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Gemeinsam die Bildung der Zukunft gestalten – Landkreis München | ABC-Z

Bildung wird immer komplexer. Sei es wegen der vielfältiger werdenden Biografien der Menschen, was auch durch die Migration bedingt ist. Sei es wegen der Krisen, die zum Teil andere Kompetenzen wie Resilienz nötig machen. Daher klingt es vielversprechend, dass am 12. Mai die erste kommunale Bildungskonferenz des Landkreises München stattfindet. Jessica Schmid, fachliche Steuerung, und die weiteren fünf Mitarbeiter des Bildungsbüros im Landratsamt haben die Veranstaltung organisiert.

SZ: Worum geht es bei der Konferenz?

Jessica Schmid: Die Veranstaltung steht unter dem Titel „Miteinander Zukunft(s)lernen“. Einerseits bedeutet das, dass wir gemeinsam mit den Bildungsakteuren Ideen entwickeln wollen, wie die Zukunft der Bildung im Landkreis aussehen soll. Andererseits geht es darum, wie wir die Bildung zukunftsgerecht gestalten können.

Was ist die Intention des Treffens?

Wir wollen eine kommunale Bildungsstrategie für den Landkreis München entwickeln. Die Konferenz soll die Auftaktveranstaltung sein. Wir wollen gemeinsame strategische Ziele erarbeiten: Wo soll die Reise hingehen mit der Bildung im Landkreis? Was ist unsere Vision? Was ist unser gemeinsames Bildungsverständnis? Wie können wir gemeinsam auf aktuelle Herausforderungen im Bildungsbereich reagieren? Wir wollen Ideen auch schon entwickeln, in die Lösungsfindung gehen und ins konkrete Tun kommen. Außerdem wollen wir die Möglichkeit zum Netzwerken schaffen.

Welche Herausforderungen sehen Sie?

Wir haben eine große Bedarfsanalyse mit Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt. Wir hatten auch verschiedene Fachkräftetreffen. Es haben sich ungefähr 450 Bedarfe ergeben. Wir haben das in fünf Handlungsfelder geclustert. Ein Thema sind Verhaltensauffälligkeiten bei Jugendlichen, was wir in der Jugendhilfe stark sehen. Corona hat dies noch einmal verstärkt. Auch, dass die psychische Gesundheit leidet. Das ploppt auch in den Schulen auf. Es kommt zu einer Überlastung des Schulsystems. Wir wollen zum Beispiel schauen, wie wir die Selbstwirksamkeit der Schüler stärken können. Ein anderes Thema waren die Deutschkenntnisse von Menschen mit Migrationshintergrund. Das spielt in den Schulen eine Rolle, aber auch gesamtgesellschaftlich. Wir wollen sehen, wie wir sie alle gut integrieren können. Es geht auch um einen breiten Bildungsbegriff. Also nicht nur um die klassischen Bereiche wie Schule und Ausbildung. Sondern auch darum, wie man etwa Sportvereine bei der Einbindung von ausländischen Jugendlichen und Erwachsenen beteiligen kann.

Jessica Schmid, fachliche Leiterin Bildungsbüro im Landratsamt München (Foto: Landratsamt München)

Worauf wollen Sie noch blicken?

Es geht auch um den Berufseinstieg, besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel. Wie kann man hier von kommunaler Seite noch unterstützen? Wie können wir niederschwelliger herangehen und bestehende Angebote sichtbarer machen. Berufsorientierung ist auch ein Dauerbrenner. Wie kann man hier noch anders ansetzen? Reicht es, Berufsmessen zu veranstalten oder erreichen wir Jugendliche besser woanders? Wo halten Sie sich auf? Wir wollen auch sehen, wie wir Bildungsteilhabe für alle erreichen können. Auch Medienbildung und politische Bildung werden ein Thema sein.

Das sind viele Aspekte. Wer kommt alles zusammen, um sich auszutauschen?

Das war konzeptionell eine Herausforderung, denn wir sind allein nach unserer Liste auf 4500 Bildungsakteure gekommen und konnten natürlich nicht alle einladen. Es werden nun viele Fachplaner aus dem Landratsamt dabei sein. Aus dem Jugendamt, aus dem Jobcenter, vom Gesundheitsamt, aus dem Bereich Inklusion et cetera. Von den Gemeinden kommen die Sozialreferenten. Es sind auch viele Externe aus der Bildungslandschaft eingeladen – von den Kitas, den Schulen, vom Schulamt, Ministerialbeauftragte und Akteure der Freien Wohlfahrtspflege. Auch Vereine sind eingeladen, Vertreter der Wirtschaft, die Agentur für Arbeit. Insgesamt haben wir bis jetzt 110 Anmeldungen.

Das hört sich nach einem breiten Austausch an. Sie werden unter anderem über Bildungsteilhabe sprechen. Wo hapert es da noch?

Die Bildungsakteure sind jetzt schon miteinander verbunden. Denn die Bildungsorte beeinflussen sich gegenseitig. Was eine Person am Ort Schule lernt, hat Auswirkungen darauf, wie es dann mit der Ausbildung weitergeht, ob sie auch schaffbar ist. Es ist wichtig, all diese Orte vernetzt zu denken und herauszufinden, wo es denn hapert. Das soll der Auftrag der Konferenz sein. Wir sehen zum Beispiel Bedarf beim Übergang von der Schule zum Beruf und bei der Berufsorientierung, weil viele ihre Ausbildung abbrechen. Wie schon angesprochen sehen wir auch Potenziale bei der Integration. Wir wollen insgesamt eine abgestimmte Strategie schaffen.

Es wird auch um Zukunftskompetenzen gehen. Woran denken Sie?

Resilienz wird ein Thema sein. Wir werden auch eine Ideenwerkstatt zur psychischen Gesundheit veranstalten. Die Konferenz ist Teil des ESF-Plus-Programms (Anm. d. Red.: ESF steht für Europäischer Sozialfonds) Bildungskommunen und wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Europäische Union gefördert. Wir haben den Schwerpunkt auf nachhaltiger Entwicklung und beschäftigen uns daher stark mit Zukunftskompetenzen und damit, wie Bildung aussehen muss, damit sie zukunftsfähig macht. Dafür wollen wir Raum schaffen, weil hier Vernetzung sehr wichtig ist. Ein Ort allein kann das nicht leisten, dass man sich Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Problemlösefähigkeit, kritisches Denken, Selbstwirksamkeit et cetera aneignet. Das wollen wir breiter denken. Beispielsweise ist projektorientiertes Lernen, was Zukunftskompetenzen angeht, sehr wichtig. Möglicherweise können Wirtschaftsakteure noch besser eingebunden werden.

Ein Blick in die Zukunft: Was soll infolge der Konferenz in fünf Jahren in die Wege geleitet sein?

Die gemeinsam gefundene Strategie soll allen Bildungsakteuren präsent sein und gelebt werden. Denn nur gemeinsam können wir die Bildungslandschaft wirksam gestalten und Strategien umsetzen.

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