Ancelottis Abschied aus Madrid: „Ich habe Xabi Alonso keinen Ratschlag zu spendieren“ – Sport | ABC-Z

Am Dienstag trat Carlo Ancelotti, brasilianischer Nationaltrainer in pectore, im Trainingszentrum von Real Madrid vor die Presse, und der Veranstaltung wohnte ein Abschied vom spanischen Rekordmeister inne. Er wolle „kein Drama“ machen, sagte Ancelotti, 65. Denn: „Wenn sogar das Leben vorbei sein kann – was soll man erst von einer Periode in einem Fußballklub sagen? Der Fußball ist, wie das Leben, ein Abenteuer, das beginnt und auch endet.“
Ancelotti wird mit 15 Titeln als der meistdekorierte Trainer Madrids in Erinnerung bleiben und am 1. Juni vom bisherigen Leverkusen-Trainer Xabi Alonso, 43, abgelöst. „Ich empfinde viel Zuneigung, aber ich habe ihm keinen Ratschlag zu geben. Er hat alle Werkzeuge in der Hand, um in Zukunft ein großer Trainer zu sein.“
:Xabi-Ball
Wie funktioniert der Fußball, der Bayer Leverkusen zum Meister gemacht hat? Was macht ihn so besonders? Ein Erklärungsversuch mit Taktiktafel.
Die Pressekonferenz trug surreale Züge. Brasiliens Verband CBF hatte am Montag bestätigt, dass Ancelotti am 26. Mai seine Arbeit als Nationaltrainer aufnehmen wird; Real Madrid hüllte sich am Dienstag noch immer offiziell in Schweigen. Ancelotti wollte nicht verraten, wann ihm Klubboss Florentino Pérez mitteilte, dass er den Vertrag nicht bis 2026 laufen lassen wolle („das ist privat“). Dass der CBF die Sache öffentlich machte, habe auch nichts mit ihm zu tun gehabt.
Unbehaglich war ihm augenscheinlich schon zumute: „Ich soll hier jetzt Dinge erklären, die ich jetzt nicht erklären will.“ Sprach’s – und wurde doch dramatisch. Er griff mit der rechten Hand gen Herz, zog an der Brustpartie des Stoffs, wo das Wappen von Real Madrid prangte, und sagte, dass er nichts über Brasilien sagen wolle, „weil ich bis zum 25. (Mai) das Hemd Real Madrids trage. Weil ich dieses Trikot sehr respektiere. Und es bis zum letzten Tag respektieren will“. Hätte ihm jemand gesagt, dass er in insgesamt sechs Jahren so viele Titel gewinnen würde, er hätte „mit Blut unterschrieben“.
Seine Zukunft beginnt schon in dieser Woche. Ungeachtet des Liga-Spiels vom Mittwoch gegen Real Mallorca – es wird seine drittletzte Partie als Madrider Coach sein – muss er die erste Nominierungsliste für die Seleção vorbereiten. Der frühere Leverkusener Verteidiger Juan reist zusammen mit Rodrigo Caetano nach Madrid, sie sind Nationalmannschaftskoordinatoren der CBF. Ancelotti soll am 5. Juni (Ortszeit) in Guayaquil debütieren, in Ecuador geht es um WM-Qualifikationspunkte.
Ansonsten scheint alles vorbereitet zu sein. Während die Italiener feixen, dass der Wechsel eines Landsmanns zur Seleção in etwa so ist, als würde man den Eskimos Eis verkaufen, gab es in Brasilien viel Erleichterung. Ancelotti soll ein Nettojahresgehalt von neun Millionen Euro beziehen, in einem Luxusapartment unterm Zuckerhut wohnen – und wird laut Sportinformationsdienst eine gepanzerte Limousine und einen jederzeit startklaren Privatjet zur Verfügung haben. Was man halt so benötigt, im nicht gerade ungefährlichen Rio de Janeiro.