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Gefahr Netzhautablösung: Symptome, Ursachen, Operation | ABC-Z

Stand: 21.07.2025 09:51 Uhr
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Bei Netzhautablösung werden Sehzellen im Auge unterversorgt. Teile der Netzhaut können absterben, Erblindung droht. Symptome: Rußregen, Punkte und Lichtblitze im Sichtfeld. Schnelle Behandlung ist wichtig.

von Lucia Hennerici

In der Netzhaut des Auges (Retina) liegen unsere wichtigsten Sinneszellen für das Sehen: Stäbchen und Zapfen, auch Photorezeptoren genannt. Bei einer Netzhautablösung von der darunterliegenden Aderhaut wölbt sich die Netzhaut in den Augapfel und die Retina kann schlechter mit Blut und so Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Das schränkt ihre Funktion ein und sorgt für Symptome.

Tritt die Netzhautablösung am Punkt des schärfsten Sehens im Auge, der Makula, auf, kommt es zu massiven Sehproblemen – dann wird eine Netzhautablösung in der Regel schnell bemerkt. Schmerzen löst eine Netzhautablösung dagegen nicht aus. Aber: Sehzellen sterben schlimmstenfalls ab, die Sehfähigkeit schwindet und Erblindung droht. Die Netzhautablösung ist also ein echter Notfall im Auge, der schnellstmöglich von einem Augenarzt oder einer Augenärztin behandelt werden muss.

Die gute Nachricht: Insgesamt ist die Netzhautablösung (Ablatio) relativ selten. Die Zahl der Betroffenen pro Jahr wird deutschlandweit auf rund 10.000 geschätzt; am häufigsten ist die Netzhautablösung durch ein Loch oder einen Riss der Netzhaut im Auge. Männer sind häufiger von Netzhautablösung betroffen als Frauen und es gibt bestimmte Personengruppen mit besonderen Risikofaktoren.

Netzhautablösung: Symptome, die Gefahr im Auge ankündigen können

Ursachen für eine Ablatio sind verschieden, daher können auch die Symptome für eine Netzhautablösung variieren. Wichtig ist aber: Schmerzen gehören nicht zu den Symptomen – und das ist ein Grund dafür, warum Betroffene häufig lange abwarten, bevor sie mit Beschwerden zum Augenarzt gehen, obwohl eine schnelle Behandlung Sehstörungen verhindern kann.

Typischerweise verursacht eine Netzhautablösung Symptome, die vor allem so beschrieben werden:

  • Lichtblitze im Blickfeld: Die “Blitze im Auge” treten bei offenen und geschlossenen Augen auf. Lichtblitze werden bei Augenbewegungen meist durch Zug des Glaskörpers an der Netzhaut ausgelöst. An Stellen, an denen noch Verbindung zur Netzhaut im Auge besteht, kommt es so zur mechanischen Reizung der Nervenzellen, die dann Signale absenden – so entstehen sogenannte Lichtphänomene (Photopsien) in Form von Lichtblitzen.
  • Schatten im Blickfeld: Schwarze Schatten, Schlieren oder eine Art “Vorhang” im Sichtfeld mit Gesichtsfeldausfall können darauf hindeuten, dass sich die Netzhaut schon an Rändern gelöst hat oder löst – auch das sollte unbedingt schnell von einem Augenarzt untersucht werden. Findet die Netzhautablösung am Punkt des schärfsten Sehens statt, kann das auch (ohne Schwarz) zum unscharfen Sehen oder gar gestörten Sehbildern führen (Gesichtsfeldausfall).
  • Rußregen oder Ascheregen: Betroffene beschreiben mit Rußregen meist schwarze Punkte, die sich im Blickfeld langsam schwebend bewegen. Dieser Rußregen oder Ascheregen wird durch eine rissbedingte Verletzung von Blutgefäßen ausgelöst. Dieses Symptom wird von Betroffenen häufig gleichbedeutend mit “fliegende Mücken im Sichtfeld” verwendet.
  • Fliegende Mücken, manchmal auch Mouches volantes genannt, sind als Symptom schwerer zu deuten. Dahinter kann eine durch Riss oder Loch bedingte (rhegmatogene) Netzhautablösung stecken – allerdings zum Beispiel auch weniger gefährliche Trübungen des Glaskörpers (gelartige Substanz im Augapfel). Die fliegenden Mücken erscheinen eher als Trübungen, sie sind also leicht durchsichtig, können dunkel oder hell sein und man erkennt sie beim Schauen auf helle Hintergründe besonders gut. Wer sie bemerkt – erst Recht, wenn sie sich verändern oder zunehmen – sollte das Symptom unbedingt von einem Augenarzt oder einer Augenärztin checken lassen.

Frühe Symptome der Netzhautablösung oft vom Gehirn vertuscht

Ein echtes Problem beim Erkennen der Symptome kann sein, dass sowohl das gesunde Auge wie auch das Gehirn sehr effektiv im Ausgleichen der Netzhautablösung von der Aderhaut sind – und so Probleme der Netzhaut im Auge kompensieren. Ein Trick kann helfen: Wer zur Gruppe von Menschen mit Risikofaktoren für Netzhautablösung gehört oder nur kleine Auffälligkeiten bemerkt, sollte versuchen das gesunde Auge zuzuhalten – so hat das Gehirn weniger “Bildmaterial” zum Ausgleichen und ein Symptom kann besser eingeschätzt werden.

Risikofaktoren für Netzhautablösung: Wer ist besonders gefährdet?

Grundsätzlich treten Netzhautablösungen besonders oft als (beginnende) Alterserscheinung auf, also gehäuft als Risikofaktor ab 50 Jahren. Männer sind häufiger von der Netzhautablösung betroffen als Frauen. Aber es gibt Menschen, die grundsätzlich einen weiteren starken Risikofaktor für eine Netzhautablösung haben: Wegen ihrer langgezogenen Augäpfel sind stark kurzsichtige Menschen (Myopie) besonders gefährdet (altersunabhängig und auch, wenn die Kurzsichtigkeit durch Brille, Kontaktlinsen oder Operation korrigiert wurde).

Ein höheres Risiko für die Netzhautablösung tragen auch Menschen mit Diabetes (diabetische Retinopathie als Ursache). Hintergrund ist dabei, dass hohe Blutzuckerwerte über längere Zeit Gefäße schädigen und Entzündungen hervorrufen – das kann auch die winzigen Gefäße im Auge betreffen. Um diesen Risikofaktor zu minimieren kommt es für Diabetikerinnen und Diabetiker auf ein gutes Management der Krankheit an, also den Blutzuckerspiegel auf einem gesunden Level stabil zu halten. Außerdem kann eine OP des Grauen Stars als Nebenwirkung Risse oder Löcher in der Netzhaut (Rhegmatogene Amotio) begünstigen.

Was sind Ursachen für eine Netzhautablösung?

Behandlung: Was hilft gegen Netzhautablösung?

Grundsätzlich gilt: Bei einer Netzhautablösung (oder dem Verdacht darauf) braucht es dringend medizinische Hilfe – und das schnell, denn Erblindung droht. Nicht mehr zu behebende Schäden können sich in einem Zeithorizont von Tagen bis wenigen Wochen entwickeln. Die genaue Behandlung hängt dann vom Status der Netzhautschädigung ab: Liegt die Netzhaut noch an der Aderhaut an, aber es gibt Löcher oder Risse, können diese wieder geschlossen werden. Gängige Verfahren dazu sind Lasern und das Vereisen (Kryotherapie), beide sind ambulant möglich:

  • Der Laser beispielsweise löst an der Stelle mit Loch oder Riss in der Netzhaut eine winzige Entzündungsreaktion aus, die dann zur Vernarbung oder Verödung führt. Dazu muss der Laser aber auf dem normalen Weg des Lichts durchs Auge an die entsprechende Stelle in der Netzhaut gelangen können – diese Behandlung ist darum nicht immer möglich.
  • Bei der Vereisung (Kryopexie) wird eine Sonde von außen, also nicht durch die Linse, ans Auge geführt. Dann wird vom Prinzip auch hier der Riss oder das Loch per Narbenbildung “verschweißt” und so geschlossen. Die Vereisung wird beispielsweise bei diabetischer Retinopathie als Ursache eingesetzt, wenn der Körper brüchige Blutgefäße aufbaut (eigentlich um einem Gefäßproblem durch Diabetes entgegenzuwirken).

Operation bei Netzhautablösung: Wann muss es sein?

Hat sich die Netzhaut schon wirklich gelöst, hilft nur noch eine Operation. Laut der Deutschen Gesellschaft für Augenheilkunde (Ophthalmologie) kann dann zum Beispiel ein komplexes chirurgisches Verfahren zum Einsatz kommen: “Die Netzhaut kann mit einer Plombe aus weichem Kunststoff, einer Gasblase oder einem Kunststoffband wieder angelegt werden – oder mit einem Eingriff, bei dem der Glaskörper entfernt wird, um die Netzhaut anschließend mit Laser und einer vorübergehenden Tamponade aus Gas oder Silikonöl zu fixieren.”

Bei der Glaskörperentfernung (Vitrektomie) wird der gelartige Glaskörper im Auge abgesaugt und beispielsweise durch Silikonöl oder ein spezielles Gas ersetzt. Dadurch werden die Netzhaut und die darunterliegende Aderhaut wieder aneinandergepresst. Mithilfe von Lasertechnik oder Kältetechnik verkleben Chirurgin oder Chirurg die Schichten dann miteinander. Später wird das Silikonöl wieder abgesaugt und der Glaskörper füllt sich natürlich erneut mit Flüssigkeit. Gas wird natürlich abgebaut und ersetzt.

Kann eine Netzhautablösung von allein heilen?

Nein, durch Netzhautablösung zerstörte Sehzellen können sich nicht regenerieren. Darum ist es so entscheidend sie zu retten. Eine abgelöste Netzhaut im Auge legt sich auch nicht von allein wieder an – es braucht professionelle Hilfe durch einen Augenarzt. Bei Rissen oder Löchern, die noch nicht zu einer Netzhautablösung geführt haben, kann zum Beispiel durch Behandlung per Laser oder Kälte das entsprechende Loch geschlossen und so die Netzhautablösung verhindert werden.

Vorbeugen: Kann man Netzhautablösung vermeiden?

Das kommt auf die Ursache an: Einer Netzhautablösung durch Unfall oder Sportverletzung kann man natürlich nur bedingt vorbeugen. Bei Risikogruppen kommt es darauf an das Grundrisiko zu senken (beispielsweise bei Diabetes: eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte).

Wer unter starker Kurzsichtigkeit leidet, sollte für Symptome einerseits besonders wachsam sein, andererseits regelmäßig zu Checks bei Augenarzt oder Augenärztin gehen – gerade ab dem mittleren Lebensalter. Überhaupt empfehlen Augenärzte ab dem 40. Lebensjahr die regelmäßige Kontrolle des Zustands der Netzhaut – jährlich bis alle zwei Jahre. Das hat den Vorteil, dass Löcher oder Risse früh erkannt werden können, also bestenfalls geschlossen werden, bevor es zu einer Netzhautablösung kommt. Diese Vorsorge kann mittels Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) passieren – für die müssen durch Tropfen die Pupillen geweitet werden, um den Blick auf die Netzhaut zu ermöglichen.

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