Gescheitertes Attentat auf Hitler: Bundesregierung erinnert an Widerstand gegen NS-Gewaltherrschaft | ABC-Z

An das gescheiterte Hitlerattentat vor 81 Jahren haben in der Berliner Gedenkstätte Plötzensee Spitzenvertreter des Staates und Angehörige von Widerstandskämpfern erinnert. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) nannte die Erinnerung an den
Widerstand gegen das NS-Regime eine bleibende Aufgabe. Das Volk trage
Verantwortung dafür, dass von Deutschland nicht noch einmal ein solch
“monströser Horror” ausgehe.
Dieser Gedanke müsse auch und gerade die junge Generation erreichen,
mahnte die SPD-Politikerin bei der Gedenkveranstaltung der
Bundesregierung. “Aus Schuld folgt eben diese Verantwortung – für uns
alle.” Das Gedenken sei Aufforderung, auch “heute entschieden
Widerstand” gegen diejenigen zu zeigen, die Demokratie und Recht
bedrohten. Denn auch heute stünden diese “wieder unter Druck”.
Am 20. Juli 1944 hatte eine Widerstandsgruppe um Oberst Claus Schenk
Graf von Stauffenberg und General Friedrich Olbricht versucht, Adolf
Hitler im Führerhauptquartier “Wolfsschanze” in Ostpreußen zu töten. Das Attentat misslang.
Vier Anführer des Widerstands, darunter Stauffenberg und Olbricht,
wurden noch in derselben Nacht im Hof des Bendlerblocks
hingerichtet. In Berlin-Plötzensee wurden in der Folge viele
der am Umsturzversuch vom 20. Juli beteiligten Widerstandskämpfer
erhängt. Insgesamt wurden zwischen 1933 und 1945 im Strafgefängnis
Berlin-Plötzensee mehr als 2.800 Gefangene enthauptet oder erhängt.
Widerstand sei trotz Scheitern nicht vergeblich gewesen
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erinnerte daran, dass vor 81 Jahren trotz immenser Gefahren für das eigene Leben viele sehr verschiedene Menschen den Mut zum Widerstand gefunden hätten. Trotz des Scheiterns sei dieser nicht vergeblich gewesen. Die Widerstandskämpfer hätten bewiesen, dass es auch ein anderes Deutschland gab. Ihre Werte wirkten bis heute im Grundgesetz und in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung fort.
Die Ansprache bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung hielt Matthias Brandt, Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD). Der Schauspieler und Autor erinnerte an den Widerstand seiner Eltern. Vor über 50 Jahren sei mit Willy Brandt ein Mann deutscher Bundeskanzler geworden, der einmal politischer Flüchtling gewesen sei und in einem zivilisierteren Land Asyl und eine zweite Heimat gefunden habe. Der 1992 verstorbene Willy Brandt war von 1969 bis 1974 erster sozialdemokratischer Kanzler der Bundesrepublik. Er ging als NS-Gegner bereits im Frühjahr 1933 ins Exil in Skandinavien.
Heute sickere wieder das Gift von Rassismus und Ausgrenzung in die Gesellschaft ein, warnte Matthias Brandt. Er träume weiter davon, “in einem europäischen, weltoffenen, humanen Deutschland als freier Mensch unter anderen freien Menschen zu leben und zu wachsen”.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hob in einer Erklärung zum Jahrestag des Hitlerattentats die Rolle der Angehörigen der Widerstandskämpfer hervor. Nach dem 20. Juli 1944 hätten auch die Familien der Widerstandskämpfer Mut bewiesen und oft einen hohen Preis bezahlt. Weimer erinnerte an “Verwandte, die zwischen Aktenbergen Briefe versteckten, Ehefrauen, die in Gefängnissen ausharrten” oder an “Mütter, die Verhöre über sich ergehen ließen, immer in Angst, was man ihren Kindern antun würde”. Der Blick auf den Widerstand müsse um diese Menschen erweitert werden.
In Erinnerung an den 20. Juli 1944 findet am Nachmittag auch ein feierliches Rekrutengelöbnis am heutigen Sitz des Bundesverteidigungsministeriums statt. Daran nehmen 250 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr teil.