Geschichten für den Advent- Die Bescherung ist geliefert – Landkreis München | ABC-Z
wo der Eisbär (noch) zu Hause ist,
wo das Nordlicht fröhlich blinkt,
aus einer Hütte lautes Wutgeschrei erklingt.
Die Tür springt auf, mit Schwung sodann,
stürmt aus der Bude der Weihnachtsmann.
Rauft sich den Bart, tritt in den Schnee,
ok, das war Eis, darum tut’s ihm weh.
Was ihn nun noch mehr erregt,
woraufhin er ein Rentier erschlägt.
Stop! Das nicht, denn wir sehen klar,
es ist ja gar kein Rentier da!
Die Situation entbehrt jeder Logik,
optisch hat sie zwar nicht wenig Komik,
doch schauen wir uns einmal an,
warum er tobt, der Weihnachtsmann.
Es begann, Monate her,
da beschlossen seine Eigentümer,
denen steckte wohl ne Blähung quer,
der Weihnachtsmann ist uns zu teuer,
dauernd diese Geschenke, jedes Jahr aufs Neue,
das rentiert sich nicht, wir sollen doch sparen,
zumindest müssen wir den Anschein wahren,
und ne Idee haben wir schon,
wir verkaufen ihn an Amazon!
Die sind ja ähnlich von Branche her,
da fällt die Integration sicher nicht schwer.
Sie liefern beide Päckchen aus,
agieren weltweit, das passt auch.
Das wird Win-Win, der Weihnachtsmann muss da nicht stutzen,
er kann die Amazon Paketboten nutzen.
Gesagt, getan, Beschluss gefasst,
Schlitten gesperrt, Rentiere geschasst,
und bevor er sich versah,
dem Weihnachtsmann war’s noch nicht klar,
da saß er unversehens schon,
zum Vorstellungsgespräch bei Amazon.
Moment! Werdet Ihr jetzt sagen.
Wie kann denn jemand sowas wagen?
Ihn so einfach zu schikanieren und über…
haupt, seit wann hat der Weihnachtsmann Eigentümer?
Nun ja, das weiß fast keiner,
der Weihnachtsmann ist nicht allein, er
war, seit er existiert in diesem Leben,
ein staatliches Geschenkunternehmen.
Aus Spargründen wurde er vor Jahren privatisiert, oje,
inclusive Aufsichtsrat, welch Schnapsidee.
Und diese übergeordneten Aufsichtsgestalten,
wollen ihn jetzt verramschen, äh, zerwalten.
So prüft ihn nun Herr Amazon,
droht ihm mit kargem Stundenlohn,
Arbeitsbedingungen der reinste Hohn,
doch Amazon merkt alsbald schon,
äh, „alsbald“ ist etwas übertrieben,
s’ist schon viel Zeit liegen geblieben,
dass es vertraglich gar nicht klappt,
und die Fusion ward abgesagt.
Der Weihnachtsmann findet das schee,
fragt seine Eigentümer nach Plan B.
„Äh…was? Plan B? Also…nun…öhäm, hamwa nicht!“
Dem Weihnachtsmann erstarrt vor Schreck das Gesicht.
„Ähm, wir gründen ne Arbeitsgruppe, die bringt dich ans Ziel,
und – ahm – die Gruppe wird sicher agil.
Dann hast du, nun, in wenigen, Monaten…oder Jahren,
ganz bald ein funktionierendes Arbeitsverfahren!“
Da sprang dem Weihnachtsmann der Grant ins Gesicht!
Und damit sind wir wieder am Beginn der Geschicht‘!
Der Weihnachtsmann – nach kurzer Erregung – hat sich wieder im Griff,
schließlich steuert er selber sein eigenes Schiff.
ER hat Plan B selber erdacht
sich schnell seine Gedanken gemacht,
reaktiviert Rentiere und Schlitten,
die Tiere lassen sich da nicht zweimal bitten,
programmiert in sein Navi modernere Routen,
packt die Geschenke, denn er muss sich sputen,
um euch zu bescheren, doch das wird schon klappen,
bald wird er schon an eure Türe klappern.
Und indem er sich nicht auf andre verlässt,
rettet er selber das Weihnachtsfest.
An dieser Stelle folgt bis Heiligabend täglich eine Kurzgeschichte von Autoren und Autorinnen aus der Region, eigens geschrieben für die Leserinnen und Leser der SZ. Vorgabe war, mindestens vier dieser 24 Begriffe einzubauen: Bescherung, Botschaft, Bratwurst, Buchhandlung, Bude, fettig, frohlocken, Glühweingewürz, Heiligenschein, Kalorien, Lametta, LED, Nudelholz, Paketbote, Plätzchen, Pappschnee, Ramsch, Ritual, Rosinenpickerei, schmoren, Schnapsidee, stad, Stollen, Volkszählung. Alle Beiträge finden Sie hier.