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Gefährdung von Süßwassertieren: Krebse als traurige Spitzenreiter | ABC-Z

Stand: 08.01.2025 17:44 Uhr

Lachs, Zwerglibelle und Flusskrebs: Sie werden laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion immer seltener. Dass sie keine Einzelfälle sind, zeigt die bislang umfangreichste weltweite Studie zur Bedrohung von Süßwassertieren.

Ein gutes Viertel aller Süßwasserfische und -krebse sowie Libellen ist vom Aussterben bedroht. Das ist die wichtigste Aussage einer aktuellen Studie, für die diese Tiergruppen exemplarisch für die Vielfalt der Gewässerbewohner untersucht wurden. Die Untersuchung basiert auf Daten aus der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN und wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Sie ist das Ergebnis von mehr als 20 Jahren Arbeit; mehr als 1.000 Expertinnen und Experten aus aller Welt waren an ihr beteiligt.

Besonders hart trifft es demzufolge die Krebse, Krabben und Garnelen. Von ihnen geht es etwa jeder dritten Art schlecht. Auf Platz zwei kommen die Süßwasserfische, danach die Libellen. Die meisten bedrohten Arten leben im ostafrikanischen Viktoriasee, im Titicacasee an der Grenze von Bolivien zu Peru sowie in bestimmten Gegenden Sri Lankas und Indiens. Viele dieser Arten finden sich an keinem anderen Ort der Welt.

Erwartbares und Überraschendes

Zu den Überraschungen der Studie zählt, dass Seen, Oasen und Quellen besonders vom Artenrückgang und der Bedrohung ihrer Bewohner betroffen sind. Außerdem leben in den unterirdischen Wassersystemen unseres Planeten weit mehr bedrohte Arten als zuvor gedacht.

Geradezu erwartbar sind hingegen die Gründe, die die Wissenschaftler für den Abwärtstrend bei den Süßwassertieren angeben: Mehr als die Hälfte der untersuchten Arten hat etwa mit Umweltverschmutzung zu kämpfen, weil zum Beispiel Pestizide aus der Land- und Forstwirtschaft ins Wasser gelangen. Außerdem werden Süßwasser-Lebensräume trockengelegt, Staudämme behindern die Laichzüge von Wanderfischen und invasive, gebietsfremde Tierarten bringen das ökologische Gleichgewicht an Orten durcheinander, an denen sie vorher nicht vorkamen.

“Dieser Bericht macht deutlich, wie stark die Süßwasserarten weltweit durch menschliche Aktivitäten bedroht sind”, resümiert Matthew Gollock von der Zoologischen Gesellschaft London (ZSL). Die gute Nachricht sei jedoch, dass es noch nicht zu spät sei, Bedrohungen wie Lebensraumverlust, Verschmutzung und invasive Arten zu bekämpfen.

Was kann zur Erholung der Bestände beitragen?

Vor diesem Hintergrund appellieren die Autoren der Studie vor allem an die internationalen Regierungen und Industrie-Unternehmen, die Daten für die umweltverträgliche Planung und Durchführung künftiger wasserwirtschaftlicher und politischer Maßnahmen zu nutzen. Zudem fordern sie: “Es muss mehr in die Messung und Überwachung von Süßwasserarten investiert werden, um sicherzustellen, dass Schutzmaßnahmen und Wassernutzungsplanung auf den neuesten Informationen beruhen”, so Topiltzin Contreras Macbeath, der Ko-Vorsitzende des IUCN SSC Freshwater Conservation Committee.

Davon würden dann nicht nur Krebse, Fische und Libellen profitieren, sondern auch Menschen. Denn wie die Hauptautorin der Studie, Catherine Sayer, IUCN-Leiterin für Süßwasser-Biodiversität, hervorhebt: “Süßwasserlandschaften sind entscheidend für die Versorgung von Milliarden von Menschen mit sauberem Trinkwasser, für ihren Lebensunterhalt, für den Hochwasserschutz und für die Eindämmung des Klimawandels.”

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