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Garching: Eine kulinarische Reise um die Welt – Landkreis München | ABC-Z

Jeder kann für einen Tag und Abend Chefköchin oder Chefkoch sein, wenn im Garchinger Familienzentrum der Nachbarschaftshilfe alle zwei Monate samstags international gekocht wird. Man muss sich nur trauen, sein Lieblingsrezept zu präsentieren und das dann auch zuzubereiten. Natürlich nicht allein, sondern mit tatkräftiger Unterstützung beim Zwiebelschneiden oder Kartoffelschälen. Wer in der Küche an diesem Tag den Hut aufhat, kann auf motivierte Helfer zurückgreifen. Denn alle machen mit, sagt Elisabeth Dux vom örtlichen Integrationsbeirat.

Zusammen mit ihren Beiratskolleginnen Zohreh Taher und Kate O’Shea sowie Claudia Springer-Pietsch und Martina Hanuschik vom Familienzentrum steht sie an diesem Abend in der Küche des offenen Treffs und zeigt, wie groß Kellen und Töpfe sind, die bei „Garching kocht international“ zum Einsatz kommen. 24 Personen können pro Termin teilnehmen. Gekocht wird, was gefällt: bayerisch, gutbürgerlich, syrisch, afrikanisch oder amerikanisch.

Gemeinsam am Herd stehen macht Spaß: Zohreh Taher, Kate O’Shea, Martina Hanuschik, Claudia Springer-Pietsch und Elisabeth Dux (von links) zeigen, wie fröhlich es in der Küche zugehen kann. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch eine Mixtur von verschiedenen internationalen Küchen ist erlaubt, Cross-over-Küche schadet nicht, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen, um ein paar Stunden lang am Herd oder Schneidbrett zu stehen, alles herrichten, die Tische decken, um dann miteinander zu speisen. Essen verbindet, nicht nur Liebe geht durch den Magen, sondern vermutlich auch Freundschaft und Begegnung. Auf der Warteliste stehen 25 Leute, die mitmachen wollen, wie Claudia Springer-Pietsch sagt. Sie ist bei der Nachbarschaftshilfe für das Koch-Projekt zuständig. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen regelmäßig zu den Veranstaltungen im Familienzentrum.

„Garching kocht international“ ist ein Angebot, das die Nachbarschaftshilfe in Kooperation mit dem örtlichen Integrationsbeirat begründet hat. Seit Juni 2023, kurz nachdem in der Universitätsstadt das neue Familienzentrum B2 eröffnet wurde, gibt es dieses Angebot für Einheimische, Zugezogene und Geflüchtete – denn „Garching ist bunt“, sagt die US-Amerikanerin Kate O’Shea, die seit Langem in der Universitätsstadt lebt und die Idee zu den Treffen hatte.

Gekocht wird in zwei modern ausgestatteten Küchen, die zum offenen Treff im Erdgeschoss des Gebäudes gehören, in dem nicht nur die Nachbarschaftshilfe, sondern auch die Volkshochschule-Nord residieren. Gegessen wird dann in dem hellen Saal, wo sich zu den Öffnungszeiten des Hauses jede und jeder hinsetzen kann, um Kaffee und Kuchen zu genießen oder sich mit jemandem zum Ratschen zu verabreden. Das Naschwerk produzieren übrigens mehr als 30 ehrenamtliche, darunter auch Menschen, die ihre Partner verloren haben und für die sich durch die Hobby-Konditorei eine Perspektive öffnen kann, weil sie wieder eine Aufgabe haben und neue Kontakte knüpfen können.

Alle helfen zusammen, wenn in Garching international gekocht wird.
Alle helfen zusammen, wenn in Garching international gekocht wird. (Foto: Nachbarschaftshilfe Garching)

Darum geht es auch bei „Garching kocht international“. Elisabeth Dux ist stellvertretend für den Integrationsbeirat für dieses Projekt mit dem Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet worden. Das Prozedere bei den Events ist festgelegt: Zunächst melden sich interessiert Chefköche für den Termin, diese stellen ihr Menü vor. Ist die Entscheidung gefallen, dann geht es an die Einkaufsliste. Wer nicht alles allein planen und besorgen kann, dem helfen die anderen.

Am Tag der Veranstaltung werden die Beiköche eingeteilt und jene, die die Tische eindecken. Das Ab- und Aufräumen übernehmen alle gemeinsam oder manches Mal auch Gäste, die während der Zubereitung der Speisen nicht gebraucht werden. So geht alles Hand in Hand. Wer mitessen möchte, zahlt beim ersten Mal fünf Euro.

Eine kulinarische Reise um die Welt: das Angebot von Integrationsbeirat und Nachbarschaftshilfe bringt internationale Speisen auf den Tisch.
Eine kulinarische Reise um die Welt: das Angebot von Integrationsbeirat und Nachbarschaftshilfe bringt internationale Speisen auf den Tisch. (Foto: Stephan Rumpf)

An der Wand im offenen Treff hängt eine große bunte Weltkarte, auf der Punkte all die Länder markieren, die bei den Events schon einmal im Mittelpunkt gestanden haben. Sind die Speisen fertig, dann werden sie auf der Theke an der Längsseite des Saals aufgebaut, zwar als Buffet, aber mit Ausgabe. Damit jeder etwas abbekommt. Man kennt es zum Beispiel aus Hotels, wenn sich bei den ersten in der Schlange das Essen stapelt und die letzten kaum noch etwas auf den Servierplatten oder in den Töpfen und Pfannen vorfinden. „Das hat sich bewährt“, sagt Dux.

In diesem Jahr haben die Organisatorinnen von „Garching kocht international“ zum ersten Mal Fastenbrechen mit Muslimen veranstaltet. Doch man muss keine Migrationsgeschichte haben, um bei dem Projekt im Familienzentrum mitzumachen. Seit gut zwei Jahren komme ein junges Paar zu den Terminen, mittlerweile sei schon das Baby dabei, erzählt Kate O’Shea. Gerade wenn jemand neu in Garching sei, dann bietet das Angebot eine gute Gelegenheit zum Knüpfen von Kontakten.

Machmal geht es in der Küche spektakulär zu.
Machmal geht es in der Küche spektakulär zu. (Foto: Nachbarschaftshilfe Garching)

Gemeinsames Kochen und Essen schafft Begegnung und Austausch. Die Köchinnen und Köche sprechen zum Beispiel über Zutaten, die die eine oder der andere nicht kennt. Es wird Neues probiert, aber auch ganz traditionelle Gerichte stehen auf dem Speiseplan: „Wenn jemand das Lieblingsrezept der Mutter vorstellen möchte, sind wir genauso offen wie bei einem Vorschlag, der aus Tunesien stammt“, sagt Claudia Springer-Pietsch. Hat jemand eine Allergie oder Unverträglichkeit, dann versuchen die Organisatorinnen, darauf Rücksicht zunehmen. Das gelte auch dann, wenn jemand aus religiösen Gründen auf Schweinefleisch verzichtet oder vegetarisch ist, ergänzt Kate O’Shea.

Der Anteil von Männern und Frauen ist nach Angaben der Veranstalterinnen meist ausgewogen, seit einiger Zeit sei zu beobachten, dass auch mehr junge Leute zu den Terminen kommen. Zum nächsten Mal gemeinsam und international aufgekocht wird am Samstag, 11. Oktober. Die Menüfolge ist bisher nicht bekannt. Doch bereits bei den vom Landkreis München veranstalteten Zukunftswochen zwischen 19. und 24. Oktober, mit denen ein Zeichen für Zusammenhalt gesetzt werden soll, spielen die Köchinnen und Köche aus der Universitätsstadt eine wichtige Rolle: Sie kümmern sich um das Catering, wenn in Garching die Eröffnungsveranstaltung stattfindet.

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