Generalsanierung der Bahn: Das kommt auf Fahrgäste im Norden zu | ABC-Z

Insgesamt will die DB mehr als 160 Kilometer Gleise erneuern, Hunderte Weichen und Dutzende Kilometer Oberleitung austauschen. Die Strecke soll damit zu einem “Hochleistungskorridor” ausgebaut werden. Entlang der Gleise werden in den kommenden Monaten außerdem 28 Bahnhöfe modernisiert. Die ursprünglich geplante Umstellung auf komplett digitale Leit- und Sicherungstechnik wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Nach der Generalsanierung der Strecke soll in den Zügen aber deutlich besser telefoniert und im Internet gesurft werden können.
Die Fahrzeit zwischen dem Hamburger und dem Berliner Hauptbahnhof verlängert sich um mindestens 45 Minuten: Statt eindreiviertel Stunden dauert die Fahrt während der Bauarbeiten zweieinhalb Stunden. Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin wird vorübergehend nicht per Fernverkehr erreichbar sein. Normalerweise beträgt die Fahrtzeit ab Hamburg im ICE nur 54 Minuten. Mit dem Ersatzbus sind Reisende nun knapp zwei Stunden unterwegs. Die Fernzüge zwischen Hamburg und Rostock werden über Lübeck und Bad Kleinen umgeleitet, die Fahrtzeit verlängert sich um etwa eine Stunde. Sämtliche Ersatzverbindungen sind im Internet auf bahn.de oder in der App DB Navigator einseh- und buchbar. Dort können sich Reisende auch über Verspätungen oder Ausfälle informieren, sobald die Bauarbeiten gestartet sind.
Die Bahn will die Folgen der Sperrung im Nahverkehr nach eigenen Angaben mit “Deutschlands größtem Ersatzverkehr mit Bussen” abfedern. Um die entfallenden Halte anzubinden, sollen in Spitzenzeiten bis zu 173 Busse im Einsatz sein. Sie verkehren auf 28 Linien und werden laut DB täglich insgesamt bis zu 86.000 Kilometer zurücklegen. Eine Übersicht über das Streckennetz hat die Bahn im Internet veröffentlicht. Die purpurfarbenen Busse mit der Aufschrift “Ersatzverkehr Replacement Service” sind barrierefrei, verfügen über große Info-Monitore sowie Steckdosen an den Sitzplätzen. Außerdem soll es in allen Fahrzeugen WLAN geben. Fahrräder dürfen in den Bussen nicht mitgenommen werden – Ausnahme sind Klapp- und Falträder.
Alle Bahnverbindungen im Nahverkehr, die auf die Fernverkehrsstrecke Hamburg-Berlin zulaufen oder sie nutzen, können während der Generalsanierung nicht mit dem Zug befahren werden. Betroffen sind vor allem viele Verbindungen in Mecklenburg-Vorpommern.
Änderungen oder Ausfälle im Nah- und Regionalverkehr gibt es auf folgenden Linien:
- RE1 Rostock-Schwerin-Hagenow-Hamburg
- RE4 zwischen Bützow und Lübeck
- RE5 Rostock-Güstrow-Waren
- RE8 Wismar-Schwerin-Ludwigslust-Berlin
- RB14 Parchim-Ludwigslust-Hagenow
- RB 17/18 Wismar-Bad Kleinen-Schwerin-Ludwigslust
Neu eingerichtet werden die Linien RE2 Bad Kleinen-Lübeck und RE 85 Schwerin-Berlin.
An den ersten Tagen der Generalsanierung werden laut DB Arbeiten im Stellwerk Schwerin durchgeführt. Der Knotenpunkt Schwerin ist deshalb von Freitagabend, 21 Uhr, bis Montagmorgen, 3 Uhr, voll gesperrt. In dieser Zeit werden auf den Linien RB13, RB17 und RE85 teilweise Busse eingesetzt.
Zwischen Schwerin und Berlin wird mit dem RE85 eine Extra-Verbindung im 120-Minuten-Takt eingerichtet. Der Zug hält in MV noch an den Bahnhöfen Bad Kleinen, Güstrow und Waren (Müritz), in der Gegenrichtung zudem in Neustrelitz. Die Fahrtdauer soll zweieinhalb Stunden betragen.
Wer von Ludwigslust nach Berlin fahren möchte, ist während der Generalsanierung auf Ersatzbusse im Nahverkehr angewiesen. Mit Umstieg in Quitzow bei Perleberg sowie Wustermark bei Berlin beträgt die Fahrzeit mindestens 3:40 Stunden. Für die Fahrt von Ludwigslust nach Hamburg (U-Bahnhof Steinfurther Allee) können IC-Ersatzbusse genutzt werden. Fahrtzeit: etwa zweieinhalb Stunden.
Von Hamburg aus sind neben den Fahrgästen im Fernverkehr nach Berlin auch Reisende Richtung Ostsee betroffen: Die IC-Züge nach Binz auf Rügen und nach Greifswald halten nicht in Schwerin, sie werden über Lübeck umgeleitet. Hier verlängert sich die Fahrtzeit um etwa eine Stunde.
Im Nahverkehr ist die Linie RE1 von den vorübergehenden Änderungen betroffen: Die Verbindung von Hamburg über Hagenow nach Schwerin und weiter nach Bad Kleinen fällt aus. Alternativ muss der Ersatzverkehr mit Bussen genutzt werden.
Für den Ersatzverkehr werden die Bahnhöfe Bergedorf, Steinfurther Allee und Wandsbek-Markt zu zentralen Umsteigepunkten in Hamburg. Von dort können auch Ziele in der Metropolregion wie etwa Mölln und Lauenburg/Elbe in SH erreicht werden.
Für die Zeit der Generalsanierung ist der Hauptbahnhof in Lübeck Start- und Endpunkt der neuen Linie RE2 von und nach Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem werden IC-Züge von Hamburg nach Binz auf Rügen über Lübeck umgeleitet, da in MV der Fernverkehrs-Halt Schwerin in den kommenden neun Monaten entfällt.
Änderungen oder Ausfälle im Nah- und Regionalverkehr gibt es auf folgenden Linien:
- RE1 Hamburg-Büchen-Schwerin
- RE4 Lübeck-Bad Kleinen-Bützow
- RE83 Lübeck-Mölln-Büchen-Lüneburg
Zwischen Mölln und Lauenburg fährt zweimal pro Stunde eine Busersatzlinie, auch von Mölln und Büchen nach Hamburg sind Ersatzbusse unterwegs.
Durch die komplette Sperrung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin werden die Fernverkehrszüge auf den Direktverbindungen in den kommenden neun Monaten über das niedersächsische Uelzen umgeleitet. Auf anderen Verbindungen zwischen den beiden Metropolen steigen viele Fahrgäste in Hannover um.
Änderungen und Ausfälle im Nah- und Regionalverkehr gibt es auf folgenden Linien:
- RE19 Uelzen-Salzwedel-Stendal-Magdeburg
- RE 20 Uelzen-Salzwedel-Stendal-Magdeburg
- RB 40 Braunschweig-Helmstedt-Magdeburg
- RB 47 Uelzen-Bad Bodenteich-Braunschweig
- RE 50 Hildesheim-Braunschweig-Wolfsburg
Einige Strecken wurden viele Jahre lang vernachlässigt. Die Bahn will die Bauarbeiten an den Gleisen künftig neu organisieren. Notwendige Maßnahmen wurden bislang auf mehrere Monate und Jahre verteilt. Das führte zu immer neuen Einschränkungen auf derselben Strecke. Bei Fahrgästen sorgte das für Unverständnis. Größere Bauarbeiten sollen künftig in einem feststehenden Zeitfenster erfolgen. Auch sollen sich die einzelnen Gewerke besser abstimmen und ihre Maßnahmen bündeln, heißt es.
Insgesamt sollen bei der derzeit laufenden Generalsanierung 4.000 Kilometer Gleise auf mehr als 40 Strecken in Deutschland kernsaniert werden. Kostenpunkt: 87 Milliarden Euro. 4.000 weitere Kilometer des Streckennetzes sollen durch “kleinere und mittlere Maßnahmen” verbessert werden. Allein im vergangenen Jahr sollten 14 Strecken, 2.000 Kilometer Gleise, 2.000 Weichen, 1.000 Bahnhöfe und 150 Brücken für insgesamt 16 Milliarden Euro saniert werden.
Die Deutsche Bahn hat viele Baustellen: Taktverdichtung, Personalmangel, marode Bahnhöfe oder zu wenige Züge im Regionalverkehr. Auch bei Starkregen, Frost, hohen Temperaturen und ähnlichen Wetterextremen gibt es schnell Schwierigkeiten auf der Schiene.
Auch in den kommenden Jahren werden laut Planung an vielen Stellen im Norden Baumaßnahmen am Streckennetz der Deutschen Bahn durchgeführt.
- Die Strecke Hamburg-Hannover soll im Jahr 2026 für zehn Wochen gesperrt werden. In dieser Zeit soll unter anderem das Stellwerk Uelzen elektrifiziert werden.
- Auf der Schnellfahrstrecke zwischen Berlin und Lehrte bei Hannover sollen im Jahr 2027 Gleise und Weichen erneuert sowie mehrere Bahnhöfe modernisiert werden. Auch zwischen Bremerhaven und Bremen soll dann gebaut werden.
- Auf der Strecke Lübeck-Hamburg erfolgt ab 2028 die Sanierung von Weichen, Gleisen sowie der Leit- und Sicherungstechnik. Zudem werden mehrere Bahnhöfe renoviert. Ursprünglich war der Start bereits 2027 geplant gewesen.
- Ab 2028 werden auf der Strecke Bremen-Hamburg unter anderem umfangreiche Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik umgesetzt.
- Im selben Jahr soll auf der Strecke Nordstemmen-Göttingen unter anderem der Untergrund verbessert werden.
- Auch im “Ostkorridor Nord” sollen 2028 auf den Strecken Uelzen-Stendal und Stendal-Magdeburg Baumaßnahmen umgesetzt werden.
- Ab Februar 2029 steht auf der Strecke Hamburg-Hannover die Modernisierung von Bahnhöfen, Gleisen, Weichen und Technik an. Die Strecke wird dann für fünf Monate komplett gesperrt. In Uelzen wird ein Bahnsteig neu gebaut. In Lüneburg soll ein Gleis reaktiviert werden. Bei Bienenbüttel wird ein Überholgleis eingerichtet. Auch zwischen Bremen und Wunstorf sowie zwischen Lehrte und Groß-Gleidingen stehen im Jahr 2029 Arbeiten an.
- 2030 sollen die Strecken Bremen-Osnabrück, Osnabrück-Münster, Münster-Recklinghausen, Minden-Wunstorf und Weddel-Magdeburg modernisiert werden.
Das Pilotprojekt für die Generalsanierung hat die DB zwischen Juli und Dezember 2024 auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim umgesetzt. Innerhalb von fünf Monaten haben rund 800 Mitarbeitende der DB und der beteiligten Bauunternehmen auf der rund 70 Kilometer langen Strecke die störanfällige und überalterte Infrastruktur nahezu komplett erneuert. Durch die Sanierung sollen laut DB die betrieblichen Störungen auf einer der meistbefahrenen Strecken in Deutschland um bis zu 80 Prozent gesenkt werden.
Als “Vorarbeit” für die Generalsanierung auf der Strecke Hamburg-Berlin sind zwischen Hamburg und Wittenberge (Brandenburg) von Mitte August bis Mitte Dezember 2024 mehr als 74 Kilometer Gleise und 100 Weichen erneuert worden. Die Bauarbeiten waren den Angaben zufolge wichtig, damit Züge weiter mit voller Geschwindigkeit auf der Strecke fahren können. Außerdem wurden in der Zeit in dem Bereich Brücken modernisiert, zweite Gleise gebaut, Eisenbahnüberführungen weitergebaut und Bahnhöfe modernisiert.