Gebäude nach verheerendem Feuer eingestürzt – „Absolute Katastrophe“ | ABC-Z
Berlin. Im Britzer Garten hat es am Donnerstagmorgen an mehreren Stellen gebrannt. Der Bezirksbürgermeister vermutet Brandstiftungen.
„Der Park ist heute geschlossen! Notfall“, steht handschriftlich geschrieben auf einem weißen Blatt Papier. „Was denn für ein Notfall?“, fragen sich Robbin und Patrizia, als sie am Donnerstagmittag vor dem verschlossenen Eingang zum Britzer Garten am Buckower Damm stehen. Eine freundliche Mitarbeiterin kommt aus dem Kassenhäuschen und klärt das Paar aus Köpenick auf. „Im Britzer Garten hat es in der Nacht ein Feuer gegeben“, sagt sie. „Die Polizei und die Feuerwehr sind noch am Tatort. Heute bleibt der Garten leider geschlossen.“
Offenbar hatten unbekannte Täter in der Nacht zu Donnerstag das Freilandlabor in Brand gesetzt. Dabei handelt es sich um ein eingeschossiges, freistehendes, 500 Quadratmeter großes Schulungs- und Laborgebäude in Holzleichtbauweise. Nach Angaben der Feuerwehr ist das Gebäude komplett eingestürzt. Personen wurden jedoch nicht verletzt. Die Feuerwehr wurde am frühen Donnerstagmorgen zum Britzer Garten alarmiert und war mit 34 Kräften im Einsatz. Wie die Feuerwehr weiter mitteilte, mussten aufgrund der anfänglich schlechten Löschwasserversorgung, mehrere Tanklöschfahrzeuge die Brandbekämpfung unterstützen.
Mehrere Brandherde lassen Brandstiftungen vermuten
Auch an weiteren Stellen brannte es im Britzer Garten. Am „Karl-Foerster-Pavillon“ und am „Barletta Café am Modellboothafen“ standen mehrere Sonnenschirme und ein Informationspavillon in Flammen. Außerdem stellten Einsatzkräfte noch weitere verbrannte Mülleimer und Sonnenschirme fest. Da es mehrere Brandherde gab, geht die Polizei von einer vorsätzlichen Tat aus. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamts hat die Ermittlungen übernommen. Der entstandene Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro, wie die Grün Berlin GmbH mitteilte.
Wie die Park-Verantwortlichen auf der Homepage mitteilten, bleibt der Britzer Garten „aufgrund einer vermutlich vorsätzlichen Brandstiftung (…) heute Vormittag zunächst geschlossen, um die polizeilichen Ermittlungen zu ermöglichen und den entstandenen Schaden zu sichern und zu sichten.“
Bezirksbürgermeister Martin Hikel: „Lücke , die nicht gefüllt werden kann“
Neuköllns Bürgermeister spricht von einer absoluten Katastrophe für Kinder und Jugendliche
Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sprach von einem „sehr traurigen Tag für Neukölln“. Durch mehrere Brandstiftungen seien starke Schäden im Britzer Garten entstanden. „Vor allem der komplette Verlust des Umweltbildungszentrums ist eine absolute Katastrophe für die Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk, die hier tagtäglich den Umgang mit Umwelt und Natur erlernt haben“, sagte der Politiker laut Pressemitteilung. „Für sie und für das ganze Team des Freilandlabors stellt dieser Brand eine unglaubliche Lücke dar, die nicht gefüllt werden kann.“ Er kündigte zugleich an, dass der Bezirk die Verantwortlichen des Britzer Gartens „in den kommenden Wochen und Monaten unterstützen“ werde.
„Mitten in der Woche und dann auch noch in den Ferien kommen nicht so viele Besucher tagsüber in den Britzer Garten“, erklärt eine Mitarbeiterin am Eingang am Donnerstag. Dann muss sie kurzzeitig das Tor öffnen, einem Feuerwehrfahrzeug den Weg freimachen. „In diesem Moment kommt Frauke Hausmann-Corsepius in Sportkleidung durch die Herbstsonne zum Tor gelaufen und bleibt verwundert stehen.
In der Mittagspause durch den Britzer Garten joggen
„Ich komme einmal in der Woche zum Joggen in der Mittagspause in den Britzer Garten“, sagt die Psychotherapeutin. „Außerdem wollte ich mir eine neue Dauerkarte kaufen, die andere habe ich verloren.“ Sie wollte am Donnerstag eine andere Grünanlage zum Joggen nutzen. Auch eine Familie aus Schöneweise wollte sich den Britzer Garten ansehen. „Wir wollten mit Opa und den Kindern einen Herbstspaziergang machen“, sagt die junge Mutter. Drei ältere Damen, ebenfalls „ausgebremst“ vom verschlossenen Eingang, sind entsetzt über die Brandstiftung.
„Wir haben alle eine Dauerkarte und kommen mehrmals in der Woche zur Buga“, sagt Heike Grützmacher. „Dann drehen wir heute eben eine Runde über den benachbarten Friedhof oder gehen auf dem Hochspannungsweg bis zum Quarzweg spazieren.“
Wie aus der Bundesgartenschau der Britzer Garten wurde
Besonders ältere Besucherinnen und Besucher sprechen an diesem Donnerstag von der Buga und nicht vom Britzer Garten und erinnern damit an die Anfänge des Landschaftsparks, der am 8. Juli 1989 eröffnet wurde. Er entstand als eine Erweiterung und Modernisierung der früheren Fläche der Bundesgartenschau (BUGA) von 1985. Damit sollte der Bevölkerung im Süden West-Berlins ein neues Naherholungsgebiet geboten werden. Die bestehenden Anlagen und Flächen im Britzer Garten entstammen den Nachnutzungsvorhaben der BUGA, so wurden beispielsweise Ausstellungshallen im Umfeld zu Sporthallen.
„Na da wird ja meine Frau Augen machen, wenn ich jetzt schon wieder nach Hause komme“, sagt ein älterer Herr, der seinen Namen nicht nennen mag. „Ich drehe mehrmals in der Woche auf dem Fahrrad meine Runden auf der Buga“, sagt er. „Früher, als es die Buga und den Britzer Garten noch nicht gab, bin ich immer von Buckow quer durch bis Mariendorf gefahren.“