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Fußball EM – Spaniens Trainer De la Fuente vor dem Finale: “Genießt es” – Sport | ABC-Z

Auch Fußballmannschaften sind hierarchische Gebilde. Und das führt vor Endspielen dazu, dass die Kapitäne das Wort ergreifen. 24 Stunden vor dem Endspiel gegen England war das im Fall der Spanier anders. Spielführer Álvaro Morata (Atlético Madrid) blieb der Pressekonferenz fern, stattdessen kam Jesús Navas vom FC Sevilla. Mit 38 Jahren der Älteste (und Dienstälteste) des Kaders, vor allem aber: der letzte Weltmeister von 2010, der noch in der aktuellen Nationalmannschaft eingesetzt wird. Am Sonntag wird er Adieu sagen – gegen ein englisches Team, das ausgerechnet von Gareth Southgate trainiert wird. Ausgerechnet? Ja, weil Navas ebendiesen Southgate im Jahr 2006 mit dem FC Sevilla in Rente schickte und schmunzeln musste, als er daran erinnert wurde. Navas siegte im Endspiel der Europa League gegen den von Southgate als Kapitän angeführten FC Middlesbrough in Eindhoven mit 4:0.

Es sei unglaublich gewesen, wegen allem, was der Titel für seinen FC Sevilla bedeutete, sagte Navas. Und er hofft natürlich, dass sich derlei am Sonntag im Berliner Olympiastadion wiederholt. Es gebe keinen Favoriten, sagte nicht nur Navas, sondern auch sein Trainer Luis de la Fuente. Aber im Kreis der Spanier ist ein Gefühl unerschütterlich: dass sie in ihren sechs Spielen mit sechs Siegen und durchgehend überzeugenden Leistungen unter Beweis gestellt haben, dass keine Mannschaft bei der EM besser gespielt hat als sie. Nun müsse man das bestätigten – mittels einer Leistung, die sie als authentische spanische Nationalelf ausweist, sagte De la Fuente: „Wenn wir nicht Spanien sind, haben wir keine Chance zu gewinnen.“

Was die Spanier heute mit der „generación dorada“ vor einigen Jahren verbindet

In englischen Medien war am Vorabend des Finaltags die Hypothese zu lesen, dass die Spanier gerade den Grundstein für eine neue Dynastie begründen würden. Sprich: dass sie mit einer Generation angetreten sind, die es mit jenen Teams aufnehmen kann, die zwischen 2008 und 2012 zwei Europameisterschaften und eine WM gewannen. „Hoffentlich wiederholt es sich“, sagt Navas, der alles andere als ein Lautsprecher ist.

Es gebe ein paar Gemeinsamkeiten zwischen der „generación dorada“ jener Jahre und der jetzigen Mannschaft, die den vierten EM-Titel für Spanien holen will. Das Gemeinschaftsgefühl, das sich in Donaueschingen im Schwarzwald entwickelt habe, ähnele dem Geist, den man in Südafrika (WM 2010) und Polen (EM 2012) gespürt habe. „Man merkt es, wenn wir spielen. Diese Gruppe ist unglaublich“, beteuerte Navas, der nach dem Halbfinalsieg gegen Frankreich in München in Tränen aufgelöst war. Vor Rührung und Glück, nicht vor Schmerz, obwohl er schon seit vier Jahren über Hüftprobleme klagt. Am Sonntag will er die Pein ein letztes Mal vergessen.

Einer, der das größte Opfer in der Qualifikation brachte, wird zum Finale eingeflogen

Er wird nicht von Beginn an spielen, an seiner Stelle wird wieder der gegen Frankreich gesperrte Dani Carvajal in die Startelf rücken. Auch der Rest der Stammkräfte – Torwart Unai Simón, die Verteidiger Le Normand, Laporte und Cucurella, Großhirn Rodri, die Mittelfeldspieler Olmo und Fabián; die Stürmer Yamal, Morata und Williams – sie alle sind fit und guter Dinge. Yamal feierte am Samstag in Donaueschingen seinen 17. Geburtstag.

Luis de la Fuente muss bekanntermaßen seit dem Viertelfinale gegen Deutschland auf den knieverletzten Pedri verzichten; auch der Ausfall von Offensivkraft Ayoze Pérez steht seit einigen Tagen fest. Beide werden in Berlin dabei sein, zudem wird Gavi vom FC Barcelona eingeflogen, wie De la Fuente am Samstag mitteilte. Auch dies ist eine vielsagende Geste, die etwas über die Gruppenführung der Spanier verrät. Niemand brachte ein größeres Opfer als Gavi für den EM-Titel; er zog sich im Qualifikationsspiel gegen Georgien im November 2023 einen Kreuzbandriss zu, den er immer noch nicht auskuriert hat.

Dass ihnen die Favoritenrolle zugefallen ist, nehmen die Spanier mit Langmut hin. Wobei sie natürlich beteuerten, dass ein Endspiel nie Favoriten habe. „Favoriten? Das ist was für die Wettbüros“, sagte De la Fuente. Er gehe das Finale mit „Gelassenheit, Ruhe und Stolz an“, das seien die Attribute, die er seinen Spielern auftragen werde. Sie stünden „vor einer historischen Chance“, aber mit dem geflügelte Wort, dass „man Finals nicht spielt, sondern gewinnt“, sei er nicht einverstanden. Natürlich wolle man gewinnen, aber es störe ihn, dass „die Erinnerung brüchig und ungerecht zu den Sportlern ist, die nicht gewinnen“. Es gebe deshalb vor allem anderen zwei Worte, die er seinen Spielern einimpfen wolle: „Genießt es.“

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