Schieben auch Audi und VW ihr Verbrenner-Aus nach hinten? – Wirtschaft | ABC-Z

Es läuft nicht sonderlich gut mit der E-Mobilität. Deswegen könnten Audi und Volkswagen länger mit dem Verbrenner planen als ursprünglich gedacht, berichtet das Handelsblatt mit Verweis auf mehrere Insider. Demzufolge könnten einige Volkswagen-Bestseller in den 2030er-Jahren länger als geplant mit Benzin- oder Dieselmotoren gebaut werden. Das beträfe etwa den Golf, T-Roc oder Tiguan. Bei der Premiumtochter Audi ist dem Bericht zufolge das Kompaktmodell A3 im Gespräch. Vergangene Woche hatte Porsche bereits angekündigt, noch einmal mehrere Millionen Euro in die Entwicklung neuer Verbrenner stecken zu wollen.
Ziehen jetzt die anderen Marken im Konzern nach? Sowohl VW als auch Audi bestätigen das auf SZ-Nachfrage nicht. „Aus meiner Sicht ist das eine ziemliche Nicht-Geschichte“, sagt ein Sprecher aus Wolfsburg über die Berichte. „Es gibt keine Planungen, das Ziel mit 2033 aufzuweichen.“ Ursprünglich hatte der Konzern angekündigt, von 2033 an nur noch Elektroautos in Europa zu verkaufen. Doch schon länger zeichnet sich ab, dass die Nachfrage nach E-Autos stockt. Das liegt unter anderem an hohen Preisen, einer mangelnden Ladeinfrastruktur und einer ungewissen Förderpolitik. Währenddessen ist die Nachfrage nach Verbrennern ungebrochen.
Doch die Frage, wie lange noch Diesel- und Benzin-Modelle verkauft werden, hängt in erster Linie an politischen Entscheidungen aus Brüssel. Dort lobbyieren immer mehr Hersteller für eine Aufweichung der CO₂-Flottengrenzwerte, die bislang schrittweise verschärft werden sollen, bis von 2035 an dann gar keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden dürfen. Halten die Autobauer diese Vorgaben nicht ein, müssen sie Strafen zahlen. Für 2026 ist eine Neubetrachtung der Ziele angesetzt. Sollte die EU dann entscheiden, die Regeln doch noch einmal zu überarbeiten, gäbe das den Herstellern die Möglichkeit, länger und mehr Verbrenner zu verkaufen.
Investitionen werden in Fünf-Jahres-Zyklen geplant
Ein längeres Festhalten am Verbrenner käme also nicht völlig aus dem Nichts. Dennoch sei da nichts dran, heißt es aus Wolfsburg. Dass sie bis 2030 Verbrenner auf den Markt bringen und auch sogenannte „Facelifts“, also Überarbeitungen, an bereits bestehenden Modellen vornehmen würden, sei nicht neu, so der Sprecher. Es gebe aber keine zusätzlichen Investitionen in den Verbrenner. Sie würden sich natürlich zu gegebener Zeit anschauen, wie sich der Markt bis 2033 entwickle und was die Kunden wollten. Doch zumindest haben die Erfahrungen der vergangenen Jahre dazu geführt, dass endgültige Aussagen, wann der letzte Verbrenner einer Marke vom Band läuft, eher vage gehalten werden. Zudem werden Investitionen in Fünf-Jahres-Zyklen geplant. Es kann also sein, dass Anfang der 30er-Jahre auch bei VW noch einmal neues Geld in Verbrenner-Updates fließen wird, das aktuell noch nicht Teil der Planung ist.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz, die Deutsche Umwelthilfe und Greenpeace warnen davor, es so weit kommen zu lassen. In einem offenen Brief an Volkswagen-Chef Oliver Blume, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, fordern die Umweltverbände den Manager auf, sich zum Verbrenner-Aus 2035 zu bekennen. „Mit einiger Irritation“ beobachte man die Überlegungen im Konzern, länger als geplant Benzin- und Dieselautos zu entwickeln. Zudem gieße das Lobbyieren für eine Aufweichung der CO₂-Flottengrenzwerte auf europäischer Ebene „Öl ins Feuer der Klimakrise“, heißt es in dem Brief. Der Umstieg von Verbrennern auf E-Autos sei unvermeidlich und müsse ohne Verzögerung umgesetzt werden. Wer nun von „Flexibilisierung“ spreche, in Wahrheit aber eine Aufweichung der Ziele meine, „bremst den dringend benötigten Klimaschutz im Verkehr aus.“ Der Straßenverkehr ist für etwa ein Fünftel der europäischen CO₂-Emissionen verantwortlich.
Audi ist in einer komfortableren Situation
Gerade im VW-Konzern hat eine Fokussierung auf E-Mobilität an manchen Standorten für große Probleme gesorgt. So wird Audi sein Werk in Brüssel schließen, das vor wenigen Jahren auf reine E-Auto-Produktion umgestellt worden war. Und auch in Zwickau, wo VW ausschließlich Batteriefahrzeuge fertigt, fürchtet die Belegschaft um ihre Jobs, weil es zu wenig Nachfrage gibt. Insofern wäre es nicht überraschend, wenn der Konzern in Zukunft auf möglichst flexible Produktion setzt.
Bei Audi sieht man sich anders als Porsche in einer komfortableren Situation. Ausgerechnet die Verspätung einiger Modelle hat dazu geführt, dass die Ingolstädter viele Verbrenner gerade erst erneuert haben oder demnächst erneuern werden. Da ein Modell in der Regel sieben bis acht Jahre verkauft wird, hat Audi noch Zeit, um zu entscheiden, ob es in den 30er-Jahren nochmals ein Update für einige dieser Modelle geben wird oder nicht. Ein Sprecher von Audi verneint die Frage, ob sie erneut gezielt Verbrenner auf den Markt bringen. Das sei nicht der Fall.