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Gemeindewerke Taufkirchen: Erfolgsgeschichte der Energieversorgung – Erding | ABC-Z

Die meisten Energieversorger können auf eine lange Geschichte zurückblicken, Neugründungen sind „eher ungewöhnlich“, so lautet die Einschätzung des Verbands der Bayerischen Energie– und Wasserversorger (VBEW). Dennoch kann so ein Vorhaben rasch von Erfolg gekrönt sein, wie das Beispiel der Gemeindewerke Taufkirchen/Vils zeigt. Trotz hoher Anfangsinvestitionen schrieb das Unternehmen schon nach acht Jahren schwarze Zahlen. Bereits im ersten Jahr wurde mit dem Bau eines Wärmenetzes begonnen und die Werke verfügen mittlerweile über die Mehrheit am Stromnetz im Gemeindegebiet. Aus Anlass des 15-jährigen Gründungsjubiläums zog das Unternehmen Bilanz und stellte die Herausforderungen der Zukunft vor.

2010 wurden die Gemeindewerke Taufkirchen in Kooperation mit den Stadtwerken Erding gegründet. „Es gab handfeste Gründe mit dem Ziel, die Energieversorgung im kommunalen Eigentum zu schaffen“, sagte der Erdinger Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Erding, Max Gotz. Die Gemeinde Taufkirchen hält mit 51 Prozent die Mehrheit an dem Unternehmen, die Stadtwerke Erding 49 Prozent.

In den Anfangsjahren kamen große Investitionen auf das junge Unternehmen zu, insbesondere beim Bau des Wärmenetzes im Ortsbereich Taufkirchen, der 2011 begann. Bereits im Folgejahr wurden mehrere große Verbraucher mit Wärme beliefert, darunter das Rathaus, das Waldbad, Schulen und ein Hotel. Parallel dazu entwickelte sich rasch der Strommarkt: 2014 hatte man schon mehr als 1000 Stromkunden. Diese Investitionen wurden mit internen Krediten getätigt, das sei wesentlich einfacher gewesen, als Risikokapital zu generieren, sagte Gotz. „Dadurch haben wir es früher geschafft, in die Gewinnzone zu kommen und auch Gewerbesteuer zu zahlen.“

2016 stiegen die Gemeindewerke in den Erdgasvertrieb ein und 2019 schrieben sie erstmals und seither dauerhaft schwarze Zahlen. Im aktuellen Haushalt der Gemeinde Taufkirchen ist das Unternehmen mit 60 000 Euro Gewerbesteuer veranschlagt, sagte Bürgermeister Stefan Haberl, der Aufsichtsratsvorsitzender der Gemeindewerke ist.

„Energiepreiskapriolen“ in der Ukraine-Krise

Heute haben die Gemeindewerke 113 Abnehmer am 7,5 Kilometer langen Fernwärmenetz mit rund sieben Millionen Kilowattstunden im Jahr. Der Anteil der erneuerbaren Energie liegt bei 90 Prozent. Die Stromlieferung in Taufkirchen und dem Umland beläuft sich mittlerweile auf 13 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und vier Millionen Kilowattstunden bei der Erdgaslieferung.

Haberl erinnerte daran, dass die Gemeindewerke auch schwierige Zeiten erlebt haben, insbesondere die Ukraine-Krise mit ihren „Energiepreiskapriolen“. Aber das Unternehmen habe auch das überstanden und sei zu einem „kommunalen Anker“ geworden, der Sicherheit und Stabilität biete.

Gotz betonte, dass „die Bürgerwerke jedem einzelnen Bürger gehören, der in Taufkirchen seinen Wohnsitz hat, nicht irgendeinem Konzern“. Diese Konkurrenz sei groß, allein im Stadtgebiet Erding gebe es 200 Händler, die Strom anbieten. Aber im Gegensatz zu diesen Händlern seien sich die Gemeindewerke ihrer kommunalen Verantwortung bewusst und unterstützten ihre lokalen Vereine durch Bandenwerbung und dergleichen.

Gotz ermunterte andere Gemeinden, selbst solche Unternehmen zu gründen: „Oft fehlt lediglich der politische Mut. Wenn der Beschluss einmal gefasst ist, läuft die Maschinerie schnell an.“ Und bei kleineren Gemeinden sei oftmals eine Kooperation mit bereits bestehenden Stadtwerken sinnvoll.

Für die Zukunft rechne man mit weiteren großen Herausforderungen. Es gebe Prognosen, dass durch die Digitalisierung und durch neue Rechenzentren ein „fulminanter“ Strombedarf entstehe, bis 2035 könnte sich dieser Bedarf verdoppeln, sagte Gotz. Man werde dafür Biogasanlagen einbeziehen und Photovoltaik-Anlagen, aber das reiche nicht aus: „Wir müssen stärker auf den Mix setzen und dafür benötigen wir auch im Landkreis Erding Windräder.“ Das müsse man den Bürgern verständlich machen.

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