Geflüchtetenunterkunft in Lichtenberg: Die Erzählung vom Luxushotel | ABC-Z
Mittlerweile sind hier Geflüchtete untergebracht und die Hotelzimmer vollständig entkernt. Wo bis vor Kurzem noch Kingsize-Betten und Flauschsessel standen, gibt es nun standardisierte Aluminiummöbel. Geblieben ist ein psychedelisch anmutender Teppich im Flur – dabei hätten die meisten Neubewohner:innen sicher auf den Print der Satellitenansicht von Berliner Straßen verzichten können.
„Wir schenken hier niemandem was. Wir machen keine Luxuswohnungen“, versicherte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), bei Informationsabenden für Anwohner:innen. Mit diesen Beteuerungen wollte er vor allem den rechten Narrativen beikommen, die da in etwa lauteten: Den Menschen in der Geflüchtetenunterkunft ginge es besser als allen anderen in Lichtenberg, außerdem würden sie die Infrastruktur im Kiez überlasten.
Lichtenberg ist kein 1.000-Seelen-Dorf, das durch die Unterkunft heillos überfordert ist
Monika Hebingshaus, LAF
Aber da war auch die sachlichere Kritik des Bezirks, Lichtenberg sei ohnehin schon mit der Unterbringung von Geflüchteten überlastet. Langenbachs LAF-Kollegin Monika Hebbinghaus hält bei einer Hotelführung am Donnerstag dagegen: „Lichtenberg ist kein 1.000-Seelen-Dorf, das durch die Unterkunft heillos überfordert ist.“
Brutalismus in Lichtenberg
Seit vergangenem Montag sind 291 Menschen, die meisten von ihnen aus der Ukraine, in das einstige Hotel eingezogen. Stück für Stück sollen die 780 Plätze gefüllt werden. Währenddessen wird das Hotel zu einer regulären Gemeinschaftsunterkunft ausgebaut, die ab Mitte kommenden Jahres 1.200 Plätze umfassen soll. Bisher ziehen jeden Tag etwa 40 bis 50 neue Bewohner:innen aus dem „Ankunftszentrum“ in Tegel in die brutalistischen Türme in Lichtenberg.
Die sind schon von Weitem zu sehen, wie sie sich grau und kastig an der Landsberger Allee emporstreben. Sicher keine Schönheit und doch um Längen besser als die Leichtbauhallen in Tegel. 14 Menschen teilen sich dort ein Zelt, immer wieder wird über katastrophale Hygienebedingungen berichtet – und die mangelnde Privatsphäre kritisiert.
Stockbetten und Spint: die Hotelzimmer von innen
Foto:
Katharina Wulff
In Lichtenberg haben die Bewohner:innen neun Quadratmeter Platz, jede weitere Person im Zimmer bekommt sechs Quadratmeter. Ein kleines, schlichtes Bad ist an das Zimmer angeschlossen. Beim Einzug gibt es für alle ab drei Jahren eine personalisierte Schlüsselkarte mit Namen und Foto. Angefertigt wird der Ausweis vor allem zur Kontrolle, aber auch als kleines Willkommensritual.
„Mal die Tür zumachen zu können, ist eine große Erleichterung für die Menschen“, sagt LAF-Sprecherin Monika Hebbinghaus. Vor allem sei die neue Unterkunft eine „Exit-Strategie“ aus der Massenunterkunft in Tegel, die ohnehin nur als Ankunftszentrum konzipiert ist. Zu den Kosten der Unterbringung will Hebbinghaus nichts Konkretes sagen. Nur so viel: Es sei „erheblich günstiger“ als das monatlich immerhin 30 Millionen Euro teure Tegel-Camp.
Leben auf der Baustelle
Vereinzelt liegt im Hotel noch etwas Baustellenvlies herum, der Waschraum vermisst bisher noch eine Decke und auch die Beschilderung ist an den meisten Stellen recht provisorisch. „Sozialberatung. 10–13 und 14–17“ steht auf einem Zettel auf Deutsch und Ukrainisch. Ein Team aus Sozialarbeiter:innen ist hier täglich im Einsatz, um bei Geld-, Bürokratie- und allen anderen Fragen zu helfen.
Wer im Hotel City East durch die niedrigen Flure läuft und die Atmosphäre des in die Jahre gekommenen Riesenklotzes einsaugt, dem wird schnell klar: von Luxusunterbringung keine Spur.