Gab es früher Leben auf dem Mars? Nasa-Rover Perseverance entdeckt Spuren – Wissen | ABC-Z

Während er auf der Marsoberfläche herumkurvte, stieß der Nasa-Rover Perseverance im vergangenen Jahr auf einen Stein, den die US-Weltraumagentur damals als „faszinierend“ bezeichnete. Der Brocken zeige Spuren, die auf mikrobielles Leben vor einigen Milliarden Jahren hindeuteten. Eine gerade im Wissenschaftsjournal Nature präsentierte Analyse dieses Steins weist nun ebenfalls in diese Richtung. Das Team um den Geologen Joel Hurowitz von der Stony Brook University im Bundesstaat New York, schreibt darin vorsichtig von „potenziellen Biosignaturen“ und „Hinweise auf ungewöhnliche geochemische Aktivitäten auf dem frühen Mars“.
Deutlicher wurde US-Verkehrsminister Sean Duffy, seit einigen Wochen Interimschef der Nasa, während einer Pressekonferenz. „Dies könnte das deutlichste Zeichen von Leben sein, dass wir auf dem Mars je gefunden haben.“ Die stellvertretende Nasa-Chefin Nicky Fox beeilte sich zu versichern, dass dies noch keineswegs gesichert sei, mehr Daten und Untersuchungen seien notwendig.
Aufgefallen war der Gesteinsbrocken dem Nasa-Team wegen einiger Flecken, die entfernt einem Leopardenmuster ähneln. Das Gestein stammt wohl aus einem alten Flussbett, es besteht aus Ton und Schlick und enthält unter anderem Kohlenstoff, Schwefel, oxidiertes Eisen und Phosphor, schreiben Hurowitz und sein Team nach Auswertung der Daten, die von den Perseverance-Instrumenten zur Erde gefunkt wurden. Die Flecken bestünden demnach wahrscheinlich aus dem Eisenphosphat Vivianit und dem Eisensulfid Greigit, die zusammen auf früheres mikrobielles Leben hindeuten können.
Die Gruppe hat sich in ihrer Arbeit alle Mühe gegeben, einen biologischen Ursprung jener Spuren im Marsgestein auszuschließen. Man bemühe sich immer, Spuren von Leben auf anderen Planeten zurückhaltend zu interpretieren und ihren Ursprung irgendwie anders als durch biologische Prozesse zu erklären, sagt Frank Brenker, Professor für Planetare und Extraterrestrische Prozesse am Schwiete Cosmolab an der Goethe-Universität Frankfurt. „Und das ist auch der richtige Weg, weil es so eine wichtige Frage ist.“
Gewissheit kann nur eine Laboranalyse liefern
Bei bisherigen Funden war das auch meistens halbwegs überzeugend gelungen. Dieses Mal aber stoßen die Erklärungen an Grenzen, sagt Brenker, der nicht an der Untersuchung beteiligt war, aber in der Vergangenheit Gesteinsproben vom Asteroiden Bennu untersucht hat, bei denen man ebenfalls nach den Bausteinen des Lebens suchte. Will man die Spuren ohne biologische Aktivität erklären, stößt man auf Widersprüche, was die Verhältnisse auf dem jungen Mars angeht. Und so schlussfolgert das Team um Hurowitz, dass es angemessen wäre, einen biologischen Einfluss zu erwägen. „Auf der Erde ist es praktisch immer umgekehrt“, sagt Brenker: „Wenn wir auf solche Strukturen stoßen, müssen wir davon ausgehen, dass sie von biologischen Vorgängen geprägt wurden.“
Allerdings beruhen die Analysen bislang auf Spektralanalysen: Die Instrumente an Bord des Rovers machen Aufnahmen der reflektierten Strahlung, daraus kann man auf die Mineralien schließen. Das spektrale Signal der möglicherweise organischen Bestandteile im Gestein sei im Spektrum nur als breiter Buckel zu sehen, sagt Brenker. Gewissheit könnte nur eine Untersuchung des Steins in einem irdischen Labor liefern, dazu seien die Instrumente des Rovers nicht geeignet.
Eine Isotopenanalyse könnte zum Beispiel Aufschluss darüber geben, ob die Strukturen durch biologische oder andere Prozesse entstanden sind. „Am Ende sehen wir vielleicht sogar eine Art Fossilien, die unter einem Elektronenmikroskop als solche zu erkennen sind“, sagt Brenker.

:Wie die Nasa ihre Marsproben doch noch retten will
Seit gut drei Jahren sammelt der Marsrover „Perseverance“ Gesteinsbrocken, doch der Transport zur Erde droht an den Kosten zu scheitern. Nun gibt es einen neuen Plan.
Ist das nun der Beweis für außerirdisches Leben? „Es ist der beste Beleg, den wir bislang für außerirdisches Leben haben, aber kein Beweis“, sagt Brenker. Ohne die Proben zur Erde zu bringen, sei ein solcher nicht möglich. Ursprünglich war geplant, dass eine Raumsonde im Jahr 2031 Proben vom Mars abholt, die Perseverance zuvor in Röhrchen verpackt hat. Das scheiterte an der Finanzierung, nun werden neue Ideen gesucht.
Wohl gut eine Milliarde Jahre lang herrschten auf dem Mars Bedingungen, die mit denen auf der frühen Erde vergleichbar sind. „Eigentlich ist es unausweichlich, dass es auch woanders Leben gab oder gibt, es ist nur die Frage, wie wir das nachweisen“, sagt Brenker. Vielleicht fänden sich auch irgendwann größere fossile Lebensspuren, die mit den Perseverance-Instrumenten geprüft werden könnten. Es sei auch nicht auszuschließen, dass noch heute etwas auf dem Mars lebt. Um das zu finden, müsste man tief in die Marsoberfläche bohren, bis zu Wasser führenden Schichten.