Gegen Migration über Ärmelkanal: London und Paris setzen auf “Einer raus, einer rein”-Formel | ABC-Z

Gegen Migration über Ärmelkanal
London und Paris setzen auf “Einer raus, einer rein”-Formel
10.07.2025, 20:09 Uhr
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Großbritannien und Frankreich wollen die Überfahrten über den Ärmelkanal mit einem neuen Prinzip stoppen: Wer es illegal versucht und scheitert, macht den Weg frei für jemanden, der legal einreisen darf. Ein Deal, der abschrecken soll – und neue Abhängigkeiten schafft.
Der britische Premierminister Keir Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron haben ein Abkommen zur Bekämpfung der irregulären Migration am Ärmelkanal vereinbart. Mit der neuen Gangart wolle man den Menschen zeigen, dass der Versuch, den Ärmelkanal in kleinen Booten zu überqueren, “vergeblich” sei, sagte Starmer nach dem britisch-französischen Regierungsgipfel in London.
Die Vereinbarung soll es den Briten ermöglichen, Migranten, die den Ärmelkanal überquert haben, nach Frankreich zurückzuschicken. Im Gegenzug für jede Rückkehr werde eine andere Person mit einem Bezug zu Großbritannien, etwa durch familiäre Beziehungen, über eine sichere Route einreisen dürfen – vorausgesetzt, es habe keinen Versuch gegeben, illegal ins Vereinigte Königreich zu kommen. Das Rückführungsprogramm nach dem Prinzip “One in, one out” (auf Deutsch: “Einer raus, einer rein”), so die Hoffnung, werde Migranten von der Überfahrt abbringen.
Das Pilotprojekt soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden, wie Starmer sagte. Medienberichten zufolge sollen wöchentlich anfangs etwa 50 Menschen nach Frankreich zurückgeschickt werden.
Frankreich dürfe nun jedoch nicht zum “Auffangbecken” für Menschen werden, denen Großbritannien kein Asyl gewährt, sagte Macron. Mithilfe der Dublin-Regelung will Frankreich daher die aus Großbritannien zurückgenommenen Migranten in die Ersteinreiseländer zurückzuschieben. “Deshalb brauchen wir die Kooperation von Spaniern, Italienern und Griechen”, sagte Macron.
Seit Jahren überqueren Migranten in großer Zahl von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen etwa 21.100 Menschen auf diesem Weg nach Großbritannien – ein Anstieg von fast 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und so viele wie nie zuvor. Das berichtete die BBC unter Berufung auf Zahlen des Innenministeriums in London.
Großbritannien versucht seit längerem, die Migration über den Ärmelkanal auch mit französischer Hilfe einzudämmen, und zahlt dafür Millionensummen an Paris. Der bisherige Jahresrekord lag 2022 bei etwa 45.700 Bootsmigranten. Dabei gilt die Überfahrt über die Meerenge in kleinen Booten als gefährlich. Immer wieder geraten Boote in Seenot, immer wieder gibt es Todesfälle.