Gemäßigt oder genauso radikal? Das ist die neue Jugendorganisation | ABC-Z

Jean-Pascal Hohm trat schon mit 17 Jahren in die AfD ein. Heute ist er 28, sitzt im Landtag von Brandenburg – und will der Chef der neuen Jugendorganisation der AfD werden. Auf dem Gründungsparteitag an diesem Wochenende im hessischen Gießen ist er der einzige Kandidat für den Vorsitz. „Generation Deutschland“, so will sich die Organisation nennen.
Die ehemalige AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ war nach einem Parteitagsbeschluss im Frühjahr aufgelöst worden. Der weitgehend eigenständige Verein wurde vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft. Der künftigen Parteijugend kann in der Regel nur angehören, wer auch in der AfD ist. Die Organisation soll ein rechtlich unselbstständiger Teil der Partei werden.
AfD-Jugend in Gießen – OB ruft zu Gewaltfreiheit auf
AfD: Verfassungsschutz stuft designierten Jugendchef als rechtsextrem ein
Für die AfD-Spitze um Chefin Alice Weidel und Co-Chef Tino Chrupalla ist es der Versuch, die AfD-Jugend besser zu kontrollieren – und die Radikalen in den eigenen Reihen in Schach zu halten. Es gehe um eine „engere Integration“ und „engere Begleitung“, sagt Weidel. Für die Partei ist das laut Fachleuten ein entscheidender Hebel, um die Einstufung der gesamten Partei als „gesichert rechtsextrem“ zu verhindern. Und um ein Verbot der AfD-Jugend zu verhindern.
Aber kann das gelingen? Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft die Landespartei von Hohm als rechtsextremistisch ein – und auch den 28-Jährigen selbst. Er und andere AfD-Landespolitiker seien „in Brandenburger Hochburgen des Rechtsextremismus politisch sozialisiert“ und „dort persönlich vernetzt“. Der Nachrichtendienst führt Aussagen von Hohm an, die wenig gemäßigt klingen, etwa „ohne Deutsche kein Deutschland. Widerstand ist darum Pflicht. Für Deutschland.“ Hohm selbst hält seine Einstufung für „politisch motiviert“ und sieht seine Positionen „fest in der Mitte der Gesellschaft verankert“.
5000 Polizisten sichern den Parteitag ab, 30 Gegenveranstaltungen geplant
In der Messe in Gießen wollen sich rund 1.000 AfDler versammeln. Es sind Reden von Weidel und Chrupalla sowie von Parteigründer Alexander Gauland geplant. Der Protest gegen die Veranstaltung ist massiv, bis zu 50.000 Menschen wollen gegen die AfD demonstrieren. Die Polizei rechnet mit Ausschreitungen von einem Teil der Protestler. 5000 Beamte sind vor Ort.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Neben dem designierten Vorsitzenden Hohm stehen mehr als ein Dutzend weitere junge AfD-Politikerinnen und Politiker zur Wahl für den Bundesvorstand der neuen Organisation. Laut einem Bericht des „Spiegel“ gehört zu den Kandidaten auch Jan Richard Behr aus Rheinland-Pfalz. Er soll demnach ebenfalls gute Kontakte zur völkisch-nationalistischen „Identitären Bewegung“ haben.
Zum Kreis der neuen Mächtigen in der jungen AfD gehört laut dem Bericht auch Florian Ruß, der demnach mit Forderungen auffiel, Flüchtlingsschiffe zu „versenken“. Das Nachrichtenmagazin nennt weitere Namen, auch sie fallen demnach mit Verbindungen ins extrem rechte Lager auf.
Kann sie die neue Jugendorganisation besser kontrollieren? AfD-Chefin Alice Weidel
© Kay Nietfeld/dpa | Kay Nietfeld
AfD-Jugend: Rechtsextremismusforscher glaubt nicht an einen Wandel
Im Gespräch mit der neurechten „Jungen Freiheit“ plädierte Hohm für ein „seriöses und vernünftiges Auftreten“. Der „Welt“ sagte er aber auch: „Es wird in unseren Kerninhalten keine Abkehr von dem geben, was wir seit Jahren fordern“. Er stehe ganz sicher nicht für einen „Wischiwaschi-Kurs“.
Der Rechtsextremismusforscher Reiner Becker von der Universität Marburg glaubt nicht an einen großen Wandel. Er sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die Junge Alternative habe Kontakte in die rechtsextremistische Szene meist nicht verheimlicht. Daran werde sich auch mit der neuen Organisation nichts ändern. (mit dpa)
















