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Bayern unaufhaltsam: Bayern erteilt der Eintracht die nächste Lehrstunde | ABC-Z

Die ersten Wochen haben keinen Aufschluss gegeben, was von Eintracht Frankfurt in dieser Saison zu erwarten ist. Das bislang wechselhafte Erscheinungsbild wurde am Samstag um eine weitere Facette ergänzt, die deutlich machte, dass die Mannschaft aktuell weit davon entfernt ist, sich mit den Besten ihres Fachs auf Augenhöhe messen zu können. Im Top-Spiel der Bundesliga unterlag die Mannschaft von Dino Toppmöller dem FC Bayern 0:3. Vier Tage nach ihrem Champions-League-Duell mit Atlético Madrid (1:5), in dem die Hessen nach allen Regeln der Fußballkunst demonstriert bekommen hatten, dass längst noch nicht alles Gold ist, was bei ihnen phasenweise glänzt, bekamen sie auch die individuelle Klasse des Rekordmeisters nicht in den Griff.

Für die Münchner, die bis dato schon alle Aufgaben tadellos absolviert hatten, war es der zehnte Sieg in Serie. „Wir versuchen, von Woche zu Woche besser zu werden“, sagte Innenverteidiger Jonathan Tah anschließend. Und Vincent Kompany „pusht“ sie, dass niemand nachlasse. Der Trainer entdecke in seinem zweiten Jahr beim FC Bayern in jeder Partie Kleinigkeiten, in denen sie sich „noch steigern“ könnten.

„Wir dürfen uns einen Tag freuen“, sagte Tah im Ausblick auf die Party unter dem Motto „FC Bayern Wiesn“ an diesem Sonntag zum Abschluss des Oktoberfests, „dann fokussieren wir uns wieder.“  Markus Krösche, der Sportvorstand der Frankfurter, sprach von einer „verdienten“ Niederlage. Er machte dafür „zu viele einfache Fehler“ und die Stringenz des Gegners verantwortlich, der „uns in allen Belangen den Schneid abgekauft hat“.

Große Erwartungen, mäßige Zwischenbilanz

Die Eintracht hat sich in diesem Sportjahr viel vorgenommen. Wobei vor allem die Absicht von den Klub-Strategen kommuniziert wurde, dass es darauf ankomme, auf hohem Niveau beständiger abzurufen, was an Potenzial dem Kader zugeschrieben wird. Im bisherigen Rundenverlauf gelang das eher leidlich. Auf Leistungen, nach denen das Team vom eigenen Anhang bejubelt wurde, folgten Auftritte, die eine betrübte (Zwischen-)Bilanz nötig machten. An den sechsten Spieltag im nationalen Geschäft ging Toppmöller mit der Erwartungshaltung heran, dass er von seiner Elf mehr Mut und Energie sehen wollte als unter der Woche in Spanien, als sie vor Ehrfurcht wie erstarrt wirkten.

Die Ansage des Trainers zeigte nicht die gewünschte Wirkung. Die Bayern, die bei gleicher Gelegenheit im europäischen Einsatz problemlos 5:1 gegen das zypriotische Team Pafos FC gewonnen hatten, trafen vor 59.500 Zuschauern auf einen Herausforderer, der nicht einmal andeuten konnte, mit welcher Entschlossenheit er sich der schweren Aufgabe stellen wollte – und sich prompt im Hintertreffen sah.

Bereits der erste Vorstoß der Münchner über die Mittellinie brachte ihnen das 1:0. Torwart Manuel Neuer schlug den Ball nach vorne, Harry Kane beförderte ihn weiter auf Serge Gnabry, der sich auf der rechten Seite durchsetzte, quer durch den Strafraum passte und in Luis Díaz einen Abnehmer fand, der die Vorlage zum Führungstor nach 15 Sekunden verwertete. Für die Frankfurter Defensive, die sich zuletzt als nicht sonderlich sattelfest erwies, war der frühe Wirkungstreffer alles andere als dienlich.

Und kurz darauf fehlte den konzentriert und reibungslos harmonierenden Münchnern gegen nervöse und hastige Hessen nur Zentimeter zum nächsten Glückserlebnis. So aber prallte der Schuss von Michael Olise, der von Eintracht-Kapitän Robin Koch abgefälscht wurde, an die Latte (8. Minute). Das Glück, das ihr in dieser Situation hold war, fehlte der SGE nach einer Viertelstunde. Nach Intervention des Video-Assistenten verweigerte Schiedsrichter Daniel Siebert die Anerkennung des vermeintlich erzielten 1:1, nachdem er sich auf dem Bildschirm am Seitenrand davon überzeugte, dass Ritsu Dōan bei seiner Hereingabe, die Jean-Mattéo Bahoya über Neuer hinweg schlenzte, die Kugel mit der linken Hand im Zweikampf an Konrad Laimer vorbeigeschubst hatte (15.).

Kanes 17. Pflichtspieltreffer

Was der Eintracht nicht weiterhalf, war ihr oftmals eindimensionales Aufbauspiel, bei dem Torhüter Kauã Santos versuchte, mit langen Abschlägen Jonathan Burkardt einzubinden. Der Angreifer tat sich wesentlich leichter, wenn er sich nicht in der Luft behaupten musste, sondern von den Kollegen flach am Boden das Spielgerät erhielt; dann gelang es ihm zumindest hin und wieder, seinen Aufpasser Tah aus der Abwehrkette herauszulocken und so Räume zu schaffen, die Dōan zu Attacken nutzte, denen es jedoch in letzter Konsequenz an Überraschungsmomenten mangelte, um die Münchner effektvoll zu irritieren.   

Dass die Bayern im Abschluss einmal mehr eine Klasse für sich sind, demonstrierten sie nach einigen Momenten, in denen sie sich darauf beschränkt hatten, das Geschehen mit gedrosseltem Tempo zu kontrollieren. Joshua Kimmich erkannte, dass sich Díaz links vorne im Angriffsdrittel unbeobachtet von etwaigen Aufpassern in günstiger Position befand. Und nachdem der Kolumbianer das Zuspiel aufnahm und ihm die gesteigerte Frankfurter Konzentration gewiss war, wusste er dank passender Vororientierung, dass er direkt nach rechts rüber legen musste, weil dort Kane freie Schussbahn haben würde.

Die Gelegenheit ließ sich der englische Top-Scorer aus rund 18 Metern nicht entgehen: Das 2:0 war schon sein 17. Pflichtspieltreffer für die Münchner in dieser Saison (26.). Mit diesem Vorsprung entwickelte sich der Abend zeitig in eine Richtung, an der die Frankfurter mit ihren momentanen Mitteln nichts ändern konnten. Auch ihre Körpersprache verriet, zum Beispiel bei Koch und Hugo Larsson, dass es schon mal deutlich besser um ihr Selbstbewusstsein bestellt war. Couragierte Aktionen, mit denen sich der Titelverteidiger womöglich aus der Reserve hätte locken lassen, fanden nicht statt.

In der zweiten Halbzeit, als es die Münchner um den umsichtig die Fäden in der Hand haltenden Kimmich nicht viel Mühe kostete, die wenigen Angriffe abzuwehren, bot sich Doan eine Gelegenheit, das Ergebnis freundlicher zu gestalten (70.). Doch der Japaner ließ sie ebenso ungenutzt wie der eingewechselte Ansgar Knauff einen Konter, den er verstolperte (74.). Wie es besser geht, zeigte ihnen dann noch einmal Díaz. Nach einem Fehlpass von Aurélio Buta und einem Ausrutscher von Oscar Højlund gelang der aus Liverpool verpflichtete Offensivkraft (unhaltbar für Santos) der dritte Münchner Streich in dieser Vorstellung (84.), in der sie ihre Ambitionen eindrucksvoll verdeutlichten – und den Frankfurtern einmal mehr klar wurde, dass die Branchengrößen gegenwärtig nicht ihre Kragenweite sind.

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