rechtsextremisten beteiligt

Noch am Dienstag soll Thomas J. nach Karlsruhe gebracht und dort einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheidet.

Es soll Hinweise darauf geben, dass Thomas J. an mindestens einem Angriff auf Rechtsextremisten beteiligt gewesen sein könnte, der der Gruppe um Lina E. zur Last gelegt wird. Der aus Brandenburg stammende, mutmaßliche Linksextremist galt seit mehr als einem Jahr als untergetaucht und wurde mit Haftbefehl gesucht. Anfang Mai 2023 soll er zufällig in eine Verkehrskontrolle der Polizei in Brandenburg geraten sein. Während die Beamten seine Personalien überprüften, soll J. mit dem Auto davongerast sein. Er galt seitdem als flüchtig.

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Mögliche Beteiligung an Kämpfen in Syrien

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden soll sich Thomas J. zeitweise in Nord-Syrien den dortigen sogenannten “Volksverteidigungseinheiten” (YPG) angeschlossen haben. In den Reihen der kurdischen Kämpfer soll J. als Scharfschütze ausgebildet worden sein. Er nahm möglicherweise an Kampfhandlungen gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) teil. Bei einer Hausdurchsuchung in Deutschland war ein “Schießbuch” gefunden worden, das dem Festgenommenen zugeordnet wird und Details zum Scharfschützentraining enthält.

Sendung: rbb88.8, 22.10.2024, 14:10 Uhr


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