Geopolitik

Bundeswehr: Pistorius strebt Bundeswehr mit 260.000 aktiven Soldaten an | ABC-Z

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will mit dem geplanten neuen Wehrdienstmodell bis Ende 2029 offenbar rund 114.000 Freiwillige für die Bundeswehr rekrutieren. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf Informationen aus einem vertraulichen Briefing für Abgeordnete von SPD und Union. Demnach plant Pistorius, den entsprechenden Gesetzentwurf Ende August ins Kabinett einzubringen. Der Start des neuen Dienstes sei für das Frühjahr 2026 vorgesehen.

Geplant ist offenbar ein sechs- oder zwölfmonatiger Dienst, durch den sich die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten bis 2035 auf etwa 260.000 erhöhen soll, zusätzlich zu 200.000 Reservistinnen und Reservisten. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Regierungskreisen, dass der Dienst zunächst ein halbes Jahr dauern soll. Derzeit zählt die Bundeswehr rund 182.000 aktive Soldaten. Alle Teilnehmenden gelten nach ihrer Dienstzeit automatisch als Reservisten, bislang stehen jedoch nur etwa 100.000 zur Verfügung. Pistorius hofft zudem, dass sich viele Rekrutinnen und Rekruten für eine längere Karriere bei der Truppe entscheiden. Für 2026 plant Pistorius nach Informationen des Spiegel, etwa 15.000 neue Wehrdienstleistende auszubilden.

Musterung soll künftig “Assessment Center” heißen

Vorgesehen ist, dass künftig alle jungen Männer und Frauen ein Schreiben erhalten sollen. Für Männer soll das Ausfüllen des darin enthaltenen Fragebogens verpflichtend, für Frauen freiwillig sein. Wer als geeignet eingestuft wird, soll anschließend zu einer Musterung eingeladen werden, die nun “Assessment Center” heißt. Auch diese soll für Männer verpflichtend sein.

Eine Rückkehr zur Wehrpflicht soll das Gesetz ebenfalls ermöglichen – allerdings nur, wenn der Bedarf der Bundeswehr nicht gedeckt werden kann oder sich die sicherheitspolitische Lage verschärft. In diesem Fall könnte das Kabinett die Reaktivierung vorschlagen und der Bundestag sie mit einfacher Mehrheit beschließen. Innerhalb der SPD gilt diese Option als umstritten. Zuletzt hatte SPD-Chef Lars Klingbeil einer möglichen Wiedereinsetzung eine Absage erteilt.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet außerdem unter Berufung auf Regierungskreise, dass der Dienst auf einfache militärische Aufgaben wie Wachdienste vorbereiten soll. Geplant seien zudem Ausbildungen als Lkw- oder Panzerfahrer sowie der Bau neuer, wohnortnaher Kasernen. Laut Reuters sollen die ersten Rekrutinnen und Rekruten ab Mai 2026 ihren Dienst antreten.

Sold von mehr als 2.000 Euro möglich

Um den Dienst attraktiver zu gestalten, plant Pistorius laut Spiegel eine deutlich höhere Bezahlung als beim bisherigen Freiwilligen Wehrdienst (FWDL) – im Gespräch ist demnach eine Steigerung um 80 Prozent. Damit würde der Sold bei mehr als 2.000 Euro netto liegen. Zudem werde darüber nachgedacht, die Rekruten nach der Basisausbildung mit moderner Technik vertraut zu machen, etwa im Drohneneinsatz. Damit solle das Angebot aufgewertet werden: In internen Anweisungen habe Pistorius betont, der neue Wehrdienst dürfe kein “Gammeldienst” werden.

Es besteht allerdings Zweifel, ob das freiwillige Modell reicht, um dauerhaft die angestrebte Zahl von Berufs- und Zeitsoldaten zu gewinnen. Ein Sprecher des Ministeriums teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, der Gesetzentwurf sei noch nicht abgeschlossen, werde aber mit Hochdruck vorbereitet.

Back to top button