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Gauting: Jubiläumsprogramm im Bosco – Starnberg | ABC-Z

Es erfordert Courage, eine Kulturspielstätte vor den Toren Münchens etablieren zu wollen. Was die Gunst des Publikums betrifft, tritt man schließlich in Konkurrenz zum immensen, teilweise hochsubventionierten Angebot der Millionenmetropole. Vor diesem Hintergrund ist es bewundernswert, dass sich das Bosco in den 20 Jahren seines Bestehens zum bedeutendsten Musentempel des Würmtals und des Landkreises Starnberg entwickelt hat. Maßgeblich verantwortlich dafür ist der Verein „Theaterforum Gauting“, den die Kommune nun mit dem Günther-Klinge-Kulturpreis auszeichnet.

Die Existenz des Bosco ist vor allem der Initiative des Vereinsgründers Hans-Georg Krause zu verdanken. Von 1993 an bespielte das Theaterforum Räume in der Gautinger Volksschule, nach mehr als 400 Veranstaltungen zog man 2005 in das vormalige Don-Bosco-Heim in der Ortsmitte um. 1,5 Millionen Euro investierte die Gemeinde nach und nach in den Umbau, so entstanden drei Veranstaltungsräume, deren größter Platz für 300 Personen bietet.

„Es lässt sich schon sagen, dass es von Anfang an ein Erfolg war“, sagt Barbara Schulte, die seit einem halben Jahr dieses Kulturzentrum leitet. 2024 konnte das Theaterforum dort 17 000 Besucher begrüßen. Wie in den Jahren zuvor sind in der kommenden Saison rund 80 eigene Veranstaltungen im Bosco geplant. Aber auch zwischendurch steht die Spielstätte selten leer, schon jetzt hat das Theaterforum für weitere 60 Tage Reservierungen vorliegen – die Räume werden auch an Vereine und Privatpersonen vermietet.

Inzwischen hat der Vorverkauf für die Monate September bis Juni 2026 begonnen. Drei thematische Schwerpunkte hat sich das Theaterforum gesetzt: Unter dem Titel „Künstler innen. Häuser außen“ präsentieren Katja Sebald und Ulrike Myrzik vom 24. September an 30 Künstlerhäuser in Oberbayern in einer Ausstellung. Bis Mitte Dezember werden in Filmen, Vorträgen und Exkursionen weitere Werkstätten und Ateliers von Kreativschaffenden gezeigt.

Zum Länderschwerpunkt „Georgien“ findet von Januar bis April eine Ausstellung der georgischen Fotografin Natela Grigalashvili statt, die das Leben der Nomaden in Adscharien wiedergibt. Außerdem stellt unter anderem der Jugendchor Tutarchela den traditionellen, polyfonen Gesang Georgiens vor und die Leiterin Tamar Buadze bietet dazu einen Workshop an. Das Wochenendseminar am 24./25. Januar ist schon fast ausgebucht, sagt Schulte.

Zum Thema „Die Erde, von der wir leben“  ist vom 21. April an eine Ausstellung mit Werken von Ekkeland Götze im Bosco zu sehen. Der Maler arbeitet in seinem Projekt „Das Bild der Erde“ mit Bodenproben von bedeutsamen Orten der Menschheitsgeschichte, die er als quadratische „Terragrafien“ auf Papier druckt.

Bis nächstes Jahr wartet das Bosco-Programm wie immer mit vielen bekannten Namen auf: So werden etwa die Schauspieler Roberto Ciulli und Eva Mattes erwartet. In der Sparte Klassik treten die Gautingerinnen Julia Fischer und Lena Neudauer mit ihren Kindern beim Familienfest der Fantasie „Bosco, Bambini!“ auf, Fischer kuratiert auch wieder zwei Sonntagsmatineen mit jungen Talenten.

Im Bereich Jazz, Pop und Weltmusik werden unter vielen anderen Leroy Jones, Lisa Wahlandt, Ganes oder Monobo Son erwartet. Auch die Literaturreihe wird fortgesetzt, doch der Gautinger Autor und Herausgeber Gerd Holzheimer wird sich nach 14 Jahren als Moderator verabschieden. Unter den 16 Kabarettabenden bis nächsten Juni sticht das Gastspiel von Robert Palfrader hervor. Der vormalige Bürgermeister von „Braunschlag“ und „Kaiser Robert Heinrich I.“ des österreichischen Fernsehens sinniert in seinem aktuellen Programm „Allein“ unter anderem über Gott und das eigene Genmaterial oder warum Jamaika noch nie einen Angriffskrieg geführt hat.

Ein Kulturzentrum in stetiger Wandlung: Barbara Schulte, die Leiterin des Gautinger Kulturhauses Bosco.
Ein Kulturzentrum in stetiger Wandlung: Barbara Schulte, die Leiterin des Gautinger Kulturhauses Bosco. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Abgesehen vom Kabarett seien die einzelnen Sparten „absolut defizitär“, sagt Barbara Schulte. Sie macht kein Hehl daraus, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert hat, seitdem Gemeinde und Landkreis die Subventionen gekürzt haben. „Wir versuchen deshalb, neue Synergien zu schaffen“, in der kommenden Spielzeit arbeitet das Bosco etwa mit dem Breitwand-Kino oder der Musikschule im Ort enger zusammen. „Es bleibt Work in Progress, schließlich befindet sich auch das Gebäude in stetiger Wandlung“, sagt die Leiterin.

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