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Gehalt: Was verdient eine Abschiebungsbeobachterin? – Job-Kolumne | ABC-Z

Aus unserer Sicht bestehen die Probleme heutzutage meist in Situationen vor der Beobachtung am Flughafen und haben nur selten direkt mit dem Umgang der Bundespolizei zu tun. Deswegen fordern wir seit Jahren, die Rolle der Abschiebungsbeobachtung zu erweitern. Wir fordern Dateneinsicht und die Ausweitung unserer Beobachtung auf den gesamten Abschiebungsprozess, also auch auf die Zeit, bevor die Bundespolizei mit den Betroffenen am Flughafen ankommt. Bis es auch in Deutschland eine umfassende Abschiebungsbeobachtung gibt, wie sie in anderen europäischen Ländern schon lange Standard ist, ist es noch ein langer Weg.“

Die erste Abschiebung, die ich beobachtet habe

„Meine erste Abschiebung war eine Sammelabschiebung nach Nigeria vor knapp drei Jahren. Das gecharterte Flugzeug wartete an dem separaten Mini-Terminal, der in Düsseldorf für alle Abschiebungen genutzt wird. Als ich dort ankam, standen 150 Polizeibeamt:innen herum und haben fröhlich Brötchen gegessen, während eine Person nach der anderen an ihnen vorbei in den Wartebereich des Flughafens geführt wurde. Ich erinnere mich noch genau an mein Schamgefühl in dem Moment. Wenn Abschiebungen immer alltäglicher werden, versuche ich mich an dieses Gefühl zu erinnern. Ich will meine Betroffenheit nicht verlieren, egal wie lange ich den Job mache.“

Was der Job mit meinem Privatleben macht

„Migrationspolitik und Abschiebungen sind im Moment überall präsent, egal ob man nun Abschiebungsbeobachterin ist oder nicht. Der Unterschied ist vielleicht, dass ich auch in privaten Gesprächen immer die Seite der Betroffenen einnehme. Wenn jemand mehr Abschiebungen fordert, kläre ich darüber auf, was das für die Betroffenen bedeutet: Jede Verschärfung greift weiter in die Rechte der Menschen ein und bedeutet mehr Härte. Wir sehen Abschiebungen von Menschen mit psychischen Problemen, suizidale Personen, die zum Zwecke der Abschiebung gefesselt werden, oder von Familienvätern, die ihre hochschwangeren Frauen und Kinder zurücklassen müssen. Das sind leider alltägliche Szenen.“

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