Garching: Lokal im Bürgerhaus sperrt frühestens im März 2026 wieder auf – Landkreis München | ABC-Z

Wenn sich eine Stadt oder Gemeinde ein Bürgerhaus leistet, dann geht es nicht nur darum, für die Bevölkerung in einem akustisch ansprechenden Saal Theater, Kabarett und Konzerte anzubieten, sondern auch eine Möglichkeit zu schaffen, dass Besucher vor oder nach dem Kulturgenuss einkehren können. Im besten Fall übernehmen die Wirte dann das Catering bei den Veranstaltungen. Früher hießen die im selben Gebäude untergebrachten Lokale meist Bürgerstuben, servierten ihren Gästen gutbürgerliche Speisen und boten eine ansehnliche Getränkeauswahl. Auch heutzutage ist es ein Standortvorteil, wenn eine Spielstätte über ein Restaurant oder zumindest ein Café verfügt. Immer vorausgesetzt, es findet sich ein Pächter für den Gastro-Bereich.
Das ist in Garching nicht anders. Die Stadt im Münchner Norden nennt seit bald 50 Jahren ein weitläufiges Bürgerhaus in der Ortsmitte ihr Eigen, mit großem Saal, einem einladenden Foyer, Vereinsräumen – und einem Lokal samt Terrasse. Doch Wirtschaft und Außenbereich sind mittlerweile seit Mitte 2023 verwaist. Und auch dieser Sommer wird vorübergehen, ohne dass sich die Garchingerinnen und Garchinger dort bei Sonnenuntergang einen Drink gönnen oder etwas essen können. Bis mindestens Frühjahr 2026 wird es nach Angaben aus der Stadtverwaltung wohl dauern, bis das Restaurant wieder aufsperren kann. Wenn alles gut geht, neue Gerätschaften und die Lüftungstechnik rechtzeitig vorhanden sind und eingebaut werden können. Allein bei Letzterem gebe es allerdings derzeit Lieferzeiten von drei Monaten, sagte Bauamtsleiter Klaus Zettl.
Ein neuer Wirt für die Bürgerhaus-Gastronomie ist zwar gefunden, aber die bestehende Küche und der Thekenbereich eignen sich nicht für den von der Stadt gewünschten Restaurantbetrieb im Vollbetrieb. Jetzt müssen also die Handwerker anrücken, wieder einmal – und das wird teuer. Nach vorläufigen Schätzungen muss die Kommune voraussichtlich 750 000 Euro in die Hand nehmen, um die Gastronomie im Bürgerhaus herzurichten, wie der Bauamtsleiter nun im Stadtrat erläuterte und damit so manchen im Gremium in Aufregung versetzte.
Denn die letzte Runderneuerung des Lokals ist erst knapp sieben Jahre her: Ende 2018 wurde die vorhandene Vollküche in eine sogenannte Bistroküche umgewandelt, aus der Wirtschaft entstand ein Wiener Kaffeehaus. Zudem wurde das Restaurant in dem 1979 errichteten Gebäude verkleinert, um Räume für örtliche Vereine zu schaffen. Kostenpunkt: mehr als 2,7 Millionen Euro.
Allerdings sollte die Freude über die Neueröffnung der Gastronomie mit österreichischem Flair nicht lange währen. 2020 kam Corona mit all seinen Auswirkungen und danach folgten zunehmend Unstimmigkeiten mit dem Wirt, ehe schließlich Mitte 2023 das Pachtverhältnis beendet wurde – und das zentral gelegene Lokal seine Pforten schloss. Die Pausenbewirtung bei Veranstaltungen im Bürgerhaus hatte seitdem übrigens das städtische Kulturreferat übernehmen müssen.
Gleichzeitig diskutierten die Garchinger Stadtpolitiker in der Vergangenheit intensiv über den richtigen Weg für die Gastronomie im Bürgerhaus, entschieden nach langer Debatte, dass es wieder ein „Vollrestaurant“ werden soll und wurden in dem Wirt Malek Zada als neuen Pächter fündig. Er und sein Team bekamen zunächst die Zusage für das Catering bei Konzerten und anderen Veranstaltungen, nachdem sie die Feuerprobe bei der Bürgerversammlung im vergangenen November bestanden hatten.
Die Küche wird völlig neu gestaltet, teilweise sind neue Fundamente und Mauerdurchbrüche nötig
Der Pachtvertrag für das Lokal ist laut dem Garchinger Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) ausgehandelt und unterschriftsreif. Der neue Wirt wisse auch, dass er sich mit der Eröffnung des Lokals gedulden müsse, sagte der Rathauschef. Zusätzlich zur vollkommenen Umgestaltung der Küche müssen laut dem Bauamt nämlich teilweise neue Fundamente errichtet und Mauerdurchbrüche vorgenommen werden.
Im Stadtrat regte sich teilweise erheblicher Protest an den neuerlich notwendig gewordenen Ausgaben. Norbert Fröhler von den Bürgern für Garching (BfG) lehnte es auch im Namen seiner abwesenden Fraktionskollegin Simone Schmidt ab, wieder so viel Geld auszugeben. „Wir sollten die Bistroküche lassen“, forderte er. Diese „Kehrtwende“ rief im Gremium und vor allem beim Bürgermeister herbe Kritik hervor. Dieser erinnerte daran, dass alle zuvor getroffenen Beschlüsse zur Bürgerhaus-Gastro immer einstimmig gefallen seien – auch die Entscheidung für den neuen Pächter, der „ganz nach Wunsch der Stadt“ einen Vollbetrieb in der Wirtschaft plant.
Fröhlers Einwände, wonach Garching angesichts der Investitionen eine horrende Pacht für das Lokal verlangen müsse, quittierte Gruchmann mit der Aussage: „Sie können sich abschminken, dass mit einem Bürgerhaus Geld verdient ist.“ Das seien die Erfahrungen am Ort selbst und jene der Nachbarkommunen, sagte der Bürgermeister. Eine solche Einrichtung sei immer ein Zuschussbetrieb – und wie im Garchinger Fall ein Sorgenkind. Nicht zuletzt deshalb, weil die Stadt vor nicht allzu langer Zeit für die Grundsanierung des Gebäudes inklusive des Restaurants mehr als 16 Millionen Euro ausgegeben hat.