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Garching: Das Bürgerhauslokal bleibt zu – Landkreis München | ABC-Z

Die Durststrecke dauert mindestens noch bis zum nächsten Juni, obwohl längst ein Wirt parat steht: Weil die Küche und der Thekenbereich im Restaurant des Bürgerhauses in Garching großflächig umgebaut werden müssen, bleibt das Lokal bis in den kommenden Sommer hinein geschlossen. Dann, so hofft die Stadt, soll der Betrieb der Gastronomie wieder aufgenommen werden. Freilich nur, wenn alles gut geht, die Arbeiten wie geplant stattfinden können, es keine Lieferengpässe für Lüftungssysteme und Küchengerätschaften gibt – und keine unentdeckten Schäden am Gebäude auftauchen, sobald die Handwerker Wände freilegen und Mauern durchbrechen. Bis dahin muss der seit einem Jahr feststehende Pächter sich mit dem Catering im Kulturzentrum der Universitätsstadt über Wasser halten. Die Stadt investiert dafür mehr als 750 000 Euro, die Kommunalpolitiker haben die Summe zur Ertüchtigung der Gastronomie jetzt mehrheitlich freigegeben.

Mit dem Wirt hat das Rathaus nach Worten von Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) einen Vorvertrag geschlossen, die Versorgung der Besucher von Veranstaltungen im großen Saal, in den anderen Räumen und im Foyer klappe bislang gut. Das Team aus dem Kulturamt dürfte darüber ziemlich erfreut sein, denn bis zum Herbst 2023 waren es dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Gästen bei Theater- oder Kabarettvorstellungen in der Pause Getränke und Schnittchen reichen mussten. Diese Jobs gehören seit geraumer Zeit der Vergangenheit an.

Auf Wunsch des Kulturamtes wird bei der Umgestaltung der Gastronomie eine elektrische Schiebetür zwischen dem Cateringbereich und dem Bürgersaal eingebaut. Eine solche Vorrichtung haben die Garchinger bereits bei der vergangenen Sanierung des Hauses diskutiert, aber aus Kostengründen verworfen. Weil ein ständiges händisches Öffnen und Schließen der Holztür sowie Licht und Geräusche aus der Cateringküche das Publikum bei Veranstaltungen stören, soll es eine solche Tür jetzt geben.

Die letzte Runderneuerung des Restaurants erfolgte Ende 2018. Damals wurde die vorhandene Vollküche in eine sogenannte Bistroküche umgewandelt, aus der Wirtschaft entstand ein Wiener Kaffeehaus samt Bar im Ratskeller. Zudem wurde das Lokal in dem 1979 errichteten Gebäude verkleinert, um Räume für örtliche Vereine zu schaffen. Kostenpunkt: mehr als 2,7 Millionen Euro. Die Freude über die Neueröffnung der Gastronomie mit österreichischem Flair währte allerdings nicht lang: Wegen der Corona-Pandemie musste zunächst zugesperrt werden, danach kam es zunehmend zu Unstimmigkeiten zwischen Stadt und dem damaligen Wirt. Mitte 2023 war dann Schluss: Das Pachtverhältnis wurde beendet – und seitdem sind in dem zentral gelegenen Lokal die Lichter aus. Zum Ärger der Stadt und auch der Garchinger, die, wie der Bürgermeister sagte, eine Wiedereröffnung der Wirtschaft kaum erwarten können.

Dass eine solche aller Voraussicht nach erst im Juni 2026 möglich sein wird, sei sehr ärgerlich, räumte Gruchmann jetzt im Stadtrat ein. Mit dem neuen Wirt habe man einen Pächter an der Hand, der das Lokal auf jeden Fall bespielen wolle. Dass dieser angesichts der neuerlichen Verzögerung abspringt, befürchten die Garchinger nicht. Die Mehrheit im Stadtrat ist zudem davon überzeugt, dass der Umbau in ein „Vollrestaurant“ der richtige Weg ist, nachdem das Konzept eines Bistros laut dem Bürgermeister „leider nicht aufgegangen ist“. Daran, dass die Stadt jetzt eine Dreiviertelmillion Euro in die Hand nehmen muss, komme man nicht vorbei, sagte Gruchmann.

Auch in anderen Kommunen gibt es Probleme, Pächter für zentrale Gaststätten zu finden

Wenn sich eine Stadt oder Gemeinde ein Bürgerhaus leistet, dann geht es nicht nur darum, für die Bevölkerung in einem akustisch ansprechenden Saal Theater, Kabarett und Konzerte anzubieten, sondern auch eine Möglichkeit zu schaffen, dass Besucher vor oder nach dem Kulturgenuss einkehren können. Im besten Fall übernehmen die Wirte dann das Catering bei den Veranstaltungen. Früher hießen die im selben Gebäude untergebrachten Lokale meist Bürgerstuben, servierten ihren Gästen gutbürgerliche Speisen und boten eine ansehnliche Getränkeauswahl. Auch noch heutzutage ist es ein Standortvorteil, wenn eine Spielstätte über ein Restaurant oder zumindest ein Café verfügt.

Die Erfahrungen der Garchinger, dass es nicht leicht ist, einen passenden Pächter für solche Lokale zu finden, ist kein Einzelfall. In Unterföhring etwa blieb die Bürgerhausgaststätte für eine längere Zeit geschlossen, ehe in den Räumen ein italienisches Restaurant eröffnete. In Ottobrunn stehen Besucher des Wolf-Ferrari-Hauses in der Ortsmitte am Rathausplatz seit September vor verschlossenen Türen, weil die Wirtinnen nach nur zwei Jahren aufgegeben haben. Nachfolger gibt es offenbar bislang nicht, wie auf der Homepage des Kulturzentrums zu lesen ist.

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