Geothermie: Gräfelfing trennt sich von Partner – Landkreis München | ABC-Z

Die Gemeinde Gräfelfing wird das örtliche Geothermie-Projekt nun als rein kommunales Vorhaben ohne privaten Partner realisieren. Das Unternehmen Silenos Energy, das man sich als Partner mit Spezialwissen ursprünglich ins Boot geholt hatte, hat seine Anteile an der kommunalen Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG zurückgegeben. So könne das Projekt wirtschaftlicher finanziert werden, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.
Die Gemeinde Gräfelfing ist bei der Umsetzung des geplanten Geothermieprojekts bislang einen ganz eigenen Weg gegangen: Im Jahr 2022 hatte die Kommune mit der Silenos Energie GmbH & Co. KG die gemeinsame Projektgesellschaft Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG gegründet, die wiederum eine kommunale Tochtergesellschaft der Fernwärmenetz Gräfelfing ist. Die Besonderheit: Der Silenos Energy gehörten als Kooperationspartner 49 Prozent der Unternehmensanteile, die Gemeinde hielt 51 Prozent.
Die Idee sei ursprünglich gut gewesen, sagt Bürgermeister Peter Köstler (CSU) auf SZ-Anfrage. Mit der Teilhabe wollte man den Kooperationspartner binden. Das war während der ersten Projektphase laut Köstler auch erfolgreich, als es um die Machbarkeitsstudie samt Genehmigung des Bohrplatzes und der Tiefenbohrung ging. Schließlich sei die Kooperation in einen positiven Fördermittelbescheid gemündet, der dem Projekt eine Bundesförderung über 50 Millionen Euro zusichere.
Doch bei der konkreten Umsetzung des Vorhabens erwies sich das Konstrukt als juristisch komplex. In monatelangen Verhandlungen ging es laut Köstler unter anderem auch um die Vermarktung der gewonnenen Energie und den Ausbau des Fernwärmenetzes in Gräfelfing. Das Fazit: Ohne privat finanzierten Anteil, also aus rein kommunaler Hand, kann die Gemeinde das heiße Wasser als Energiequelle letztendlich günstiger an den Endverbraucher bringen.
Mit der Bohrung soll im zweiten Quartal 2026 begonnen werden
„Wir müssen wirtschaftlich konkurrenzfähig auftreten“, begründet Köstler die Entscheidung. Letztendlich lebe das Projekt davon, dass viele Gräfelfinger Immobilieneigentümer auf Geothermie als Energiequelle setzen. Darüber hinaus hätten auch veränderte Förderbedingungen des Bundes und des Freistaates Bayern eine Anpassung der Gesellschafts- und Finanzierungsstruktur notwendig gemacht, heißt es aus der Gemeinde. Einvernehmlich habe man sich darauf geeinigt, dass Silenos alle Anteile an die Fernwärmenetz Gräfelfing überträgt.
Auf der Gemeinde lasten jetzt nicht nur größere Aufgaben, sondern auch noch mehr Verantwortung, so Köstler. Im nächsten Schritt müssten alle Bohr- und Bauleistungen ausgeschrieben werden. Der Bohrplatz wird am Neurieder Weg/Ecke Würmtalstraße, auf einem Teil der Koppelfläche des Reitvereins, eingerichtet. Mit der konkreten Bohrung könne voraussichtlich Anfang des zweiten Quartals 2026 begonnen werden, sagt Thomas Banck, Geschäftsführer der Geothermie Gräfelfing. Mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes hat die Kommune bereits begonnen. In verschiedenen Ausbaustufen soll sich das Leitungsnetz nach und nach durch die gesamte Gemeinde ziehen.