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Fußball-Sechserpack: Müller-Hattrick am 36. Geburtstag – Sport | ABC-Z

Tommy müllert

Harry Kane hatte Thomas Müller ja ohnehin eine Nachricht schreiben müssen, so wie das gute Freunde an Geburtstagen machen – warum also nicht gleich auch auf Instagram, wo Müller bereits die Vorlage gegeben hatte? „Ich lieb’s, Tommy! Glückwünsche!“, so schrieb Kane unter einen Müller-Beitrag, in dem jener nicht nur einen ersten, kleinen Hauch von brummigem kanadischem Akzent in seinem Englisch andeutete, sondern auch einen von seinen Mannschaftskollegen unterschriebenen Matchball präsentierte. Solche Bälle sind von Kane bekannt, der in einer gewissen Regelmäßigkeit Hattricks erzielt, nun aber „weiß ich, wie sich das anfühlt“, sagte Kanada-Tommy: Drei Tore erzielte Müller beim 7:0 der Vancouver Whitecaps gegen Philadelphia Union, dem höchsten Sieg der Klubgeschichte, just an seinem Geburtstag. Zweimal war er per Elfmeter und einmal mit dem Kopf kurz vor Schluss erfolgreich, es war die Fortsetzung der sehr erfolgreichen ersten Wochen des Projekts „Karriere-Spätherbst in der MLS“, die für Müller nun eine Bilanz von vier Torbeteiligungen in drei Spielen ergeben. Auch wenn Kane mit seinen acht Torbeteiligungen zum selben Zeitpunkt darüber bestimmt nur schmunzeln kann.

Fit? In Form?

Verletzungspause: Antonio Rüdiger. (Foto: Manu Fernandez/AP/dpa)

Julian Nagelsmann hat zuletzt drei Entscheidungen getroffen, und bei keiner kann man sicher sein, dass sie bis zur WM im nächsten Sommer anhält. Ob der verletzte Marc-André ter Stegen wirklich im deutschen Tor stehen wird? Weiß nicht mal ter Stegen. Ob Joshua Kimmich wirklich das defensive Mittelfeld verantworten wird? Das ist zwar der Plan, aber wenn man wirklich überhaupt keinen tauglichen Rechtsverteidiger findet … Und: Ob Antonio Rüdiger wirklich der sein wird, dem Nagelsmann seine Abwehr anvertraut? Rüdiger, 32, würde das bejahen, aber ein Blick auf die Fakten ergibt, dass im Moment die nächste vermeintliche DFB-Gewissheit infrage steht (unabhängig von Rüdigers zuletzt, nun ja, nicht komplett vertrauenswürdiger Form). Im Abschlusstraining vor dem Spiel in San Sebastian erlitt der Real-Verteidiger eine „Verletzung des vorderen linken Oberschenkelmuskels“, nähere Angaben machte sein Arbeitgeber nicht. Um eine Miniaturblessur scheint es sich gleichwohl nicht zu handeln, spanische Medien spekulieren über eine Pause bis Dezember. Zum Fitness- und Formaufbau bleibt Antonio Rüdiger dann nicht mehr viel Zeit – zumal er schon von dieser neuen Verletzung verletzt pausierte und davor sogar verletzt spielte.

Sieg des Trainers

Außer Rand und Band: Julian Schuster und seine Freiburger.
Außer Rand und Band: Julian Schuster und seine Freiburger. (Foto: Grant Hubbs/Steinsiek.ch/Imago)

Welche Motive einen Trainer zu einer Ein- oder Auswechslung bewegen, steht traditionell im Zentrum der Berichterstattung. Nähert man sich den Personaldispositionen, die Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß beim Spiel in Freiburg getroffen hat, so stößt man auf mindestens drei Denkmöglichkeiten. Dass Hoeneß nach 76 Minuten die Nationalspieler Demirovic und Mittelstädt abberief und durch die defensiveren Chema und Hendriks ersetzte, könnte bedeuten, dass er die 1:0-Führung über die Zeit mauern wollte. Oder war es ein Misstrauensvotum gegen die eigene Elf, die seinen geliebten Offensivfußball gerade nicht auf den Rasen bringt? Oder war es ein Briefchen an die Klubbosse, schaut her, ihr habt mir den Woltemade verkauft und keinen Nachfolger besorgt, und jetzt habe ich keinen Stürmer mehr, den ich einwechseln kann? Vielleicht wollen sie beim VfB etwas sein, was sie im Moment nicht mehr sind (ein Spitzenteam), in Freiburg dagegen sind sie ganz bei sich. Trainer Julian Schuster wusste, wie man einem Fehlstart am besten begegnet: Er wechselte die Offensivspieler Scherhant und Matanovic ein, die mit drei Toren das Spiel drehten und ihrem Coach einen doppelten Sieg bescherten – gegen den VfB und seinen Trainerkollegen.

Unhappy Birthday!

Geschenke nur vor dem Spiel: Dieter Hecking zu Gast in Paderborn.
Geschenke nur vor dem Spiel: Dieter Hecking zu Gast in Paderborn. (Foto: David Inderlied/dpa)

Das Profifußball-Geschäft nimmt keinerlei Rücksicht auf Geburtstage und Gefühlsduseleien, das weiß Dieter Hecking natürlich nur zu gut. Er hat am Freitagabend zwar Glückwünsche und Präsente in Empfang genommen, darunter ein Trikot mit einer „61“, weil er am 12. September anno 1964 in Castrop-Rauxel geboren wurde. Besser und erfolgreicher gespielt als zuletzt haben seine Bochumer zu Ehren ihres Trainers allerdings nicht. Auch in Paderborn verlor der VfL 0:1 – Niederlage vier am fünften Ligaspieltag, was für den ambitionierten Bundesligaabsteiger und den Coach ein grausamer Start ist. „Wir haben Probleme. Dass die Fans aufgebracht sind, dafür muss man Verständnis haben“, sagte der Geburtstagsroutinier. Das Gegentor fiel zwar erst in Minute 90, war aber überfällig. Hecking betonte: „Ich bin nicht ratlos. Wir müssen zusammen den Weg finden, da rauszukommen.“ Zuspruch von Sportchef Dirk Dufner erhielt der Jubilar („intern keine Zweifel am Trainer“) – und wie es der Spielplan will, ist nun just der 1. FC Nürnberg Bochums nächster Gegner. Beim Club ist die Gesamtlage identisch: prominenter Trainer, hohe Ziele, aber sieglos im Tabellenkeller – und auch Miroslav Klose erhielt die Garantie, nächste Woche gegen Hecking noch im Amt zu sein.

Herrlich unperfekt

Spektakel in Turin: Iners Francesco Acerbi (re.) im Duell mit Juventus-Stürmer Dusan Vlahovic.
Spektakel in Turin: Iners Francesco Acerbi (re.) im Duell mit Juventus-Stürmer Dusan Vlahovic. (Foto: Alberto Lingria/Reuters)

So schön kann also der Wahnsinn sein: Man musste sich am Ende dieses Derby d’Italia fast bei den Trainern bedanken für die Imperfektion, die sie derzeit aufs Feld schicken bei ihren jeweiligen Mannschaften. Mit 4:3 gewann Juventus Turin das erste große Spitzenspiel der Serie-A-Saison gegen Inter Mailand. Man konnte es als Zeichen werten für das, was dem italienischen Fußball in dieser Saison bevorsteht. Weder Ivan Tudor (Juventus) noch Christian Chivu (Inter) haben es bislang geschafft, auf ihren jeweiligen Trainerbänken überzeugende Arbeit zu leisten. Die Mailänder versuchen sich daran, sich ein wenig neu zu erfinden, brauchten allerdings zwei sensationelle Tore von Hakan Calhanoglu, um gegen Juventus eine Chance zu haben. Die Turiner wiederum mussten sich am Samstag auch auf die Fehleranfälligkeit des Inter-Torhüters Yann Sommer verlassen, der mehrmals keine glückliche Figur machte. Und so bleibt als Erkenntnis vom Wochenende, dass Inter Mailand langsam, aber sicher in eine erste Krise driftet, Juventus vor dem Champions-League-Auftakt gegen Dortmund am Dienstag zumindest emotional ein Hoch erlebt – und die SSC Napoli (3:1 gegen Florenz) der Gewinner des Wochenendes und eindeutig erster Anwärter auf den Meistertitel ist.

Ein echter Zehner

Danel Sinani (re.) im Duell mit dem Augsburger Alexis Claude-Maurice.
Danel Sinani (re.) im Duell mit dem Augsburger Alexis Claude-Maurice. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Wie so häufig im Fußball war die schönste Szene nicht jene, die es in den Spielberichtsbogen schaffte. St. Paulis Danel Sinani, ein echter Zehner, lief aufs gegnerische Tor zu und lupfte den Ball derart anmutig über drei Augsburger Abwehrspieler, dass sein Teamkollege freie Bahn hatte. Blöd für Sinani: Mathias Pereira Lage schoss in die Arme des Torwarts, kein Assist also. Gut für Sinani, 28, und den FC St. Pauli: In den Spielberichtsbogen hat er es in der 78. Minute dennoch geschafft – durch einen wuchtig getretenen Freistoß, zum 2:1-Sieg der Kiezkicker am Sonntag gegen den FCA. Sieben Punkte aus drei Spielen haben die St. Paulianer in dieser Saison bislang eingesammelt, in der Tabelle besetzt das Team von Coach Alexander Blessin den beachtlichen vierten Platz. Nicht zuletzt dank der Darbietungen Sinanis, eines der aktuell wohl auffälligsten Spielmacher der Liga. Dabei war Sinani in der zweiten Liga und in der vergangenen Erstligasaison eher eine Randerscheinung gewesen. Jetzt nicht mehr. Was auch dem Bundestrainer Julian Nagelsmann kaum entgangen sein dürfte, der vor dem Länderspiel im Oktober gegen Luxemburg nicht lang nach einem Player to Watch suchen muss: Sinani hat schon 71 Länderspiele für das kleine Land absolviert.

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